| Geistliches

Wie man sich die eigene Taufe neu bewusst machen kann

Was ist eigentlich ein Tauferinnerungsgottesdienst? Eine Pfarrerin erzählt

Getauft wird man nur einmal. Aber man kann sich die Taufe immer wieder neu bewusst machen – zum Beispiel in Tauferinnerungsgottesdiensten. In solchen Gottesdiensten wird die Taufe in Texten und Zeichen thematisiert, und Gottesdienstbesucher können sich dieses großen Moments bewusst werden oder erinnern, in dem man selbst oder die eigenen Eltern stellvertretend Ja zum Leben als Christin oder Christ gesagt haben – je nachdem, in welchem Alter man getauft worden ist. Eine Tübinger Pfarrerin berichtet.

In einem Tauferinnerungsgottesdienst können sich Getaufte ihres Getauftseins vergewissern. Das Foto zeigt einen Tauferinnerungsgottesdienst in Tübingen mit Pfarrerin Barbara Hahn-Jooß.Bild: Ingrid Ertinger

Viele Gemeinden feiern solche Tauferinnerungsgottesdienste. In Tübingen zum Beispiel haben eine evangelische und katholische Kirchengemeinde vor wenigen Tagen am 23. Juli gemeinsam am Neckarufer gefeiert.

Pfarrerin Dr. Barbara Hahn-Jooß erzählt:

„Am Anfang des Gottesdienstes haben wir eine Flipchart aufgestellt, auf der der Satz stand: „Es ist schön, getauft zu sein, weil ...“ Die Besucherinnen und Besucher konnten beim Ankommen ihre eigenen Antworten auf das Plakat schreiben.

„Es ist schön, getauft zu sein, weil ...“ Dieser Satz stand auf einem Plakat. Die Besucherinnen und Besucher konnten den Satz beim Ankommen ergänzen.Bild: Ingrid Ertinger

Ein Satz Martin Luthers stand im Mittelpunkt des ökumenischen Tauferinnerungsgottesdienstes. Wenn der Reformator nicht mehr weiter wusste oder Angst hatte, hat er mit Kreide auf einen Tisch oder an die Wand geschrieben: „Ich bin getauft.“ Luther haben diese Worte getröstet und ihm Kraft gegeben.

Auf dem Altar stand während des Gottesdienstes das Taufgeschirr, ein Krug und eine Schale. Gemeinsam haben wir eine Tauferinnerung mit Glaubensbekenntnis gesprochen. Darin hieß es: „Wir taufen Kinder und Erwachsene auf den Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wir vertrauen sie so der Liebe und der Herrschaft Gottes an, im Leben und im Sterben, und wir nehmen sie in die christliche Kirche auf.“

An einer Station konnte man sich der eigenen Taufe neu vergewissern.Bild: Ingrid Ertinger

An unterschiedlichen Stationen ging es dann um das Thema „Taufe“. An einer Station konnten sich die Besucherinnen und Besucher an ihre Taufe erinnern lassen. Sie konnten sich entweder selbst ein Kreuz mit dem Wasser aus der Taufschale in die Hand oder auf die Stirn streichen und sich selbst vergewissern anhand eines vorbereiteten Texts auf Kärtchen: „Ich bin getauft auf den Namen des Vaters, der immer bei uns ist und uns beschützt, auf den Namen Jesu Christi, der unser Freund und Bruder ist, und auf den Namen des Heiligen Geistes, der uns Mut und Hoffnung schenkt. Daran erinnere ich mich heute. Meine Taufe schenke mir Kraft.“

Oder sie konnten sich das Kreuz von Mitarbeitenden auf Hand oder Stirn malen lassen mit dem „gleichen“ Vers: „Du bist getauft auf den Namen des Vaters, der immer bei uns ist und uns beschützt, auf den Namen Jesu Christi, der unser Freund und Bruder ist, und auf den Namen des Heiligen Geistes, der uns Kraft und Mut schenkt. Daran erinnere ich dich heute. Deine Taufe schenke dir Kraft.“ Der Vers stand auf Kärtchen, die die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher mitnehmen konnten.

An einer anderen Station konnten sie sich einzeln segnen lassen. Oder sich ein Tauf-Tattoo aufkleben lassen. Oder ein „Taufschiffchen“ falten. Oder Fische auf einem Leintuch mit triefenden Schwämmen bewerfen und schön nass halten.

Das Team hat die Sätze auf dem Plakat vor der ganzen Gemeinde vorgelesen. Diese hat mit dem Vers aus Psalm 73 darauf geantwortet: „Gott nah zu sein, ist mein Glück“.Bild: Ingrid Ertinger

Die Sätze, die die Gemeinde auf die Flipchart geschrieben hat, hat das Team vorgelesen, und die Gemeinde hat mit dem Vers aus Psalm 73 darauf geantwortet: „Gott nah zu sein, ist mein Glück“.

Nach dem Gottesdienst konnten alle, die wollten, dann noch an Stocherkahn-Kurzpartien teilnehmen.“

Die Ehrenamtliche Beatrice Frank hat selbst am Gottesdienst mitgewirkt. Sie erzählt, wie es für sie war, sich an die eigene Taufe zu erinnern.Bild: privat

„Es war ein sehr schöner, berührender und anregender Gottesdienst“, sagt die Ehrenamtliche Beatrice Frank. „Diese zugewandte Stimmung, die Mischung der Teilnehmer über alle Generationen, die eifrige Mithilfe der Konfi-Gruppe, die Zusammenarbeit der Kinderkirchteams und – ganz besonders – die Warteschlange an der Segensstation!“ Besonders gefallen hat ihr auch das unkomplizierte und schöne ökumenische Miteinander: „Keiner fragte, zu welcher Gruppe man jetzt eigentlich gehöre.“

Wichtig an dem Lutherzitat findet sie das „Ja Gottes zu uns, schon den kleinen Kindern zugesprochen, ohne Vorbedingungen, und seine Geduld bei dem vielen Chaos, das die Menschen so veranstalten und verursachen“.



Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt@elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden.


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Grafik: elk-wue.de

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