| Landeskirche

Kirchengärten als Insektenparadiese

Landeskirche und Naturschützer arbeiten gemeinsam für die Artenvielfalt

Die Initiative "Blühende Kirchgärten" sorgt sich um den Artenschutz. Wer etwas für Insekten tun will, sollte keine exotischen Gehölze pflanzen, sagt eine Expertin vom NABU. Hilfreicher seien Holunder und Schlüsselblume. 

doris oberfrank-list - stock.adobe.com

Die Stuttgarter Friedenskirchengemeinde macht es vor: Kinder ihrer Kindertagesstätte haben im Frühjahr ein Beet mit der Wildblumenmischung "Blütenzauber" eingesät und seither gepflegt. Jetzt steht es in voller Blüte, dokumentiert Mesnerin Elke Huber vom Umweltteam der Gemeinde für die Internetseite des landeskirchlichen Umweltreferats. An Klatschmohn und Kornblume, Ringelblume und Feldrittersporn freuen sich nicht nur Menschen, sondern auch viele Insekten.

"Blühende Kirchgärten - damit es summt und brummt!" ist eine Informationsoffensive des kirchlichen Umweltreferats. Mit der passenden Gartengestaltung können auch Kirchengemeinden dabei helfen, "die Artenvielfalt zu erhalten und dem Insektensterben entgegenzuwirken", betont Diplombiologin Monika Schäfer-Penzoldt. Sie arbeitet für Artenvielfalt-Projekte zusammen mit dem Umweltverband NABU und beispielsweise in Stuttgart auch mit dem Amt für Umweltschutz der Stadt.

Die Friedensgemeinde ist über das Blumenbeet hinaus für biologische Vielfalt aktiv: Sie pflanzt auf ihrem Gelände einheimische Pflanzen, die auch Blüten für Kirchen- und Altarschmuck liefern, oder Sträucher mit essbaren Beeren. Nistmöglichkeiten für Turmfalken wurden geschaffen. Das sei "umweltgerechtes Handeln" und ein Weg, die "Schöpfung zu bewahren mit System", sagen die Verantwortlichen der Gemeinde.

"Blüte ist nicht gleich Blüte - die meisten Insekten können mit exotischen Gehölzen wie etwa dem Kirschlorbeer nichts anfangen", erläutert Projektleiterin Anna Sesterhenn vom NABU. Besser seien heimische Pflanzen wie Holunder, Schlüsselblume oder Borretsch.

Sie hat zehn einfache Regeln aufgestellt, grüne Bereiche für eine möglichst hohe Vielfalt an Lebewesen zu erschließen. Da gelte es, heimische Wildpflanzen statt Exoten zu wählen, Gehölze mit Früchten zu pflanzen, bunte Blumenwiese statt sterilem Rasen zu säen, "wilde" Ecken zu lassen und den Ordnungsdrang zu zügeln, kein Gift einzusetzen, torffreie Erde für Pflanzungen zu wählen, Laub-, Holz- oder Steinhaufen anzulegen und auch Wasserplätze, sowie darauf zu achten, dass es "Quartiere für Groß und Klein" gibt, vom Wildbienenhaus bis zum Igelunterschlupf.

Walter Hahn

Das Ganze mache nicht nur optisch Freude, sondern könne auch kulinarischen Genuss bieten. So lasse sich aus der Kornelkirsche Marmelade gewinnen, aus Bärlauch ein leckeres Pesto. Gänseblümchen und Veilchen können als essbare Salat- und Kuchendekoration verwendet werden, Minze und Zitronenmelisse geben leckere Tees, und Himbeere und Brombeere schmecken direkt vom Strauch gepflückt am besten.

Unter den insektenfreundlichen Stauden sind viele, die auch bewährte Heilkräuter sind wie die Wiesenschafgarbe, die Wilde Malve, das Lungenkraut oder der Spitzwegerich. Und selbst bei den Rosen, deren gefüllte Zuchtformen für kaum ein Insekt Nahrung liefern, gibt es schöne Arten, die mit Blütenstaub und Nektar eine Bienenweide sind, etwa die schlichte Hundsrose, die Zimtrose oder die Gallica-Rose. Auch Vögel lieben heimische Rosen, denn ihre Früchte, die Hagebutten, sind Nahrung im Winter.

Schäfer-Penzoldt rät den Kirchengemeinden, sich fachkundig zu machen etwa auf der NABU-Internetseite oder indem sie sich um eine individuelle, kostenlose naturnahe Gartenberatung bewerben. Der NABU Baden-Württemberg vergibt mit Unterstützung des Umweltministeriums 100 kostenlose Beratungstermine im Rahmen seines Projekts "Blühende Gärten - damit es summt und brummt!".

Aber auch Kirchengemeinden, andere Organisationen oder Privatpersonen, die bei der Vergabe nicht zum Zug kommen, erhalten Unterstützung. Ab Mitte August gibt es Informationsblätter und passende Samentütchen mit Tipps, wie der eigene Garten oder Balkon zum Insektenparadies werden kann. Dann kann jedermann wie die Stuttgarter Kindergartenkinder sich an der Blüten- und Tiervielfalt freuen.


Quelle: epd-Südwest, Susanne Müller

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