Christiane Kohler-Weiß spricht über das zu Ende gegangene Reformationsjahr
„Das Reformationsjahr hat die Ökumene gestärkt.“ Davon ist die Reformationsbeauftragte der württembergischen Landeskirche, Dr. Christiane Kohler-Weiß, überzeugt. Im Gespräch mit Stephan Braun hat sie das Jahr Revue passieren lassen. Sie sagt: „Das war ein Geschenk für die Kirchen.“
EMH/Jens Schmitt
Frau Kohler-Weiß, das Reformationsjahr ist vorbei mit all seinen Großveranstaltungen und Gemeindeevents. Was hat Sie am meisten beeindruckt? Die Vielfalt der Veranstaltungen, Gottesdienste, Aktionen, Veröffentlichungen und Projekte. Die Gemeinden waren sehr aktiv, kreativ und haben auch mutig Neues ausprobiert, z. B. Kunst- und Theaterprojekte oder Aktionen in einem Einkaufszentrum. In mir persönlich klingt noch am meisten das Festival „… da ist Freiheit“ auf dem Schlossplatz nach. Die Atmosphäre und die vielen jungen Menschen dort waren einfach toll.
Gibt es etwas, was Sie im Nachhinein anders machen würden? Es gibt immer Dinge, die man besser machen kann, aber die Grundentscheidungen, die wir getroffen haben, waren richtig. Der Schwerpunkt lag auf den dezentralen Veranstaltungen. Zudem gab es attraktive überregionale Events, die gut besucht wurden. Außerdem hat sich die Losung „…da ist Freiheit“ (2. Kor 3, 17) bewährt. Sie bot Raum für christliche Inhalte und war über die Kirche hinaus attraktiv, z. B. für den Dialog mit Politikern und Politikerinnen oder für die vielen Bands, die beim Festival gespielt haben.
Kirchenrätin Dr. Christiane Kohler-Weiß ist seit 2014 Sonderbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Württemberg für das Reformationsjubiläum
Was hat die Auseinandersetzung mit Reformation, den Reformatoren und Reformatorinnen in der Landeskirche bewirkt?
Viele Kirchenmitglieder und geschichtlich oder kulturell interessierte Menschen wissen jetzt einfach mehr als vor dem Jubiläum: die Anliegen der Reformatoren wurden in Tausenden von Bildungsveranstaltungen erläutert, die Schattenseiten der Reformation wurden reflektiert und auch die gesellschaftsprägende Kraft des Protestantismus war Thema. Durch die Beschäftigung mit der Reformation in den freien Reichsstädten wurde auch deutlich, wie vielstimmig die Reformation war. Ich bin sicher, dass zahlreiche Christen durch die Gottesdienste, Lektüreabende oder geistlichen Konzerte auch in ihrem Glauben gestärkt wurden. Das Wort Gottes kommt, wie es in Jes 55, 11 heißt, nie leer zurück.
Wird diese Wirkung nach nachhaltig sein? Mehr historisches Bewusstsein führt auch zu einer klareren evangelischen Identität heute und zu mehr Dialogfähigkeit. Das wird sicher einige Jahre nachwirken. Ich hoffe außerdem, dass sich die Gemeinden und Kirchenbezirke auch durch die guten Erfahrungen ermutigt fühlen, die sie mit neuen Kooperationspartnern, neuen Ideen und neuen Veranstaltungsformaten gemacht haben. Mut, neue Wege zu gehen, werden die Kirchen in den nächsten Jahren brauchen.
Wie wurde das Reformationsjubiläum von den ökumenischen Partnern und von anderen Glaubensgemeinschaften aufgenommen? Die ökumenischen Gottesdienste, die ich miterleben konnte – der Bußgottesdienst in Biberach, der Gottesdienst beim Fest der weltweiten Kirche und Mission an Pfingstmontag, der Gottesdienst zum Fest Kreuzerhöhung in Schwäbisch Gmünd und der Nachtschicht-Gottesdienst beim Festival in Stuttgart – gehören zu den kostbarsten Erinnerungen dieses Jubiläumsjahres, weil man in jedem dieser Gottesdienste spüren konnte, dass der Geist Jesu Christi uns einander wirklich näher bringt, wenn wir gemeinsam singen, beten, vergeben und auf die Bibel hören. Auch aus den Kirchenbezirken haben mich viele Schilderungen bewegender Gottesdienste erreicht. Dass es gelungen ist, die Ökumene im Jubiläumsjahr zu vertiefen, macht mich besonders glücklich. Das hätte auch anders kommen können. Insbesondere von Seiten der Diözese Rottenburg-Stuttgart und vieler katholischer Gemeinden war das Interesse, das Jubiläumsjahr gemeinsam zu gestalten, groß. Auch zu den Mennoniten, orthodoxen und altorientalischen Gemeinden sind wichtige Brückenschläge gelungen. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Interreligiöse Veranstaltungen gab es auch, aber eher vereinzelt. Für die Intensivierung des Dialogs mit anderen Religionen gibt es aber vielleicht auch passendere Anlässe als das Reformationsjubiläum.
Das Festival "... da ist Freiheit" auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Die ersten Gäste kommen.EMH/Oliver Hoesch
Was hat dieses Jubiläum in der säkularen Öffentlichkeit ausgelöst? Während der Reformationsdekade, die schon 2009 begann, hat die Öffentlichkeit vom anstehenden Jubiläum kaum Notiz genommen, mit Ausnahme der Tourismusverbände. Auch noch in den ersten Jahren meiner Tätigkeit ab 2013 gingen die Impulse eher von der Kirche aus und haben Kunstprojekte, Kompositionsaufträge und Buch- und CD-Produktionen angestoßen. Im Jubiläumsjahr 2017 haben dann aber überraschend viele Bildungs- und Kultureinrichtungen das Jubiläum selbstständig aufgegriffen: Museen, Theater, Konzertreihen, das öffentlich-rechtliche Fernsehen, überregionale Printmedien, das Landesarchiv, die Baden-Württemberg-Stiftung, die Kulturregion Stuttgart, das Literaturarchiv Marbach… und das sind nur die Institutionen, die mir auf die Schnelle einfallen.
Wie würde Ihr Fazit in drei Sätzen lauten, wenn Sie das Jahr Revue passieren lassen? Ich brauche vier Sätze: - Die Reformationszeit war eine aufregende Epoche, die uns bis heute Impulse gibt. - Die Reformationsdekade und das Jubiläumsjahr waren ein Geschenk für die Kirchen, weil das Interesse an Luther und der Reformation weit über die Kirchen hinaus groß war. - Wo von Gnade, Barmherzigkeit, Liebe und Freiheit die Rede ist, können Menschen aufatmen. - „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ – da kann man fromm und weltoffen zugleich sein, weil die Freiheit eines Christenmenschen aus der Bindung an Christus erwächst und mit der Verantwortung für andere einhergeht.
Was macht die Reformationsbeauftragte jetzt nach dem Jubiläumsjahr? Sie freut sich.
Erster Bericht von Landesbischof Gohl vor der Synode
In seinem ersten Bericht vor der 16. Landessynode beleuchtete Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl aktuelle Herausforderungen der Landeskirche. Außerdem legte er dar, wo die Schwerpunkte der kirchlichen Arbeit in der kommenden Zeit liegen sollten.
Bis 2030 sollen die Pfarrstellen um ca. 25 % auf 1.078 reduziert werden. Das erfordert u. a. auf Bezirksebene regio-lokale Zusammenarbeit. Das Verhältnis von durchschnittlich 1.800 Gemeindegliedern pro Gemeindepfarrperson kann gehalten werden.
Bei der Frühjahrstagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode am Freitag, 24. März, im Stuttgarter Hospitalhof hat Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl seinen ersten Bericht vor der Landessynode gehalten.
Am 24. und 25. März tagt die Landessynode. Auf der Tagesordnung stehen Themen wie der PfarrPlan 2030, Landesbischof Gohls erster Bischofsbericht, die Eckwerteplanung und viele weitere Themen. Sie können die Tagung hier im Livestream verfolgen.
Dass Menschen fasten, dagegen hatte der Huldrych Zwingli nichts – wohl aber gegen die formale Pflicht zum Fasten. Sein Protest: Ein Wurstessen. Sieben Wochen lang stellen wir je eine Gestalt aus der Bibel oder der Kirchengeschichte vor, die einen Aspekt des Fastens verkörpert.
Wenn wir sprechen, haben wir die Wahl: Wollen wir mit unserer Sprache den Frieden fördern oder den Krieg in unsere Kommunikation hineinlassen? Darüber denkt Claudia Müller aus der Redaktion Kirche im Privatfunk des Ev. Medienhauses in ihrem geistlichen Impuls nach.
Im letzten Teil unserer Reihe über digitale Projekte in württembergischen Kirchengemeinden stellen wir im dritten Teil „Good News für Hohenlohe“ vor: Digital-Gottesdienste aus der Region für die Region, als Streaming im Youtube-Kanal.
In vielen Gemeinden und Kirchenbezirken in der Landeskirche wächst die Arbeit mit Familien. Wir stellen in einer Serie vier Beispiele vor. In Teil 2 geht es um „familiendings“ in Mundelsheim. Die Initiative macht kreative Freizeitangebote – von Familien für Familien.
Eine neue Veranstaltungsreihe richtet sich an Ehrenamtliche in der Familienarbeit. Sie können sich an drei Freitagabenden online austauschen und erhalten Tipps für ihre Arbeit. Am Freitag, 24. März, beginnt die Reihe. Zu Gast ist Familienreferent Simon Schreiber (Gaildorf).
Die Konferenz der evangelischen und katholischen Kirchenleitungen mit ihren Spitzen-/Trägerverbänden über Kindergartenfragen hat eine Stellungnahme zum sogenannten Zukunftsparagrafen des Städtetags Baden-Württemberg an ihre Kita-Träger verschickt.
Die evangelische Kirche in Georgien besteht neben der Gemeinde in Tiflis aus nur acht kleinen Gemeinden – und doch hat sie einen Pflegedienst für rund 200 alte Menschen aufgebaut, wie er in Osteuropa selten sein dürfte. Hier können Sie diese wertvolle Arbeit unterstützen.
Am 24. und 25. März kommt die Landessynode zu ihrer Frühjahrstagung zusammen. In diesem Video führt Synodalpräsidentin Sabine Foth durch die wichtigsten Themen und lädt ein, die Beratungen vor Ort oder im Livestream zu verfolgen.