| Gesellschaft

Ein Haus des Lebens

Eröffnung des ersten stationären Kinder- und Jugendhospizes in Baden-Württemberg

Am Freitag, 17. November,  ist es so weit: nach achtjähriger Planungs- und Umbauphase wird nach zweijähriger Umbauzeit das erste stationäre Kinder- und Jugendhospiz in Baden-Württemberg eröffnet. Träger des Kinder- und Jugendhospiz ist der Evangelische Kirchenkreis Stuttgart.  

Das Kinder- und Jugendhospiz in der Diemershaldenstraße in StuttgartEMH/Rudolf

Noch ist es still in der denkmalgeschützten Villa in der Stuttgarter Diemershalde. Doch schon bald wird sich das ändern. In der ersten Dezemberwoche ziehen die ersten Kinder und Jugendlichen mit ihren Familien ein. Aktuell gibt es 26 Anfragen, die Nachfrage ist groß. In der stationären Einrichtung können sich acht Kinder und Jugendliche mit lebensverkürzenden Erkrankungen samt Eltern und Geschwistern gleichzeitig erholen. Bis zu 28 Tage pro Jahr finanzieren die Krankenkassen. „Es ist maßgeblich ein Kraftort, ein Ort zum Auftanken für die Eltern, die ihre schwerstkranken Kinder pflegen“, sagt Elisabeth Kunze-Wünsch, Leiterin des Hospizes Stuttgart. Viele Menschen sehen ein Hospiz als „Endstation des Lebens“. Im Kinderhospiz ist das anders. „Es werden auch Kinder hier bei uns sterben, das kann natürlich der Fall sein. Aber Familien kommen schon viel früher zu uns. Sobald sie die Diagnose erhalten, dass ihr Kind eine lebensverkürzende Krankheit hat, können sie mit uns in Kontakt treten“, erklärt Pflegedienstleiterin Michaela Müller. Aus diesem Grund sei das Kinderhospiz mehr eine Lebens- als eine Sterbebegleitung.  

Eines von acht Zimmern im Kinder- und JugendhospizEMH/Rudolf

Die einzelnen Zimmer sind auf zwei Etagen verteilt. Der alte Boden knarzt, wenn man über ihn läuft. „Das Haus soll nicht wie im Krankenhaus wirken, sondern ein Zuhause auf Zeit sein“, betont Michaela Müller. Auf jeder Etage gibt es Spiel- und Aufenthaltsräume. Und in jedem der Zimmer haben Eltern die Möglichkeit, bei ihrem Kind zu übernachten. Zudem gibt es auf dem Gelände drei Familienappartements.  Die Eltern und Geschwister sollen aber auch die Chance haben, mal abzuschalten, mal ins Kino zu gehen oder auszuspannen. Gesprächskreise ermöglichen den Austausch zwischen den Familien und helfen, den belastenden Alltag zu bewältigen. 


Am Freitag wird das Hospiz mit einem feierlichen Eröffnungsgottesdienst in der katholischen Kirche St. Konrad eröffnet. Der ehemalige Stuttgarter Prälat Martin Klumpp wird gemeinsam mit Pfarrerin und Hospizleiterin Elisabeth Kunze-Wünsch den Gottesdienst gestalten. Anschließend wird nach einer gemeinsamen Prozession zum Hospiz die offizielle Schlüsselübergabe stattfinden. Am 18. und 19. November lädt die Hospizleitung dann zum Tag der offenen Tür ein. Mit zahlreichen Aktionen und Workshopangeboten können die neuen Räume entdeckt werden.


Michaela Müller ist die Pflegedienstleiterin im Hospiz.EMH/Rudolf

Von Neugeborenen bis zum Alter von 27 Jahren wird das Hospiz Kinder und Jugendliche betreuen. Dabei sind die Krankheitsbilder sehr vielfältig: von angeborenen genetischen und neurologischen Erkrankungen, schwersten Behinderungen oder Stoffwechselerkrankungen. „Eine typische Krankheit ist zum Beispiel Mukoviszidose, früher hat sie sehr schnell zum Tod geführt, heute können Kinder und Jugendliche dank medizinischer Technik auch noch länger damit leben“, erklärt Michaela Müller.
Die Idee zu einem stationären Kinderhospiz entstand im Jahr 2009. Sechs Jahre später setzte der evangelische Kirchenkreis Stuttgart den ersten Spatenstich und baute die Villa um. Rund zehn Millionen Euro waren nötig, um Zimmer, Bäder und Aufzüge behinderten- und pflegegerecht zu gestalten. Eine weitere Million wurde für die Innenausstattung der Patientenzimmer und Therapieräume aufgebracht. Vieles ist dabei ist aus Spendengeldern zusammengekommen. Auf die ist das Hospiz auch jetzt noch angewiesen. Um die laufenden Betriebskosten zu decken, benötigt das Hospiz jährlich rund 700.000 Euro.

Klumpp gilt als Initiator des Stuttgarter Hospizes sowie des einzigen stationären Kinder- und Jugendhospizes in Baden-Württemberg. „Wir sind kein Sterbehaus. Wir wollen zum Leben ermutigen und Leben fördern", sagt er. EMH/Rudolf

In das Hospiz können Schwerstkranke aus ganz Deutschland kommen. Einen geregelten Tagesablauf oder ein festes Programm wird es nicht geben. Die Pflegerinnen und Pfleger  richten sich nach den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen. Auch eine Seelsorgerin wird regelmäßig vor Ort sein. „Wir wollen ein offenes Haus sein, die Angebote sind freiwillig, denn zu uns kann jeder kommen, egal welcher Religion oder Herkunft“, sagt Michaela Müller. 


Um das Kinder- und Jugendhospiz finanzieren zu können, ist es auf Spenden angewiesen:
Spendenkonto stationäres Kinder- und Jugendhospiz bei der BW-Bank
IBAN: DE10 6005 0101 0002 0710 20
BIC: SOLADEST600


Eva Rudolf



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