| Kirchenjahr

Das Schwere anschauen

Eine Andacht zu Karfreitag

Viele Menschen tun sich schwer mit dem toten Jesus am Kreuz. Der Karfreitag jedoch zeigt, dass Gott das Leid auf der Welt nicht egal ist. Gott hat selbst gelitten und bleibt bei denen, die leiden und sterben müssen.

Dornenkronevetre - fotolia.de

Von giftigen Schlangen bedroht

Mir hilft da eine geheimnisvolle Geschichte aus der Bibel (4. Mose 21,4-9): Lange vor Jesus schon hat die sich zugetragen. Sie erzählt, wie die Israeliten in der Wüste von giftigen Schlangen bedroht werden. Und sie beten darum, dass das aufhört. Das kann ich gut nachvollziehen. Wenn mir Schweres begegnet, dann bete ich auch. Dann ist auch mein Wunsch, dass Gott mir das Schwere erspart.

Die Geschichte in der Bibel geht dann aber ganz anders weiter: Gott nimmt die giftigen Schlangen nicht weg. Stattdessen gibt er Mose den Auftrag, eine Schlange aus Metall zu machen und sie an einer Stange gut sichtbar in die Luft zu strecken. Wer denkt sich denn so etwas aus? Das wirkt völlig verrückt. Fast schon zynisch. Als ob Gott noch was drauf packt in all dem Leid. Aber, so die Geschichte weiter, wer die metallene Schlange anschaut, wenn er von einer giftigen Schlange gebissen wird, bleibt am Leben.

Pfarrer Daniel RenzKirche im SWR

Sich das Schwere bewusst machen

Manchmal ist muss man das Schwere bewusst anschauen, um damit umgehen zu können. Man gesteht sich dieses Schwere ein und die Tatsache, dass man daran leidet, dass es einem zu schaffen macht. Mit diesem mutigen Blick ist schon viel geschafft. Denn oft kann es erst danach weitergehen. Viele Dinge verlieren dann von ihrem Schrecken, wenn sie uns klar vor Augen sind.

Gott lässt uns nicht allein

So ähnlich ist es auch mit dem toten Jesus am Kreuz. Wenn ich den anschaue, sehe ich Gewalt, Leid und Tod. Das ist schwer. Aber das gibt es nun mal überall auf der Welt – bis heute und auch bei uns. Das macht mir zu schaffen. Am Kreuz sehe ich dann aber auch, dass Gott das Leid nicht gleichgültig ist. Er steht nicht unberührt daneben. Er hat selbst gelitten bis in den Tod hinein. Und so bleibt er dann auch bei denen, die leiden und sterben müssen. Er lässt sie nicht allein. Das macht einen Unterschied, finde ich.

Deshalb schaue ich heute am Karfreitag den sterbenden Jesus an. Ich bete, dass Gott mir Kraft gibt dafür. Und allen, die gerade Schweres durchmachen.

Pfarrer Daniel Renz

Dieser Beitrag lief ursprünglich auf SWR1 (Anstöße) und SWR4 (Morgengedanken).


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