Bildungskongress der Evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden
Rund 1.000 Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie Verantwortliche aus der Schulverwaltung waren am Freitag, 21. Oktober, in der Kongresshalle in Böblingen beim Bildungskongress der beiden evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden zu Gast. Das Motto der Veranstaltung lautete: „Der Schule Bestes. Gewagt und gelebt – Freiheit, Gerechtigkeit und Verantwortung“. Es sollte ein Tag der Ermutigung und Befreiung werden.
Mit rund 1000 Besuchern war der Bildungskongress gut besucht.Thomas Rathay
„Freiheit, Gerechtigkeit und Verantwortung sind drei wichtige Begriffe, die durch das Reformationsjubiläum wieder neu in Erinnerung gerufen, durchbuchstabiert und mit Leben gefüllt werden“, sagte Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July in seinem geistlichen Impuls. „Bildungsarbeit gehört zur DNA reformatorischer Kirchen – das ist für uns kein Zusatzfeld, sondern eigene Identität. Das große Bildungsengagement unserer Landeskirchen spiegelt das wider.“ In der Schule erlebten Kinder und Jugendliche eine Fülle von Beziehungen: zu den Mitschülerinnen und Mitschülern, zu den Lehrerinnen und Lehrern, zu Ehrenamtlichen und zum Rektor oder zur Rektorin. „Deshalb ist es wichtig, dass wir diese Begegnungen ernst nehmen und Schule so gestalten, dass daraus ein Raum der Resonanz für uns und andere werden kann“, so July weiter.
Ein wirklich guter Lehrer darf nicht lehren wollen, er muss lernen wollen!
Geigenbaumeister Martin Schleske aus Landsberg am Lech.Thomas Rathay
Geigenbaumeister Martin Schleske aus Landsberg am Lech ist ein Fachmann für Resonanz. Er verglich seine Arbeit mit der eines Lehrers: Erst wenn ein Musiker im Instrument seine Stimme finde, entstehe das Gefühl der vollkommenen Stimmigkeit. Dieses Prinzip gelte auch für einen guten Unterricht: „Ein wirklich guter Lehrer darf nicht lehren wollen, er muss lernen wollen! Das innere Recht, eine Antwort zu geben, hat nur derjenige, der selbst von Herzen ein Fragender geblieben ist. Von solchen Menschen geht etwas ungeheuer Geistvolles aus – und das geht auf den Schüler über.“ Ein Schüler lasse sich nicht von jemandem anstecken, der ihn belehren wolle, „sondern von jemandem, der ihn in das hineinnimmt, worin er selbst lebt.“ Schleske verdeutlichte dies anhand mehrerer Beispiele: „Was will ein Mathematiklehrer lehren, wenn er nicht in die Schönheit der Algorithmen verliebt ist? Wie will ein Musiklehrer, der nicht selbst zu einem Instrument der Musik geworden ist, seine Schüler durch die Erfahrung der Musik segnen und ihren Geist anrühren?“ Um solche Resonanzerfahrungen zwischen dem Schulstoff und den eigenen Interessen zu ermöglichen, brauche man kein G8, sondern ein G10, so Schleske. „Kunst, Musik, Handwerk, Sport sind die neurologischen Kernfächer in der Entwicklung des jugendlichen Gehirns. Aber genau in diesen Fächern wird gekürzt. So wird den Kindern die Chance auf Resonanzerfahrungen geraubt.“
Es ist wichtig, dass der Lehrinhalt nicht nur aus trockenem Wissen besteht, sondern Möglichkeiten eröffnet und herausfordert.
Prof. Dr. Hartmut Rosa vom Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena.Thomas Rathay
„Menschen sind wie Musikinstrumente; ihre Resonanz hängt davon ab, wer sie berührt“. Mit diesem Zitat von Constancio C. Vigil hat Prof. Dr. Hartmut Rosa vom Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena den Faden von Martin Schleske aufgenommen. Die Schule als Resonanzraum sei ein Ort, an dem sich Lehrer und Schüler etwas zu sagen haben, sich gegenseitig erreichen und den Stoff zum Klingen bringen. Resonanz sei keine Echo-, sondern eine Antwortbeziehung. „Sie setzt voraus, dass beide Seiten mit eigener Stimme sprechen. Dafür bedarf es unter anderem einer wechselseitigen Wertschätzung und Vertrauen“, so Rosa weiter. In einer gelungenen Schulstunde erreiche die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler und vermittle den Stoff mit Begeisterung. Dabei sei wichtig, dass der Lehrinhalt nicht nur aus trockenem Wissen besteht, sondern Möglichkeiten eröffnet und herausfordert. „Wenn das gelingt, können wir von einer Schule als Resonanzraum sprechen“, erklärte Rosa.
Neben diesen beiden Hauptvorträgen wurde die Veranstaltung von sechs Foren und 14 Workshops begleitet. Bei den Foren wurden Themen wie Inklusion, Bildungsgerechtigkeit oder Religion in der Schule zur Sprache gebracht. In den Workshops wurden Hilfen aus der Praxis für die Praxis angeboten. Dabei ging es unter anderem um Burnout, Interreligiösität, Reformation, Schulseelsorge, Digitalisierung oder auch den Umgang bzw. die Integration von Flüchtlingen im Schulunterricht.
Unter den 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Bildungskongresses waren vor allem Lehrkräfte, die sich in Böblingen neue Impulse für den Religionsunterricht holten. "Ein sehr spannender und bewegter Tag – gerade für Lehrerinnen und Lehrer", meint Dr. Uwe Hauser, Leiter des Religionspädagogischen Instituts der Evangelischen Landeskirche in Baden. Dafür habe beispielsweise am Nachmittag der Vortrag von Prof. Rosa gesorgt. Der Soziologieprofessor aus Jena ermögliche mit seiner "Resonanz"-Perspektive Lehrerinnen und Lehrern neu über die eigene Rolle als Pädagogen nachzudenken. Vor dem Hintergrund, dass die Reformation "im Grunde ein Bildungsgeschehen" gewesen sei, habe der Bildungskongress Schritte zur Erneuerung heute aufgezeigt.
Prof. Dr. Gerhard Hennig feiert am 25. September seinen 85. Geburtstag. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagt über den früheren Oberkirchenrat, er habe vielen Pfarrerinnen und Pfarrern den Blick für den württembergischen Gottesdienst mit all seinen Chancen geöffnet.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Landesbischöfin Dr. Heike Springhart (Baden) und der Journalist Michel Abdollahi haben bei einer Veranstaltung im Stuttgarter Hospitalhof über die gesellschaftliche Bedeutung von Religion und Religionsunterricht diskutiert.
Die landeskirchliche Sprachförderung für Kinder nach dem Denkendorfer Modell feiert 50jähriges Bestehen. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigt die Bedeutung dieser Arbeit und Eva Fieweger (ptz) erklärt im Interview, wie das Denkendorfer Modell funktioniert.
Angesichts der schweren Konflikte in der Region Berg-Karabach hat Kirchenrätin Dr. Christine Keim ein Friedensgebet verfasst. Die christlichen Kirchen in Deutschland haben zudem gemeinsam eine Stellungnahme veröffentlicht, die Sie ebenfalls hier finden.
Karin Pöhler ist neue württembergische Landesfrauenpfarrerin. Sie möchte „das Engagement und die Kompetenzen von Frauen in unserer Kirche sichtbar machen und stärken und Räume für Frauen öffnen, in denen sie ihre eigene Spiritualität ausprobieren und finden können.“
„Beeindruckt von der Vielfalt der lutherischen Kirchen“ und das Erleben, „wie der Geist Gottes uns Kraft und Hoffnung gibt“ – diese und mehr Eindrücke der württembergischen Delegierten von der Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds (LWB) finden Sie hier.
In ihrem Wort zur Interkulturellen Woche 2023 (24. September bis 1. Oktober) setzen sich die württembergische Landeskirche und das Diakonische Werk Württemberg dafür ein, dass alle Menschen Räume haben, in denen sie ein Leben in Würde führen können.
Das EJW, der CVJM Baden und die Missionarischen Dienste der badischen Landeskirche laden am 23. September Gründerinnen und Gründer nach Stuttgart ein. Damit sind Menschen gemeint, die Ideen für kirchliche Start-Ups und neue Gemeindeformen entwickeln.
Digitale und analoge Gemeindearbeit optimal verknüpfen – das ist das Ziel eines neuen Social-Media-Konzeptes für Kirchengemeinden der Landeskirche. Für die zweijährige Förderung können sich Kirchengemeinden jetzt bewerben. Nico Friederich erklärt das Konzept
Vikarin Charlotte Horn ist in den Rat des Lutherischen Weltbundes gewählt worden. „Der Lutherische Weltbund setzt sich für eine gerechtere, friedliche und versöhnte Welt ein. Daher ist es eine große Ehre für mich, in den Rat des LWB gewählt worden zu sein“, so Horn.
Das Evangelisches Medienhaus Stuttgart startet ein neues Podcast- und TV-Format zum Thema Hoffnung. In zehn Folgen trifft Gastgeber Steffen Kern auf Menschen, die Hoffnung in die Welt tragen. Die erste Folge mit Miss Germany Kira Geiss ist ab 15. September zu hören.
Zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana hat Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl gemeinsam mit Bischof Dr. Gebhard Fürst, Landesbischöfin Dr. Heike Springhart und Erzbischof Stefan Burger den jüdischen Menschen und Kultusgemeinden im Land Glück- und Segenswünsche übermittelt.