| Gesellschaft

Neues aus den Islamwissenschaften

Stuttgarter Hospitalhof startet Veranstaltungsreihe als Beitrag zum interreligiösen Dialog

Das Bild über den Islam verbreitern, das Wissen vertiefen und die Gesprächsfähigkeit stärken: Das will das Evangelische Bildungszentrum Hospitalhof in Stuttgart mit seiner Veranstaltungsreihe „Neues aus den Islamwissenschaften“. Eingeladen sind alle, die am Thema Islam interessiert sind, sei es aus theologischen, politischen oder kulturellen Gründen, sagt Pfarrerin Monika Renninger, die Leiterin des Hospitalhofs. Sie versteht die Reihe als Beitrag zum interreligiösen Dialog. Stephan Braun hat mit ihr gesprochen.

Pfarrerin Monika Renninger, Leiterin des Evangelischen Bildungszentrums Hospitalhof in StuttgartAndreas Langen/Hospitalhof

Das Evangelische Bildungszentrum Hospitalhof in Stuttgart lädt ab September zu der Veranstaltungsreihe „Neues aus den Islamwissenschaften“ ein. Warum tun Sie das?
Wir wollen zeigen, wie breit die Themenvielfalt und Tiefgründigkeit des Islam ist. An den Fakultäten in Tübingen, Münster, Freiburg oder Ludwigsburg werden in den Islamwissenschaften ganz intensive Debatten geführt. Dort studieren Christen und Muslime, die miteinander über theologische Themen wie die Gottesfrage reden oder wie man den Koran interpretieren sollte. Sie fragen: „Braucht der Islam eine Reformation?“ Sie machen sich Gedanken über die Traditionen des Islam und sprechen über dessen Geschichte. Denken Sie nur an die islamischen Philosophen und Wissenschaftler, die das Mittelalter geprägt haben.

Sind diese Veranstaltungen als Beitrag zum interreligiösen Dialog zu sehen oder hat die Reihe eher den Charakter „wir sprechen über den Islam“?
Es ist ein Beitrag zum interreligiösen Dialog, weil wir dadurch den Partner immer besser kennenlernen. Selbstverständlich haben wir auch Islamwissenschaftler als Referenten gewonnen und es kommen auch innerislamische Kontroversen zur Sprache. Aber es ist keine Reihe mit einem islamischen Kooperationspartner, obwohl wir uns das auch vorstellen können.

Wer ist die Zielgruppe?
Alle, die am Thema Islam interessiert sind, sei es theologisch, politisch oder kulturell. Zu der Veranstaltung „Making the Muslim“ werden wohl viele Sozialarbeiter kommen, weil sie die Frage umtreibt: „Wie wird ‚der Muslim‘ durch das Reden über ihn hergestellt?“ In welche Lagen bringt das junge Menschen? Wir wissen ja, dass antimuslimischer Rassismus und das Begreifen des Islam als „das ganz Andere“ zu Polarisierungen führen, die als bedrohlich wahrgenommen werden und das Zusammenleben erschweren. Wir machen diese Veranstaltung übrigens zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung im Rahmen der Stuttgarter Präventionswochen.

Welche Referenten kommen und welche Themen werden noch angesprochen?
Milad Karimi, ein Professor für islamische Philosophie und Mystik, spricht über die Uneindeutigkeit des Koran und darüber, warum der Glaube den Verstand ärgert. Abdel-Hakim Ourghi, ein islamischer Theologe, tritt für die Freiheit der Interpretation ein und beschreibt den Koran aus humanistischer Sicht. Muhammad Sameer Murtaza, ein Islam- und Politikwissenschaftler, beleuchtet die Forderung, warum der Islam eine Reformation brauche, und stellt ein alternatives Modell vor. Der Religionswissenschaftler Michael Blume spricht über den Islam in der Krise, der sich zwischen Radikalisierung und Rückzug befinde. Und schließlich machen wir uns mit dem Historiker und Journalisten Joseph Croitoru Gedanken über Religion als Spielball der Politik am Beispiel der Türkei und beleuchten mit Muhamed Jugo von der Islamischen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina die islamische Tradition dieses Landes, die für einen Islam europäischer Prägung steht.

Sehen Sie bei der Landeskirche Nachholbedarf im interreligiösen Dialog mit dem Islam?
Wir haben in unserer Landeskirche einen Beauftragten für den Dialog mit dem Islam und einen für das Gespräch mit dem Judentum. Das halte ich für ganz wichtig und schätze ich sehr. Ich hole mir da auch selber immer wieder Rat. Aber ich könnte mir vorstellen, dass auf Gemeindeebene noch mehr geschieht und die konkrete Nachbarschaft mit islamischen Gemeinden stärker mit Leben gefüllt wird.

Die Reihe endet Anfang Februar nächsten Jahres. Was muss geschehen, dass Sie sagen können: Das war ein Erfolg?
Die Reihe war dann ein Erfolg, wenn die Leute, die kommen, ihr Bild über den Islam verbreitern, ihr Wissen vertiefen und ihre Gesprächsfähigkeit ausbauen konnten.

Frau Renninger, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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