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Altlandesbischof Hans von Keler gestorben

Ein weltoffener Brückenbauer im Bischofsamt

Dr. h. c. Hans von Keler ist tot. Der frühere württembergische Landesbischof starb in der Nacht zum heutigen Donnerstag, 22. September, im Alter von 90 Jahren in Herrenberg. 

Altlandesbischof Hans von KelerEPD-Bild/Gerhard Bäuerle

„Die württembergische Landeskirche, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Lutherische Weltbund (LWB) haben Hans von Keler viel zu verdanken“, würdigt  Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July den Verstorbenen. Von Keler habe durch seinen weiten Horizont und seine treffenden Analysen bestochen. „Als Prediger wollte er die ‘Klarheit der Wahrheit‘ sichtbar machen“, so July. Manche seiner Formulierungen seien sprichwörtlich geworden. Immer wieder erinnere er sich an Sätze wie „Geschichte ist Geschichtetes“ oder „Das Gebet ersetzt keine Tat. Aber es ist eine Tat, die durch nichts ersetzt werden kann.“

Hans von Keler war von 1979 bis 1988 Landesbischof. Er hat es verstanden, seelsorgerische Tätigkeit mit weltpolitischem Engagement zu verbinden. Er galt als Brückenbauer mit besonderer Begabung zum Ausgleich und zur Toleranz – und er war der erste Nichtschwabe im Bischofsamt der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Der am 12. November 1925 im ostoberschlesischen Bielitz geborene Apothekersohn kam nach Abitur, Kriegseinsatz und amerikanischer Kriegsgefangenschaft im Dezember 1945 völlig mittellos nach Althengstett bei Calw, wo ihn eine mit seinem gefallenen Bruder befreundete Pfarrfamilie aufnahm. „Als Zwanzigjähriger stand ich am 1. Dezember 1945 auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Außer den Kleidern, die ich auf dem Leib trug, besaß ich nur noch eine Aktentasche. Ich wusste nicht, wo ich übernachten sollte. Ich kannte in Württemberg keinen Menschen von Angesicht. Reichtum und Armut, das sind für mich existentielle Erfahrungen.“ So schilderte von Keler seine erste Begegnung mit dem Schwabenland.

Der Krieg und seine Folgen haben ihn geprägt. Sein einziger Bruder fiel im Krieg, der Vater starb in einem polnischen Lager. Das „Fragen nach dem Sinn in diesem Wahnsinn“ führte ihn zur Theologie, die er in Tübingen studierte. Hans von Keler war Gemeindepfarrer in Wildenstein bei Crailsheim und Neuenstein bei Öhringen. Er leitete das Evangelische Mädchenwerk in Württemberg, die Evangelische Diakonieschwesternschaft Herrenberg und führte den Vorsitz des Diakonischen Werks Württemberg. 1965 wurde er in die Landessynode, ein Jahr später in die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt und amtierte später einige Jahre zeitgleich als Präsident der Landessynode sowie als Vizepräsident der EKD-Synode. 1976 wurde er als Prälat nach Ulm berufen. Drei Jahre später wählten ihn die Mitglieder der Landessynode und des Oberkirchenrats zum Landesbischof.

Hans von Keler verstand sein Bischofsamt als Hirtenamt, dessen Aufgabe es sei, auf dem Boden des Evangeliums Position zu beziehen. Die Klarheit der biblischen Wahrheit könne auch zugunsten einer Einheit der Christen nicht aufgegeben werden, so von Keler. Gleichzeitig war er davon überzeugt, dass der einzelne Christ nur in der Gemeinschaft der Glaubenden durchhalten könne. Er wandte sich gegen jeden kirchlichen Provinzialismus, den er selber durch Reisen u. a. nach Polen, in die UdSSR, die USA, Kamerun, Südafrika und Namibia sowie durch sein Engagement in der EKD zu vermeiden suchte.

Als „Kirchendiplomat“ prägte er die Außenbeziehungen der EKD wesentlich. Er befasste sich als Mitglied des Rats u. a. mit Friedensfragen und mit den Beziehungen zur katholischen Kirche sowie zum Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR. Auch nach dem Ende seiner Amtszeit engagierte er sich bis 1994 noch als Beauftragter des Rats der EKD für Aussiedler- und Vertriebenenfragen für die Integration derer, die nach der Öffnung des Ostblocks nach Deutschland kamen.

Hans von Keler beeindruckte durch seine theologische Kompetenz und seine Führungsqualitäten und erwarb sich als moderner, realitätsbezogener Konservativer Anerkennung und Respekt weit über den kirchlichen Raum hinaus. Dies fand Ausdruck in hohen kirchlichen und staatlichen Auszeichnungen wie etwa der Verleihung der theologischen Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen und der goldenen Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

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