| Medien & Kultur

Abenteuer und E-Partizipation

Jens Bohnsack bringt jungen Leuten Herzog Christoph nahe

Das abenteuerliche Leben Herzog Christophs als Märchen, konfessionelle Polemik, Dissing am Hof und digitaler Christoph: Aus Sicht Jens Bohnsacks, Kulturpädagoge am Landesmuseum Württemberg und dem dazugehörigen Kindermuseum „Junges Schloss“, gibt es viele Wege, jungen Leuten den Renaissancefürsten Herzog Christoph nahe zu bringen. Er führt sie dort durch die Ausstellung „Christoph 1515-1568“. Stephan Braun hat mit ihm gesprochen.

Jens Bohnsack, Kulturpädagoge am Landesmuseum Württemberg und dem dazugehörigen Kindermuseum „Junges Schloss“EMH

Herzog Christoph hat vor rund 500 Jahren viel für seine Zeit bewegt. Warum sollte er junge Leute heute noch interessieren?
Jens Bohnsack:
Anhand des Beispiels von Herzog Christoph kann man toll die Umbrüche des 16. Jahrhunderts sehen und wie er die Reformation in Württemberg durchgesetzt hat. Es gibt also einen Menschen, der von hier kommt, mit dem ich das verbinden und damit personalisieren kann. Außerdem hat Herzog Christoph einen anderen Weg eingeschlagen als sein Vater und sich von Herzog Ulrich abgegrenzt. Das ist ein Thema, das Jugendliche berührt: Wie ist das, den eigenen Weg auch im Glauben zu gehen, sich von den Eltern abzugrenzen und dennoch Dinge  von ihnen zu übernehmen? An Herzog Christoph kann man sehen, wie das seinerzeit war – und mit heute vergleichen.

Kommen wir zur Ausstellung. Was macht sie für junge Leute interessant?
Bohnsack:
Sie ist sehr modern und attraktiv gestaltet und stellt die Themen auf eine sehr anschauliche, spielerische Weise dar.

Zum Beispiel …
Bohnsack:
… präsentieren wir für die jüngsten Besucher das abenteuerliche Leben Herzog Christophs in der Form eines Märchens. Da geht es dann auch um Ritterturniere, Feste am Renaissancehof oder Bergbau. Wir haben große Cut-outs aus Holz, die zeigen, wie damals die Katholiken als Tiere dargestellt wurden. Ein Beispiel für konfessionelle Polemik, wie Wissenschaftler sagen. Junge Leute würden das heute Dissing oder Mobbing nennen.
Bei Jugendlichen arbeiten wir auch mit Übertragung. Wir vergleichen zum Beispiel die Einflüsse des Buchdrucks mit der Erfindung des Internets. Damals wie heute ging es um die schnelle Verbreitung von Nachrichten. Wir zeigen, wie zu Zeiten Herzog Christophs das Individuum in den Mittelpunkt der Kunst gerückt ist und wie sich das auf die Selbstdarstellung auswirkte, und übertragen das auf die Art und Weise, wie man heute sein Profil in sozialen Netzwerken ausstattet. Und wir bekennen uns zum Methodenmix, das heißt: Klassische und neue Präsentationsformen ergänzen sich.

Was mixen Sie denn da?
Bonsack:
Wir zeigen nicht nur Exponate und Bilder, arbeiten mit Vergrößerungen von Schlossausschnitten, damit die Besucher sich in das Lebensfeld von Herzog Christoph hinbegeben können. Und wir haben Stationen, wo man selber etwas machen kann, zum Beispiel einen Druckstock ausprobieren.

Und die Führungen. Was macht sie jugendspezifisch?
Bohnsack:
Da möchte ich das Programm „Digitaler Christoph Spurensuche 2.0“ nennen. Da bekommen die Schülerinnen und Schüler eine originale Quelle aus dem Landesarchiv, entwickeln daraufhin ihre eigene Idee für eine Ausstellungsgestaltung und veröffentlichen die dann auf einer Facebookseite. Wir nennen das E-Partizipation.

Wie reagieren die jungen Leute drauf?
Bohnsack:
Sehr positiv. Vor allem, weil sie das auch teilen und liken können. Das ist von der Art der Recherche und vom Medium her eine tolle Art, Christoph zu entdecken.

Sie haben aber auch ein besonders Angebot für kirchliche Jugendgruppen wie beispielsweise Konfirmanden.
Bonsack:
Das heißt „Friedlicher Christoph. Zeitreise in die Reformation“. Hier geht es um die tiefgreifenden Auswirkungen der Kirchenteilung, die noch heute zu spüren sind. Wir erforschen, was das Wirken Luthers für Südwestdeutschland bedeutet hat.

Herr Bonsack, vielen Dank für das Gespräch.

Jens Bohnsack (36) ist Kulturpädagoge am Landesmuseum Württemberg und dem dazugehörigen Kindermuseum „Junges Schloss“. Die Führung „Friedlicher Christoph. Zeitreise in die Reformation“ gibt es zum vergünstigten Preis von 95 Euro pauschal für die Gruppe bis maximal 25 Personen. Außerdem ist eine Lehrerhandreichung im Preis inbegriffen. Nicht nur für junge Besucher interessant: Wenn man das Bibelmuseum besucht hat, erhält man in der Christoph-Ausstellung den ermäßigten Eintritt. Für Erwachsene sind es dann 7 statt 9 Euro. Umgekehrt bekommen Sie auch im Bibelmuseum eine ermäßigte Eintrittskarte.


Kirchensteuer wirkt!

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