Zum Abschluss der Legislaturperiode der 16. Württembergischen Evangelischen Landessynode zogen Synodalpräsidentin Sabine Foth, Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sowie Hannelore Jessen, die älteste Synodale, Bilanz. Die 17. Landessynode wird bei der Kirchenwahl am 30. November von den Mitgliedern der württembergischen Landeskirche gewählt.

Synodalpräsidentin Sabine Foth blickte auf den Start der 16. Landessynode unter Corona-Bedingungen zurück. Im Rückblick kämen viele Fragen für die Zukunft auf, wie im Fall einer weiteren Pandemie oder ähnlichem zu reagieren sei. Die Beschlüsse zum digitalen Arbeiten seien ein kleiner Schritt für die Synode, aber ein großer Schritt im Allgemeinen gewesen.
„Denn bis heute besteht die Möglichkeit der digitalen Teilnahme an den Synodaltagungen. Die Sorge, in Zukunft vor leeren oder zumindest fast leeren Stühlen zu tagen, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet.“
Weitere Herausforderungen seien die real sinkenden Kirchensteuereinnahmen gewesen und die damit verbundenen Einsparvorschläge und -beschlüsse. Die Einsetzung des Sonderausschusses im Jahr 2020 halte Foth auch für mögliche inhaltlich übergreifende Fragestellungen in der Zukunft für wertvoll.
Eine Empfehlung an die 17. Landessynode sei, mit der badischen Landessynode gemeinsame Tagungen der Ausschüsse und gegebenenfalls. der Landessynoden zu terminieren und „das Fernziel einer Fusion beider Landeskirchen achtsam in Gesprächen mit dem badischen Präsidium auszuloten und anzubahnen und dabei auch die Erfahrungen anderer Landeskirchen diesbezüglich in den Blick zu nehmen.“ Hier gelte es, zwischen den Synoden weiterzukommen, neben den bislang kleinen Schritten wie der gelungenen Fusion der Archive und Bibliotheken.
Ihr persönlicher Wunsch sei neben der weiteren vertrauensvollen und offenen Zusammenarbeit zwischen Oberkirchenrat und Synode der weitere Blick über den württembergischen Tellerrand. „Von unseren Gemeinden fordern wir umzudenken, Neues auszuprobieren, Flexibilität und Offenheit. In der 16. Landessynode habe ich dies an vielen Stellen gespürt und ich hoffe, dass diese Haltung weiterwächst.“
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl dankte in den Zeiten, in denen „die Verbundenheit vieler Menschen zur Kirche nachlässt“, den Synodalen für ihr Engagement: „Die Sitzungen der einzelnen Ausschüsse befassen sich mit komplexen Sachverhalten, die immer eine gründliche Einarbeitung und Vorbereitung erfordern.”
Gohl erinnerte auch an seine Zeit als Synodaler und seine Wahl zum Landesbischof durch die Landessynode im Jahr 2022. Er danke für die konstruktive Begleitung und auch für geäußerte Kritik: „Denn nur, wenn die Irritation auch benannt wird, kann man sich dazu verhalten und nach Lösungen suchen. Deshalb bedauere ich sehr, dass wir bei der Frage der Trauung gleichgeschlechtlicher Ehepaare in dieser Legislatur keine Lösung gefunden haben. Ich bedauere, dass es nicht gelungen ist, Brücken zwischen unterschiedlichen Schriftverständnissen zu bauen, damit alle – gut reformatorisch – ihrem in der Heiligen Schrift begründeten Gewissen folgen können und sich gleichgeschlechtlich liebende Menschen nicht länger diskriminiert sehen.“ Bei anderen Fragen gelänge dies, beispielsweise bei der Frage, ob man als Christ Soldat bei Bundeswehr sein könne oder bei der Frage der Waffenlieferungen an die Ukraine. „Solche Brücken zwischen konträren Positionen sind in unseren Zeiten wichtiger denn je.“
Wie die Synodalpräsidentin in ihrer Abschlussrede hob auch Gohl die Startbedingungen der 16. Synode in der Corona-Pandemie hervor: „Als Glückfall erwies sich, dass wir in der Landeskirche mit der digitalen Infrastruktur schon so weit waren. So konnten wir sehr viel digital bewältigen.“ Dennoch sei die Synode nach den Lockdowns gefühlt ein zweites Mal gestartet. Gohl sprach weitere gewichtige Themen der 16. Landessynode an, wie den PfarrPlan 2030, das große Einsparpaket über knapp 104 Millionen Euro, das Klimaschutzgesetz, das Abendmahl in digitaler Form und die Befassung mit dem nie „abgearbeiteten“ Thema Sexualisierte Gewalt in Kirche und Diakonie. Die kontinuierliche Weiterarbeit in der Aufarbeitung und Prävention sei unstrittiger Konsens in der Landessynode.
Erstmals seien in dieser Legislaturperiode zwei Vertreter der internationalen Gemeinden als beratende Mitglieder zu den Synodaltagungen zugelassen worden.
Gohl ging weiter auf den Transformationsdruck ein: „Bei vielen kirchlich Hochengagierten – Ehren- wie Hauptamtlichen – nehme ich Erschöpfung wahr. Das sollten wir ernst nehmen und uns fragen, wie echte Entlastung aussehen kann. Ich sehe die Landessynode da in einer Vorbildrolle.“ Er wünsche sich eine Synode, in der Abstimmungen auch über die Grenzen der Gesprächskreise hinweg normal werden könnten, und eine Synode, „die auf ihren Tagungen keine Beschlüsse mehr nach 19:00 Uhr trifft. Ich wünsche mir eine Synode, in der Menschen mit Handicap über eine verbindliche Quote Sitz und Stimme haben. Ich wünsche mir eine Synode, die den Mut hat, kleiner zu werden, und die Zahl ihrer gewählten Mitglieder reduziert. Ich wünsche mir eine Synode, die die Zahl ihrer Anträge an den Oberkirchenrat verringert. Doch am Ende stehen nicht Wünsche, am Ende steht wie am Anfang der Dank!“
Namentlich dankte Gohl langgedienten Synodalen: Beate Keller für vier Legislaturperioden, also 24 Jahre, in der Landessynode. Und für drei Legislaturperioden – also 18 Lebensjahre – Ruth Bauer, Andrea Bleher, Matthias Böhler, Matthias Hanßmann, Anja Holland, Siegfried Jahn, Martin Plümicke und Steffen Kern (13. und 14. + 16.) – 15. pausiert.
Als ältestes Mitglied der 16. Landessynode hielt Hannelore Jessen zum Abschluss eine Ansprache. Diese war gespickt mit Formulierungen einer KI, wie Jessen schnell preisgab – und mit denen sie den Wandel zwischen Alt und Neu sowie Tradition und Aufbruch illustrierte. Wandel sei Teil des göttlichen Plans, aber „voraussagen mag ich auch nicht, wohin uns diese neue Errungenschaft führt. (…) Aber für den Wandel sollten wir auch Vernunft einsetzen, die Menschheit muss ständig mit Veränderungen umgehen, unsere Gemeinden kämpfen mit den neuen Verordnungen und Anweisungen und sind enttäuscht über den Verlust von Traditionen - nicht alles ist aus der Vernunft geboren.“ Fortschritt sei daher nicht unbedingt eine Erleichterung. In allen Gebieten würden Unwissenheit oder Unbekümmertheit von unlauteren oder geschäftstüchtigen Mitmenschen ausgenutzt. Besonders bedroht seien Kinder und Ältere.
Auch die umfangreiche Speicherung der persönlichen Daten benannte Jessen. Sie sprach den Synodalen Mut zu, vor Ort in den Gemeinden kirchliches Leben zu gestalten und an der Ortsgemeinschaft mitzuwirken und bei Bedarf auch über die Gemeindegrenze hinauszuschauen und sich zu engagieren. „Die Landeskirche ist nichts ohne aktive Gemeinden und Menschen. Und hoffentlich gibt es für diese Welt bis dahin mehr Umweltbewusstsein, Menschenrechte und vor allen Dingen Frieden.“
Die Herbsttagung war zugleich die Abschlusssitzung der 16. der Landessynode. Am 30. November wählen die wahlberechtigten Kirchenmitglieder 7.000 Kirchengemeinderätinnen und Kirchengemeinderäte und die 90 Mitglieder der 17. Landessynode. Die konstituierende Sitzung wird am 28. Februar 2026 stattfinden.
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