Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

Warten auf die Ankunft Gottes auf Erden

In der Zeit vor Weihnachten begeht die Christenheit den Advent. Die vier Adventssonntage geben dieser Festzeit ihren Rahmen. Seit rund 1.600 Jahren wird Advent gefeiert.

Der Begriff stammt von dem lateinischen Wort "adventus" und bedeutet übersetzt "Ankunft". In der Adventszeit warten die Christen auf die Ankunft Gottes auf Erden.

Weihnachten bringt diese Ankunft. Mit der Geburt des Kindes Jesus kommt Gott in unsere Welt. Die biblischen Erzählungen vom Stall in Bethlehem, von Maria und Josef, Ochs und Esel, den Engeln, den Hirten und den Heiligen drei Königen, beschreiben auf wundervolle Weise diese Menschwerdung Gottes.

Die Adventszeit soll eine Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Gottes sein. Daher ist der Advent als eine Zeit der Besinnung und der Umkehr gedacht. Jeder Mensch soll prüfen, was er im Blick auf das Kommen Gottes, in seinem Leben verändern und besser machen könnte.

Vielen Menschen gilt der Advent als eine der schönsten Zeiten des Jahres.  Die Vorbereitung auf Weihnachten, das Schmücken des Hauses, das Backen von Weihnachtsgebäck, besinnliche Stunden in der Familie, Weihnachtsmärkte, Adventsfeiern und Gemeindefeste geben dieser Zeit ihr ganz besonderes Gepräge.

Viele Menschen feiern den Advent mit einem Adventskranz aus Tannenzweigen. Der Kranz wird festlich geschmückt und trägt vier Kerzen. Zu jedem Adventssonntag wird eine weitere Kerze angezündet. Den ersten Adventskranz in Deutschland hat Johann Hinrich Wichern im Jahr 1839 aufgestellt. Er sollte die Ungeduld seiner Waisenkinder im so genannten "Rauhen Haus" auf Weihnachten zügeln. Auf einem Holzreifen wurden damals 23 Kerzen angebracht und täglich weiter angezündet. Vier große, weiße Kerzen symbolisierten die Sonntage bis Weihnachten. Der Advent hat auch eine besondere Bedeutung für das Kirchenjahr. Mit dem Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Eine Woche nach dem Sonntag, an dem der Verstorbenen gedacht wurde, beginnt symbolisch mit dem Advent das neue Leben. Der Tod ist nicht das Ende, Gottes Kommen in die Welt hat den Tod besiegt. Im Advent warten wir deshalb nicht nur auf das Kind in der Krippe, sondern auch auf den wiederkommenden Christus, den Erlöser und Schenker ewigen Lebens.

„Eine feine und äußerliche Zucht“

Die Adventszeit galt über viele Jahrhunderte als Fastenzeit

Glühwein, Bratwurst und gebrannte Mandeln, dazu viele Lichter und Klimbim, Shopping und Hektik. Von einer besinnlichen Zeit ist im Advent wenig zu spüren, so viele Kritiker eines weihnachtlichen Konsumrauschs. Dabei war die Adventszeit traditionell eine Zeit des Verzichts und des Fastens. 

Adventszeit als Fastenzeit? Zumindest ist sie das in der Liturgie der Kirche(n). Die liturgische Farbe im Advent ist violett. Violett entsteht aus Rot als Farbe für Fleisch und Blut und Blau als Symbol für den Himmel, als Symbol für den Bereich Gottes. Die Farbe steht für Besinnung und Gebet, für Buße und Umkehr. Sie wird in der Vorbereitungszeit auf die hohen, kirchlichen Feste verwendet – in der Advents- und Passionszeit und am Buß- und Bettag.

Im christlichen Rom ab etwa 400 nach Christus war der Advent eine Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft des Erlösers in seiner Menschwerdung. Es spricht vieles dafür, dass es dort insgesamt sechs Adventssonntage gab. In Gallien hingegen gedachte man eher der endzeitlichen Wiederkunft Christi. Beides findet sich bis heute in der Prägung der Adventssonntage und natürlich in den Adventsliedern, etwa in „Der jüngste Tag ist nun nicht fern“ (Evangelisches Gesangbuch 6,2).

Fasten vom Martinstag bis Epiphanias

Das erste schriftliche Zeugnis für die Adventszeit findet sich bei Bischof Perpetuus von Tours (nach 490 nach Christus). Er fordert, dass in der Zeit zwischen dem 11. November und dem Weihnachtsfest dreimal in der Woche gefastet wird und deutet an, dass es früher ein achtwöchiges Fasten zwischen dem 11. November und dem Epiphaniasfest (6. Januar) gab. Warum der 11. November? Perpetuus, der Nachfolger des Heiligen Martin von Tours, legte dessen Gedenktag auf den 11. November, dem Tag von Martins Bestattung. In der Folge hatte Perpetuus ein geistliches und kirchenpolitisches Interesse, diesen Tag gebührend zu feiern und in der Gemeinde zu verankern.

Im Lauf des Mittelalters wurde die Adventszeit auf vier Sonntage beschränkt. Dies wurde auf dem Konzil von Trient in der Zeit um 1550 bestätigt und von Papst Pius V. 1570 für verbindlich erklärt. In einigen Diözesen, etwa in Mailand, gilt aber bis heute eine sechswöchige Adventszeit. Allerdings ist das Adventsfasten heute nicht mehr verbindlich.

In der Ostkirche nur Gemüse, Kartoffeln und Brot erlaubt

In der Ostkirche spricht man nicht vom Adventsfasten, sondern vom Philippusfasten. Es reicht vom Gedenktag des Apostels Philippus am 14. November bis Weihnachten, beziehungsweise vom 28. November bis zum 6. Januar in der russisch-orthodoxen Kirche. Dabei werden die Fastenregeln immer strenger, je näher das Weihnachtsfest rückt. In den letzten Tagen vor Weihnachten sind nur noch Gemüse, Kartoffeln und Brot erlaubt.

Fasten eine „feine und äußerliche Zucht“

Aus evangelischer Sicht ist das Fasten ein äußerlicher Brauch, der nicht für das Heil wichtig ist. Es kann aber hilfreich sein, durch den bewussten Verzicht auf manche Dinge den Kopf für das Wesentliche frei zu bekommen. Die Reformatoren verstanden also das Fasten als „feine und äußerliche Zucht“ des Einzelnen, das man nicht zum Gesetz machen darf. Martin Luther schreibt im „Sermon von den guten Werken“: „Wenn einer fände, dass ihm vom Fasten der Kopf wüst und toll oder der Leib und der Magen verderbt würde […], so soll er das Fasten ganz gehen lassen und essen, schlafen, müßig gehen, so viel ihm zur Gesundheit nötig ist.“

Es muss also jeder Mensch selbst herausfinden, wie er die Adventszeit begehen möchte. Entscheidend ist, dass wir uns nicht vor lauter Vorbereitung dazu verleiten lassen, den Sinn des Advents zu vergessen: Gott kommt zu uns!

Frank Zeeb

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