7. September 1525: 500. Todestag von Matthias Waibel

Gipsmodell von 1915 für eine der drei Bronzebüsten am Ringleuchter im Chorraum der St. Mang-Kirche (Pfingsten 1915-1968).

Herkunft und frühes Wirken

Waibel wurde am Ende des 15. Jahrhunderts als Bauernsohn in Martinszell im Allgäu geboren. Er konnte die Lateinschule in Kempten besuchen und ging 1515 zum Studium an die Universität Wien. 1519 wurde er wohl in Konstanz zum Priester geweiht. Anschließend wurde er Prediger an der dem Stift unterstehenden Kirche St. Lorenz in Kempten.

Reformatorische Predigt

In Kempten stand das adlige Fürststift in unmittelbarer Verbindung mit der Stadt, die im Laufe der Zeit die Rechte einer Reichsstadt erhalten hatte. In der Stadt Kempten hatte die Reformation bei den Predigern Sixt Rummel und Jakob Haistung schon früh Fuß gefasst. Ihnen schloss sich Waibel an. Er predigte die Rechtfertigung allein durch den Glauben ohne Werke und stellte damit die seitherige Frömmigkeitspraxis mit Wallfahrten, Prozessionen und dem Ablasshandel in Frage. Er forderte die Austeilung des Abendmahls in beider Gestalt. Zum Eklat kam es, als Waibel bei der Heiltumsweisung, bei der die Reliquien der beiden Stiftspatrone dem Volk unter der Zusage eines Ablasses gezeigt wurden, gegen die trügerische Sicherheit predigte, die der Ablass vermittelte. Vollends zog Waibel den Zorn der Stiftsherren auf sich, als er nach der Amtseinführung des neuen Fürstabts Sebastian von Breitenstein gegen dessen aufwändigen Lebensstil predigte und ihn zum brüderlichen Teilen aufforderte.

Zeichnung im Evangelischen Gemeindeblatt für das Allgäu vom September 1925 zum 400- jährigen Reformationsjubiläum.

Bauernkrieg

Als Fürstabt Sebastian im Herbst 1524 seinen Untertanen eine neue Steuer auferlegte, um seine Verpflichtungen gegenüber dem Schwäbischen Bund erfüllen zu können, schlossen sich die Bauern des Stifts Kempten zusammen. Sie vereinigten sich im Februar 1525 mit den anderen Allgäuer Bauern und besetzten an Aschermittwoch 1525 das Stift und plünderten es. Der Fürstabt mußte seine obrigkeitlichen Rechte gegen eine Summe von 30.000 Gulden an die Stadt abtreten. 

In Memmingen wurden im März 1525 die Zwölf Artikel verfaßt, die mehrfach gedruckt überall das Programm der Bauernerhebung wurden. Die verschiedenen Bauernhaufen wurden in mehreren Schlachten vom Heer des Schwäbischen Bunds unter Georg Truchseß von Waldburg, dem „Bauernjörg“ geschlagen. 

Obwohl Waibel gegen die Anwendung von Gewalt gepredigt hatte, wurde er vom Fürstabt beim Schwäbischen Bund verklagt. Da man aber nichts fand, was man ihm zur Last legen konnte, wurde er in einen Hinterhalt gelockt, gefangen und nach Leutkirch gebracht. Bei Reichenhofen wurde er ohne Gerichtsverfahren am 7. September 1525 erhängt. Für seine Anhänger starb Waibel als Märtyrer seines Glaubens. In der Reichsstadt Kempten, nicht jedoch im Stift, konnte sich die Reformation schließlich durchsetzen.

Prof. Dr. Hermann Ehmer

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