Oberschwaben und die Ostalb, das sind die Landschaften der Ulmer Prälatur, die in der Fläche früher fast ausschließlich vom Katholizismus geprägt war.
Diese Region entlang der bayerischen Grenze reicht von Ellwangen bis zum Allgäu und Bodensee. In keiner anderen Region gibt es so viele ehemalige freie Reichsstädte. Ihre Kette durchzieht Ostwürttemberg von Friedrichshafen, Wangen, Isny, Leutkirch und reicht über Bad Buchau, Ravensburg, Biberach und Ulm bis Giengen an der Brenz, Aalen und Bopfingen im Ries. Ulm, die einzige Großstadt in Ostwürttemberg, ist wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt einer Region, die weit in die bayerische Landschaft jenseits der Donau hineinreicht. Sie ist nicht von ungefähr auch Sitz einer der vor 180 Jahren entstandenen Prälaturen. Albert Einstein ist hier geboren, und Sophie Scholl hat hier gelebt.
Mitten in der Universitätsstadt erhebt sich der "gotische Finger": das wie durch ein Wunder vom Bombenkrieg verschont gebliebene Münster. Sein 161,53 Meter hoher Turm ist der höchste Kirchturm der Welt. Mittelalterliche Karikaturen beweisen, dass das überdimensionale Gotteshaus von Nicht-Ulmern als Zeichen von Selbstherrlichkeit und Bürgerstolz, vermischt mit Gottesfurcht und Frömmigkeit, gedeutet wurde.
Mit noch einem Rekord kann Ulm aufwarten: Das im Zweijahresrhythmus beim Landesposaunentag vor dem Münster musizierende größte Blechbläserensemble der Welt gelangte ins Guinnessbuch der Rekorde.
Umfrangreich ist die diakonische Tätigkeit der drei südlichen Dekanate Biberach, Ravensburg und Friedrichshafen: Der Bogen reicht von der größten Heimstätte für wohnsitzlose Männer in Altshausen und Außenstellen über die Epileptiker-Heime Pfingstweid bei Tettnang und das bedeutende Rehabilitationszentrum Stephanuswerk bis zum Kinderdorf Siloah, die beide in Isny angesiedelt sind. Auch die Zieglerschen Anstalten in Wilhelmsdorf und Zweigniederlassungen, zu denen auch die Fachkliniken für suchtkranke Frauen und Männer in Höchsten und im Ringgenhof sowie das Mehrfachbehinderten-Kinderdorf Haslachmühle gehören, zeugen von hohem diakonischen Einsatz.
Gibt es nun etwas, das Protestanten und Katholiken, Schwaben und Bayern verbindet? In der Liebe zum Essen, genauer: in der Liebe zu "Luthrischen Würst" und (katholischen) "Seelen" sind beide Parteien auf wahrhaft ökumenische Weise vereint. Die Würste verweisen auf ihren Ursprung bereits im Namen; die "Seelen" (eine Art Brötchen, meist mit Kümmel bestreut) buk man früher nur am Feiertag Allerseelen, und das verrät ihre katholische Herkunft. Als lebensstiftendes Signal galten die Backwaren in früherer Zeit: Wenn der Bursche seinem Mädchen eine große "Seele" schickte, dann galt dies als Heiratsantrag.