Kirchenrätin Dr. Christine Keim, Leiterin des Referats für Mission, Ökumene und Entwicklung, berichtete im Rahmen der Herbsttagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode über die Situation von Christen und bedrohten Minderheiten weltweit.

Zu Beginn gab sie einen Überblick über die kirchlich-diakonische Flüchtlingsarbeit, diese „war und ist in fast allen Kirchenbezirken präsent und hat in den letzten zehn Jahren viele wichtige Projekte initiiert: Angefangen von der Gründung und Begleitung von Asyl-Helferkreisen über die Gewinnung und Schulung von Ehrenamtlichen, die Initiierung von Begegnungscafés, Organisation von Veranstaltungen bis hin zu seelsorgerlicher Begleitung und Empowerment von Geflüchteten.“ Es brauche unter anderem aufgrund der Sparmaßnahmen weiterhin Anstrengungen, „um uns auch künftig als eine ‚flüchtlingsbereite Kirche‘ zu erweisen.“
Exemplarisch behandelte Dr. Keim:
Keim erläuterte die Unterstützung der Christen in diesen Ländern durch die Landeskirche und weitere Stellen wie das Gustav-Adolf-Werk und den Lutherischen Weltbund. Sie berichtete kurz über die Lage in anderen Ländern wie Indien, Ukraine, Libanon, Sudan und Israel. Dr. Keim schloss: „Die Evangelische Landeskirche ist nicht nur heute an diesem Tag, sondern das ganze Jahr über mit Partnerkirchen weltweit in Verbindung durch wechselseitigen Austausch und Gebet und unterstützt auf vielfältige Weise Friedensinitiativen und Versöhnungsarbeit, die Stärkung der indigenen Bevölkerung und Projekte zur theologischen Weiter- und Fortbildung.“
Aussprache der Synodalen
Der Synodale Dr. Chris Lehmann (Rietheim-Weilheim) bedankte sich für den Bericht, der ihn sehr bewegt habe. Er sei dankbar dafür, dass die evangelischen Christen in Württemberg immer wieder Gelegenheit hätten, am Leid der Geschwister und anderer Verfolgter weltweit Anteil zu nehmen. Er ergänzte den Bericht über Pakistan um eigene Erfahrungen aus einem Projekt seiner Hochschule mit einer islamischen Hochschule in Islamabad. Es gehe um Verfolgung, aber auch um Diskriminierung, um permanenten Druck, Benachteiligungen in Dutzenden von kleinen Situationen jeden Tag. Sie könnten Berufe nicht ergreifen, würden nicht befördert, sie würden mürbe gemacht. Über allem schwebe der Blasphemievorwurf. Es werde ein kaum vorstellbarer Konversionsdruck aufgebaut. Es gebe christliche Gemeinden, die ihre Mitglieder gezielt schulten, damit sie nicht in die Blasphemiefalle tappen, deren Schwelle sehr niedrig sei. Der Dialog tue Not und sei schwierig. Das hiesige Verständnis von Dialog – respektvoll, zurückhaltend, auf Augenhöhe – funktioniere nur begrenzt in einem Land, das sich als Gottesstaat einer Religion verstehe und in dem die Mehrheitsverhältnisse erdrückend seien. Um so bewundernswerter sei es, dass dennoch Gespräche gelängen. Dr. Lehmann erzählte davon, dass Anfang Oktober der pakistanische Pastor Zafer Bhatti aus der Todeszelle entlassen worden sei, zum ersten Mal seit dem Fall Asia Bibi sei jemand, der zu Unrecht der Blasphemie angeklagt wurde, rehabilitiert worden sei. Beobachter hätten von einem Wunder gesprochen. Der Geistliche habe 13 Jahre in Haft verbracht; er sei zwei Tage nach seiner Freilassung verstorben. Die Hoffnung auf die Ewigkeit trage die Geschwister durch unsägliches Leid, und diese Hoffnung verbinde uns mit ihnen.
Die Synodale Maike Sachs (St. Johann-Gächingen) betonte, wie wichtig es sei, die Verbindung zwischen der Lage der Menschen in Syrien und den geflüchteten Menschen aus dem Land, die wir hier sehen, vor Augen zu haben, damit wir ihnen ein Willkommen bieten. Ferner bestätigte sie, dass Verfolgung und Benachteiligung viele Faktoren haben, die man auseinanderhalten müsse. Sie berichtete von einer kürzlichen Reise nach Indien, die ihr wieder gezeigt habe, wie schwer es ist, als Christ dort in der Minderheit zu leben. Umso beeindruckender sei es, welche Fröhlichkeit und Lebendigkeit sie ausstrahlten. Die finanzielle Unterstützung aller benachteiligten Christen sei kostbar, auch diejenige durch kleine Player, die beharrlich und mit viel Fantasie arbeiteten. Maike Sachs gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Landeskirche – nach den aktuellen Kürzungen bei diesen Mitteln – in anderen Zeiten wieder verfolgte Christen weltweit an dem hiesigen Reichtum teilhaben lässt.
Der Synodale Anselm Kreh (Hermaringen) erklärte, es sei ihm ein Anliegen, für die wichtige Arbeit der landeskirchlichen Missionswerke, der Initiativen und Vereine, die sich unermüdlich für benachteiligte Minderheiten einsetzen, zu danken. Er dankte ferner dem Ausschuss für Mission, Ökumene und Entwicklung für seine Arbeit; diese sei umso wichtiger angesichts knapper werdender Mittel. Er regte an, die Einsparungen an Mitteln zur Bekämpfung von Fluchtursachen zu überdenken. Für die nächste Synode wünsche er sich, die Mitglieder der Synode aus den internationalen Gemeinden mehr in die synodale Arbeit einzubeziehen.
Der Synodale Dr. Markus Ehrmann (Rot am See) erklärte, der Bericht über die Situation verfolgter Christen bewege ihn jedes Jahr stark. Angesichts dessen, wie groß er kleine Probleme in seinem Leben werden lasse, und welche Probleme die Landeskirche beschäftigten. Es sei geboten, die Unterstützung nicht abreißen zu lassen. Zur Frage, was man hier vor Ort tun könne, schlug er vor, das Thema in die Debatte einzubringen, es an Mandatsträger heranzutragen. Bei Aufrufen zu Spenden sei es wichtig, den Blick auf Christen weltweit zu richten, denn in der Praxis spendeten die Menschen lieber für Projekte vor Ort, bei denen sie wüssten, wo das Geld hingeht.
Die Synodale Susanne Jäckle-Weckert (Forchtenberg) erklärte, dass es wichtig sei, sensibel zu sein gegenüber Christen und anderen verfolgten Menschen, die bei uns lebten. Es gebe Themen, die sie auch hier nicht ansprechen könnten. Vertrauen müsse wachsen, damit dies möglich sei. Sie selbst sei beeindruckt von der Resilienz, die die Menschen mitbrächten. Sie lebten mutig ihren Glauben und sprächen darüber; darin seien sie Vorbilder. Wir müssten die Stimme derer sein, die eingesperrt und verfolgt sind.
Der Synodale Jonas Elias (Schwieberdingen) drückt sein Bedauern darüber aus, dass Mittel der Unterstützung gekürzt worden seien. In über 60 Ländern der Erde würden Christen verfolgt. Als Möglichkeiten des Engagements der Christen hier nannte er – neben dem Gebet - sich an die Bundesregierung zu wenden, damit Geldzuwendungen an Bedingungen wie die Religionsfreiheit geknüpft würden.
Der Synodale Eckard Schultz-Berg (Stuttgart) betonte, dass auch in der digitalen Welt die persönliche Begegnung bedeutsam bleibe, und appellierte daran, die persönlichen Kontakte zu Christen in anderen Ländern zu nutzen.
Der Synodale Johannes Söhner (Herrenberg) stellte die Frage nach den Kooperationspartnern der Landeskirche; er habe erfahren, dass vor Ort manchmal gegeneinander gearbeitet würde.
Kirchenrätin Dr. Christine Keim erwiderte auf die Frage, dass mit den Kirchen vor Ort kooperiert würde, und man unbedingt vermeide, gegeneinander zu arbeiten. Man unterstütze ökumenische Kooperativen, und es werde immer das größere Wohl der dortigen Gesellschaft insgesamt angestrebt, nicht nur das der örtlichen Gemeinden.
Im Anschluss an die Aussprache folgte ein Gebet für verfolgte Christen von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl:
HERR, unser Gott,
wir danken Dir für Deine Treue, von der unsere Geschwister Zeugnis geben, mitten in der Not.
Wir danken Dir für den Mut zur Versöhnung, von dem wir hören, wie oft sind wir kleinmütig!
HERR, du Fels und Burg,
wir klagen Dir die vielfältige und große Not, von der wir gehört haben,
die verzweifelte Lage in Syrien, den Terror in Nigeria, die Not im Sudan und an vielen anderen Orten.
Kriminelle Machenschaften wie in Kolumbien.
Warum, o Gott? Wie lange, HERR?
Wir halten inne und beten in der Stille
Hilf uns durch deine Güte!
Halte unseren Blick weit, auch in diesen Zeiten. Dass wir uns einander zuwenden, auch über Kontinente hinweg.
Zeig uns, wo wir einen Beitrag Frieden und Gerechtigkeit leisten können.
Gemeinsam hast du uns berufen zu Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträgern n in dieser Welt.
HERR, hilf uns durch deine Güte!
Amen.
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