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„Ich habe gelernt, vor der Kamera zu stehen“

#hoffnungsvoll, Folge 2: Lea Conrad, 19, erzählt, was die Corona-Pandemie für ihren Alltag und ihr Engagement bedeutet

Lea Conrad, 19, ist in Schwäbisch Hall in der evangelischen Jugendarbeit aktiv. Im Fragebogen blickt sie zurück, wie sich ihr Ehrenamt und ihr Alltag durch die Corona-Pandemie verändert haben und erzählt, was wegfallen musste. Doch sie hat auch schöne Erfahrungen gemacht.

Lea Conrad, 19, engagiert sich in der evangelischen Jugendarbeit.privat

Wie laufen dein Alltag und dein Ehrenamt ab: Was ist anders?

Es ist schwierig. Ich veranstalte mit einem Team für die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Schwäbisch Hall den Jugendgottesdienst „Vibration“, der viermal im Jahr stattfindet, und bin in der Konfiarbeit aktiv.

In den Gottesdiensten durften wir sehr lange nicht singen. Gerade geht das wieder, aber nur mit Maske. Die, die über 18 sind, müssen sogar eine FFP2-Maske tragen. So macht das Singen nicht so viel Spaß.

Wir haben zwar eine Band und zwei Sängerinnen, eine Zeit lang haben nur sie gesungen. Aber das ist nicht das Gleiche. Ich singe super gerne, das Singen gehört für mich zum Gottesdienst dazu. Ohne fehlt einfach etwas. Es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, wenn alle zusammen singen und man wie zu einem Chor wird.

Bei der Planung des Gottesdienstes unter Corona-Bedingungen haben wir eine Routine gefunden und machen eine ein bisschen „abgespecktere“ Version.

Danach gab es vor Corona immer noch eine Bar, wo es etwas zu trinken gab, damit man auch noch quatschen und sich austauschen konnte. Die ist für lange Zeit ausgefallen. Vielleicht können wir sie draußen aufbauen, wenn es wieder wärmer ist.

Bei den Konfi-Samstagen, bei denen ich mitmache, gab es vor Corona Kaffee und wir haben zusammen zu Abend gegessen. Das geht gerade auch nicht, dabei ist das immer schön gewesen, weil man einfach Zeit hat, miteinander zu reden.

Außerdem ist es nicht so leicht, Spiele vorzubereiten, wenn man den Abstand einhalten muss. Zum Beispiel bei „Ninja“. Dabei schlägt man sich gegenseitig auf die Hand. Dabei müssen wir uns jetzt immer überlegen: Können wir das machen? Und wenn ja: Sollen sich davor und danach alle die Hände desinfizieren? Wir müssen bei allem dreimal überlegen, ob es geht oder ein Risiko ist. Es ist frustrierend.

Was sich in meinem Alltag verändert hat? Ich bin nicht mehr so unbeschwert. Ich trage teilweise acht Stunden am Tag eine Maske. Das ist sehr anstrengend. Inzwischen bin ich es auch einfach leid und habe keine Energie mehr dafür.

Im vergangenen Sommer habe ich mein Abitur gemacht. Das war richtig doof. Es ist etwas anderes, ob man sich zusammensetzt und in Präsenz zusammen lernt oder ob man sich online verabredet, um einmal über den Stoff zu sprechen.

Das fehlt mir:

Gemeinschaft und Nähe. Und dass man unbeschwert ist und sich treffen kann mit wem man will, ohne dass man sich über irgendetwas Gedanken machen muss.

Wenn ich das Wort „Nähe“ höre, dann denke ich daran, dass…

…es gerade ein bisschen schwierig ist.

Das war ein Lichtblick:

Es wurden sehr viele tolle Alternativen gefunden. Gerade für Veranstaltungen, bei denen man sich viel Mühe gegeben hat, einen Weg zu finden, wie sie trotzdem stattfinden können. Wir haben unsere Gottesdienste teilweise online veranstaltet. Das Team war in der Kirche und die Gottesdienste wurden per Video übertragen. Und es waren mehr Leute dabei als sonst.

Gab es noch mehr schöne Erfahrungen?

Ja! Ich schätze meine Familie sehr und sogar mehr als vorher, weil ich eine Zeit lang so wenige Menschen sehen konnte. Wir haben uns ganz oft zum Kaffee oder mal samstags nach dem Markt getroffen und draußen einen Kaffee getrunken. Es war toll, dass ich dadurch immer jemanden hatte, den ich regelmäßig gesehen habe. Weil es immer die gleichen Personen waren, war die Gefahr geringer, dass man das Virus überträgt.

Schön war auch, dass man sich trotz allem nicht aufhalten lässt, sondern versucht, trotzdem zusammenzukommen und den Kontakt zu Freundinnen und Freunden zu halten. An Weihnachten vor einem Jahr habe ich mit Freundinnen gewichtelt. Wir haben uns die Pakete vorbeigebracht und uns digital getroffen, um sie alle zusammen auszupacken.

Auch der Gottesdienst an Heiligabend vor einem Jahr war sehr schön. Wir standen um Feuerschalen herum und ein Musikteam hat gesungen. Es waren sehr viele Menschen da, der Gottesdienst hat stattgefunden und wir konnten Gemeinschaft erleben.

Das habe ich gelernt:

Für die Gottesdienste vor der Kamera zu stehen. Das war etwas ganz anderes und eine neue Erfahrung.

Schöne Erinnerung an vor Corona:

Es gibt ganz viele schöne Erinnerungen an vor Corona. Im Sommer 2019 war ich mit dem Evangelischen Jugendwerk auf einer Freizeit in Schweden. Das war sehr schön. Wir waren drei Tage lang Kanufahren, haben eine Nacht auf einem Campingplatz geschlafen und waren anschließend in einem Gemeindehaus in Schweden an einem wunderschönen See.

Ich hoffe, dass …

… Corona endlich ein Ende hat und wir als Gesellschaft wieder lernen, uns gegenseitig zu akzeptieren,  unsere Meinungen stärker Meinungen sein zu lassen und uns trotzdem zu verständigen wie ganz normale Leute.


Mehr zu Lea Conrad:

Lea Conrad, 19, ist in der Gesamtkirchengemeinde Schwäbisch Hall und in ihrer Kirchengemeinde, der Sophie-Scholl-Kirchengemeinde, in der Jugendarbeit aktiv. Zurzeit macht sie außerdem ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Schwäbisch Hall, dem „Sonnenhof“. Sie hilft in einer Klasse für Kinder mit Behinderung und gestaltet Freizeitangebote.


Schon gewusst?

elk-wue.de

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