„Gerade jetzt, da ich wieder neues Leben in mir trage, höre ich die uralten Texte mit ganz anderen Ohren.”

Eine Geburt verändert alles. Ich wusste das theoretisch schon. Doch das erste Weihnachten mit unserem erstgeborenen Sohn auf dem Arm, das hat mich die Weihnachtsgeschichte ganz neu erleben lassen. Ein Kind kommt zur Welt und plötzlich ist nichts mehr wie es war. Genau das feiern wir an Weihnachten - Jesu Geburt.
Gerade jetzt, da ich wieder neues Leben in mir trage, höre ich die uralten Texte mit ganz anderen Ohren. Die Weihnachtsgeschichte ist nicht nur eine theologische Wahrheit, sondern ein fühlbares körperliches Staunen. Für Maria und Josef bedeutete dies einen kompletten Neuanfang, Unsicherheit, Verantwortung, aber auch Hoffnung.
Wie verletzlich und überwältigt muss Maria gewesen sein? Und jetzt hochschwanger. Im letzten Trimester spüre ich wieder besonders, wie viel Mut es braucht, ein neues Leben auszutragen.
Für die Weltgeschichte war Jesu Geburt der Moment, der den Lauf der Zeit prägte. Kalenderkultur, Glauben, und doch beginnt es nicht in einem Palast, sondern in einer Höhle, in der das Vieh untergestellt wurde. Diese Spannung zwischen Größe und Verletzlichkeit, Gott und Windelpaket, sie berührt mich heute tiefer als je zuvor. Weihnachten erinnert mich daran, wie etwas Kleines, Unscheinbares alles verändern kann.
Es geht um die Kraft der Geburt, die Hoffnung bringt und damit die Welt verwandelt. Und wenn ich die leichten Tritte meines Kindes spüre, ahne ich ein wenig mehr davon.
Pfarrerin Sara Stäbler
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