18.12.2025

Das älteste Adventslied als Hymne der Hoffnung

„Mit dir, Maria, singen wir“ - über eines der beliebtesten Advents- und Weihnachtslieder

Eines der beliebtesten Advents- und Weihnachts-Lieder, gedichtet von einem evangelischen Liedermacher im Auftrag einer römisch-katholischen Liedkommission - das ist “Mit Dir, Maria, singen wir”, das auf dem Lobgesang der Maria, dem Magnificat beruht. Hier lesen Sie eine Auslegung dieses Liedes von Pfarrerin Dr. Susanne Schenk, theologische Referentin des Landesbischofs.

Dr. Susanne Schenk
Dr. Susanne Schenk

Zum Mitlesen: Hier finden Sie den Text des Liedes

Das älteste Adventslied ist das Magnificat, der Lobgesang der Maria aus dem ersten Kapitel des Lukasevangeliums. „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes“. So singt Maria nach ihrer Begegnung mit dem Engel, der ihr, der unverheirateten jungen Frau, ankündigt, dass sie schwanger werden und einen Sohn gebären wird: Gottes Sohn. „Gottes Barmherzigkeit währet für und für“. So singt Maria, als sie bei ihrer Base Elisabeth angekommen ist. Gegen alles Urteil der Welt singt Maria, sie singt ihre Situation hinein in den Bogen der göttlichen Verheißung. Ihr Lied verbindet sich mit der Hoffnung der Generationen vor ihr und streckt sich mit ihnen hin auf die Zukunft Gottes: Der Heiland kommt! Das ist der Grundton des Advents und seiner Lieder; alles adventliche Singen schließt sich im Grunde an Marias Lied an. 

„Mit dir, Maria, singen wir“, so beginnt ein neueres Adventslied mit seinem Kehrvers. Über vier Strophen greift es das Magnificat auf und singt es in Anrede an Maria weiter – als Hymne der Hoffnung: „Uns trägt die Hoffnung, die du trugst.“

Das 1992 gedichtete Marienlied wurde in verschiedene Liederbücher aufgenommen. Vor allem im Südwesten ist es beliebt; so findet es sich im Eigenteil des katholischen Gotteslobs der Diözesen Freiburg und Stuttgart genauso wie im gemeinsam von den evangelischen Kirchen in Württemberg, der Pfalz und Elsass-Lothringen herausgegebenen „Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder. plus“. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es auch im neuen Evangelischen Gesangbuch vertreten sein, das gegen Ende des Jahrzehnts erscheinen soll; im Erprobungsband, der derzeit in ausgewählten Gemeinden getestet wird, trägt es die Nummer 49: „Mit dir, Maria, singen wir“.

Wesentlich für den Erfolg dieses Liedes ist seine Melodie. Sie stammt vom „Troubadour Gottes“ – Troubadour du Bon Dieu, so wird der französische Liedermacher Jean-Claude Gianadda (geb. 1944) genannt. Seine Melodie lässt das Lied der Hoffnung weit aufschwingen, sie steckt an zum Mitsingen. Den deutschen Text dichtete ein evangelischer Theologe im Auftrag einer katholischen Liedkommission: Eugen Eckert (geb. 1954), Mitglied der Band Habakuk, Pfarrer und Dichter vieler neuer geistlicher Lieder. Seine Dichtung hebt den Glanz des Marienlobs hervor und formt es zum klingenden Adventslicht: „Hell strahlt dein Lied durch jede Nacht“ – so singen die erste und die letzte Strophe.

Das von Eckert gedichtete Lied ist durch und durch ökumenisch. Und ganz evangelisch. Denn es nimmt Maria vom Evangelium her in den Blick, von ihrem Lobgesang des Magnificat. Wie es vor 500 Jahren auch die Reformatoren gerne taten. Martin Luther, Huldrych Zwingli und auch Johann Diepold, ein Ulmer Reformator – für sie alle war Maria eine wichtige Gestalt des Glaubens, des Betens und Singens.

Die zweite Liedstrophe spricht Maria an als eine, die das Leid kennt, das persönliche wie auch die Not der Welt. Zunächst kommt da die junge Maria in den Blick in ihrer persönlichen Krisensituation; Maria „weiß um Tränen“. Dann die Prophetin: Mit dem Magnificat reiht Maria sich ein in die Reihe der Propheten, wie Amos und Hosea benennt sie Hunger und Unterdrückung; Maria „weiß um das Leid“, sie „weiß, was Menschen beugt und biegt“. Und Maria „weiß um das Kreuz“; als Mutter steht sie unterm Kreuz und erleidet, was ihrem Sohn geschieht. Auch das klingt mit in diesem Adventslied, der Advent verbindet sich mit Karfreitag. 

Und „doch“, allen Todesmächten zum Trotz: Maria singt vom Leben. Wie einst der Prophet Jesaja, so kündigt sie die Überwindung der Todesmächte an. Denn sie vertraut ihrem Sohn, sie ist inniglich mit ihm verbunden. Daraus kommt ihr Mut zur Hoffnung. So scheint im Übergang von der zweiten zur dritten Strophe das Licht des Ostertages auf. „Österlich klingt er“, Marias Jubel: Die Finsternis hat nicht das letzte Wort, das Leben wird sich durchsetzen. 

Maria hat nichts als Gottes Wort, aus dem sie ihre Hoffnung schöpft; noch nicht einmal von ihrer Schwangerschaft ist schon etwas zu sehen oder nachzuweisen. Ihr Lied lebt ganz aus dem Vertrauen auf den, der durch seinen Boten zu ihr gesprochen hat, und in dessen Worten sie die Verheißungen wiedererkennt, von denen die Schrift zeugt. Doch das reicht, das ist genug für Maria. Genug, um in der Krise aufzustehen und vom Leben zu singen. Um ein Zeugnis zu geben von der Kraft der Hoffnung, das durch die Jahrhunderte hindurch Menschen inspiriert. Auch den französischen Troubadour und den deutschen Liederdichter – sowie alle, die heute einstimmen in die „Lebensmelodie“: „Es kommt, der satt und fröhlich macht, der deinem Lied den Glanz verlieh.“

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