| Geistliches

Die Vielfalt der österlichen Botschaft

Auferstehung und Ostern in Musik, Kunst, Gedicht, Social Media und Sport

Wo drückt sich die Osterbotschaft in der Musik besondes eindrucksvoll aus? Wo wird Auferstehung in der Kunst und im Sport erfahrbar? Und wie vermittelt die Pfarrerin Sara Stäbler auf Instagram die Auferstehung Jesu? Fünf Menschen aus der württembergischen Landeskirche erzählen von österlichen Werken und Momenten, die sie besonders berühren.

Landeskirchenmusikdirektor Matthias Hanke, Pfarrerin Sara Stäbler, Pfarrerin und Preacher-Slammerin Sabine Löw, der Beauftragte für Kunst der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Johannes Koch, und der Beauftragte für Sport der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Philipp Geißler (v. l. n. r.)

Matthias Hanke, Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

Matthias Hanke ist der Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.privat

Die Osterbotschaft ist in jedem christlichem Werk zu finden. Im Zentrum jedes Mess-Ordinariums steht das Glaubensbekenntnis, das Credo. In dessen Zentrum wird das Leiden, Sterben und die Grablegung Jesu musikalisch und emotional erlebbar: „passus et sepultus est“ („Er hat gelitten und ist begraben worden“).

Diesen Moment atemloser Stille bricht die Osterbotschaft, meist mit Pauken und Trompeten. Die Musik explodiert förmlich zum Text „et resurrexit in tertia die“ („und ist auferstanden am dritten Tage“). Mit am stärksten hat Johann Sebastian Bach diesen Wendepunkt vom Tod zum Leben in seiner H-Moll-Messe ausgedrückt, ein echter österlicher Geheimtipp.

Für die meisten Klassikfreunde ist hingegen Georg Friedrich Händels Seelen-Sopran-Arie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“ und sein fulminantes „Halleluja“ aus dem Oratorium „Messias“ klingendes Osterzeugnis. Die Statue Händels in Westminster Abbey hält jedem Besucher und jeder Besucherin seines Grabes ein Notenblatt vor Augen - mit den Worten „I know that my Redeemer liveth“.

Das Grabdenkmal Georg Friedrich Händels in Westminster Abbey, London. Zu sehen ist der Komponist, wie er ein Notenblatt mit den Worten „I know that my Redeemer liveth“ in den Händen hält.privat

Sara Stäbler, Pfarrerin in Balingen und auf Instagram aktiv

Ein Funke ist übergesprungen: von Sara Stäblers Aktivität als Pfarrerin bei Instagram auf die analoge Welt - und von dort aus wieder zurück. Was ist geschehen?Peter Vibez

Vier Wochen vor Ostern sprach mich ein Florist im Vorbeigehen an: „Du bist doch @sara3klang? Wie du die christliche Botschaft im Netz kommunizierst, ist echt klasse. Lass uns einmal zusammen ein Projekt starten!“

Pfarrerin Sara Stäbler alias @sara3klang.Peter Vibez

Ich war gerührt, ein bisschen sprachlos, aber sofort dafür. Der Funke springt also doch über: von der digitalen Verkündigung zum analogen Anpacken. Da ist etwas möglich, das so vor ein paar Jahren nicht denkbar schien.

Entstanden ist aus diesem Funken ein florales Feuerwerk: eine lebende Altarinstallation in der Balinger Stadtkirche. Sie lässt sehen, fühlen und riechen, was wir an Karfreitag und Ostern nacheinander begehen und erinnern.

Das Kunstwerk knüpft an an das Motiv des Lebensbaumes an. Das Kreuz ist der Lebensbaum, kein Sterbekreuz. Tod und Auferstehung sind etwas, das die Natur im Zyklus der Jahreszeiten jedes Jahr durchleben. Genau dieses Durchleben, dieses Erblühen aus dem Eis, aus dem Gewirr toter Äste wird gefeiert. Das Lebenszeichen des Kreuzes treibt Knospen und Ausleger, wo es will, hier wie dort, analog wie digital.

Auf Instagram hat Pfarrerin Sara Stäbler alias @sara3klang Fotos und Videos der Pflanzen-Installation mit dem Namen „Hoffnung“ veröffentlicht. Das mehrstöckige Kunstwerk verändere sich und wachse. Es verdichte verschiedene Zeitebenen und symbolisiere Ewigkeit. „Hier wird genau in einem Bild gefasst, was wir an Karfreitag und Ostern nacheinander begehen und erinnern.“ Besonders angesichts des Kriegs in der Ukraine sei die Ewigkeitsperspektive tröstend.

Kirchenrat Johannes Koch, Beauftragter für Kunst der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

Gabriela Oberkofler, „Rotschwanz“ und „Vogelhaus“, 2010, aus der Folge „Alles wieder zurück“.privat

Mein Lieblingsosterbild ist nicht als Osterbild entstanden und ist gleichwohl eines. Die Stuttgarter Künstlerin und Südtiroler Bauerntochter Gabriela Oberkofler schuf eine Folge von Werken unter dem Titel „Alles wieder zurück“.

Der Kunstbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Johannes Koch.privat

Alles Verstorbene und damit Verlorene wieder zurück in sein Element, dorthin, wo es „leibt und lebt“! Das Schaffell wieder auf die Weide zur Herde - und die Filmkamera beobachtet, wie die Tiere dem Balg begegnen - wie behutsam, wie vertraut und zugleich befremdet, nicht wahrhaben wollend, dass darin kein Leben mehr ist.

Kirschkerne, mit rotem Faden umwickelt, grüßen wieder von Zweigen. Eine tot auf dem Rücken liegende Taube hängt als Zeichnung so an der Wand, dass sie sich über das schwarz eingefärbte Haus erhebt und gen Himmel steigt.

„Wusstet ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ (Lk. 2,49) So spricht schon der zwölfjährige Jesus im Tempel. Und der zum himmlischen Vater zurücksterbende verkündet: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?“ (Joh. 14,2)

Osterbotschaften, mehr oder weniger versteckt, begegnen mir als Kunstfreund nicht nur in heiligen Schriften, sondern auch in profanen Bildern. Dieses rührt mich an Ostertagen, die so voller Bilder des Todes sind, ganz besonders. Wenn schon die schöpferische Kraft einer Künstlerin die geliebte Kreatur nicht dem Tode überlassen mag, um wieviel mehr, denke ich, mag das gelten für die unvergleichliche Schöpferkraft des liebenden Vaters „überm Sternenzelt“ (Europahymne / Friedrich Schiller)!

Sabine Löw, Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-West und Preacher-Slammerin

Ostergruß

frei ist der Mensch,
der den Tod hinter sich
und das Leben vor sich hat,

der nicht zu vergessen braucht,
weil ihm vergeben ist
und er vergeben hat,

der vor nichts zu fliehen braucht,
weil er durch verschlossene Türen kommen
und über Abgründe gehen kann,

der sich nicht zu ängstigen braucht,
weil er immer unterwegs ist
zu einem und mit einem,
der ihn grenzenlos liebt.

frei ist der Mensch, der zu allen offen ist,
weil er alle
in sein Herz geschlossen hat.

frei ist der Mensch,
der jenseits der Wunde lebt:
der österliche Mensch.

Klaus Hemmerle

Copyright: Bistum Aachen

Die Pfarrerin und Preacher-Slammerin Sabine Löw.privat

Der Ostergruß aus dem Jahr 1988 des verstorbenen katholischen Aachener Bischofs Klaus Hemmerle drückt die Osterbotschaft meiner Ansicht nach besonders gut aus.

Der Text geht mir unter die Haut. Und er macht mir Gänsehaut. Er ergreift mich wirklich zutiefst. „Frei ist der Mensch, der jenseits der Wunde lebt“: Besser kann österliches Lebensgefühl, meinem Empfinden nach, nicht beschrieben werden.

„Frei ist der Mensch, der zu allen offen ist, weil er alle in sein Herz geschlossen hat“: Genau damit ist doch der Raum der Angstfreiheit eröffnet, in dem wir als Christinnen und Christen leben dürfen - und auch sollen und aus gutem Grunde auch können. Der Text macht mir, wenn mich Angst ergreift, immer wieder Mut, diesen Raum der österlichen Freiheit aufzusuchen.

Den Tod hinter sich – und das Leben vor sich haben. Genau das ist Ostern!

Philipp Geißler, Beauftragter für Sport der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

Der Beauftragte für Sport der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Philipp Geißler.privat

Gibt es im Bereich des Sports Momente, die veranschaulichen, worum es an Ostern geht? Ich würde sagen ja, und zwar immer dann, wenn wir es mit einem „unerwarteten Comeback“ zu tun haben.

Das kann der Fußballspieler sein, der nach einer Serie ohne Abschluss den spielentscheidenden Treffer landet. Das kann die älteste Läuferin im Feld sein, die in ihrem letzten Lauf noch einmal allen zeigt, was sie draufhat. Wen hat man im Bereich des Sports nicht alles schon abgeschrieben? Und wie viele kamen schon ganz unerwartet zurück? Wenn Sie Lust haben, dann suchen Sie in den kommenden Tagen im Internet einmal nach dem Begriff „totgeglaubt“ in Verbindung mit einer beliebigen Sportart. Ich habe es selbst ausprobiert und war überrascht.

Auch Ostern erzählt von einem „unerwarteten Comeback“. Der, den seine Jünger für den Messias gehalten haben, stirbt und kehrt ganz unerwartet zurück – und löst damit eine unbeschreibliche Freude aus. Lesen Sie über Ostern doch mal Lk. 24,13-35 - für mich der allerschönste Bericht über ein „unerwartetes Comeback“.


Schon gewusst?

elk-wue.de

Mehr News

  • Datum: 27.07.2024

    TV-Tipp: Visionär und Hoffnungsstifter

    Tobias Merckle ist Sprößling der gleichnamigen Pharma-Dynastie. Seine berufliche Laufbahn schien vorgezeichnet, er wählte jedoch einen anderen Weg: das soziale Engagement. Was motivierte ihn dazu? Darüber spricht er mit Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.07.2024

    Reisesegen: Mit Gottes Segen unterwegs

    Wer sich auf den Weg macht, möchte sich geborgen und behütet wissen. Hier eine kleine Auswahl an Reisesegen – zum Teilen, Zusprechen oder für die erste Seite Ihres Reisetagebuchs. Sie verreisen in nächster Zeit nicht? Jeder noch so kleine Weg lässt sich segnen…

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.07.2024

    Besuch bei rumänischer Partnerkirche

    Seit 30 Jahren ist die Landeskirche mit dem Rumänisch-Orthodoxen Erzbistum von Vad, Feleac und Cluj verbunden. Landesbischof Gohl hat die Partnerkirche anlässlich des Jubiläums mit einer Delegation besucht und unter anderem Metropolit Andrei getroffen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.07.2024

    Vereinfachte Gemeindegründungen für Landeskirchliche Gemeinschaften

    Eine Gesetzesnovelle ermöglicht es Landeskirchlichen Gemeinschaften, künftig leichter eigene Gemeinden zu gründen. Die Landessynode hat dem Kirchlichen Gesetz zu den Landeskirchlichen Gemeinschaften mit großer Mehrheit zugestimmt und tritt somit am 1. September 2024 in Kraft.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.07.2024

    Oberkirchenrätin Noller in Verfassungsgerichtshof gewählt

    Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller ist vom baden-württembergischen Landtag als Stellvertreterin in den Kreis der Richterinnen und Richter des baden-württembergischen Verfassungsgerichtshofs gewählt worden. Sie sieht ihr neues Amt als „Ehre und große Aufgabe“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.07.2024

    „Das Neue mit Zuversicht gestalten“

    „Aus gutem Grund – auf gutem Grund“ – so das Motto des Jahresfestes des Gustav-Adolf-Werks. In Gottesdienst, Vorträgen und Workshops tauschten sich die Teilnehmenden über die Zukunft der Kirche und die internationale Verbundenheit evangelischer Christinnen und Christen aus.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.07.2024

    Gebet zum Schuljahresende

    Das Schuljahresende ist für viele eine Zeit der Vorfreude, für manche eine Zeit gemischter Gefühle im Rückblick und für einige eine Zeit des Aufbruchs. Landesbischof Gohl ermutigt mit diesem Gebet Schülerinnen und Schüler, Gott anzuvertrauen, was auf sie zukommt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.07.2024

    Landesbischof Gohl: Interview zum Klimaschutz

    „Angst ist immer ein schlechter Ratgeber – denn das macht dich eng“, sagt Landesbischof Gohl zum Thema Klimaschutz. „Wenn wir uns so verhalten würden, wie es der Schöpfung entspricht, würde es unserer Welt viel besser gehen“. Hier finden Sie das Interview als Text und Video.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.07.2024

    Fortbildung für Digitalisierungs-Coaches geht in die nächste Runde

    Im Herbst 2024 startet die nächste Weiterbildung zu Digitalisierungs-Coaches. Die Fortbildung hat schon viele Haupt- und Ehrenamtliche befähigt, die Digitalisierung vor Ort zu begleiten. Eine digitale Info-Veranstaltung gibt's am 18. September.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.07.2024

    Neues Erscheinungsbild für die Landeskirche

    Mehr Farbe, neues Logo, mehr Flexibilität, mehr Spielräume: Zum 1. Advent 2024 löst die Evangelische Landeskirche in Württemberg ihr rund 30 Jahre altes Corporate Design (CD) durch eine überarbeitete Version ab.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.07.2024

    Früherer Landesbischof July feiert 70. Geburtstag

    Dr. h. c. Frank Otfried July feiert am 17. Juli seinen 70. Geburtstag. Er war von 2005 bis 2022 Landesbischof der württembergischen Landeskirche. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigt die Julys Verdienste „als Brückenbauer in Kirche, Diakonie und Gesellschaft“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.07.2024

    TV-Tipp: Lissy Schneiders Erfahrungen als Pflegekind

    Die leiblichen Eltern suchtkrank, mit zwei Jahren im Kinderheim, mit drei bei einer Pflegemutter – mit bis zu sieben weiteren Kindern. Wie erlebte Lissy Schneider Kindheit und Jugend? Darüber spricht Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit dem einstigen Pflegekind.

    Mehr erfahren
Mehr laden