Ein (fast) spontanes Ja-Wort – nur zu zweit, mit ausgewählten Gästen, im Vorübergehen oder mit ein wenig Planung: Das haben verschiedene Kirchengemeinden in der evangelischen Landeskirche bereits angeboten, wie zum Beispiel Ende Mai in Ludwigsburg. Auch ein (erneutes) Ja-Wort ist möglich, oder ein Segen. Das Angebot kommt gut an.
In einer lockeren Reihe stellen wir besondere Gottesdienste vor: Sie laden Menschen ein, die sich in einer besonderen - schweren oder auch freudigen - Lebenssituation befinden oder sie nutzen außergewöhnliche Elemente zur Gestaltung. Vom Pop-up-Segen bis zum Tango-Gottesdienst … Hier: Pop-up-Trauungen.
Im Mai gab es in Ludwigsburg einen großen Pop-up-Hochzeitstag: 50 Paare ließen am letzten Maiwochenende ihre Liebe segnen, 16 davon gaben sich (erneut) das Ja-Wort. Pfarrerin Katharina Groß, die mitverantwortlich für das Projekt war, sagt dazu:
Was unterscheidet die Pop-up-Trauung von einer „normalen“ Trauung?
Katharina Groß: Sie ist spontan, niederschwellig, erfordert keine Vorbereitungszeit, keine große Planung und keine hohen Kosten für das Brautpaar. Eine Pop-up-Trauung unterscheidet sich vor allem durch Ihre Spontaneität von einer „normalen Trauung“. Ohne großen Vorlauf können Paare sich anmelden oder spontan vorbeikommen, um sich kirchlich trauen zu lassen.
Natürlich muss die Rechtssicherheit gegeben sein, also die Paare müssen – sofern sie eine kirchliche Trauung wünschen – ihre standesamtliche Urkunde vorzeigen, ebenso wie die Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche von einer Partnerin bzw. einem Partner. Im Idealfall liegt uns auch bereits die Dimissoriale* vor.
An wen richtet sich das Angebot?
Groß: Grundsätzlich an alle Paare, einfach alle Menschen, die jemanden haben, den sie lieben. Wir in Ludwigsburg haben Paare gesegnet, die sich bereits vor vielen Jahren das Ja-Wort gegeben haben, genauso wie Menschen, die sich erst vor Kurzem kennengelernt haben. Dieses Event hat sich nicht nur an Menschen gerichtet, die heiraten möchten. Auch Jubelhochzeiten oder Segnungsanfragen waren willkommen, vom Paar-Segen bis zum Familiensegen war alles möglich.
Welche Absicht steht dahinter? Wo sehen Sie den Bedarf dafür?
Groß: Besonders Paare, die wegen der Coronazeit oder aus Gründen der Familienplanung ihren großen Tag verschieben mussten, waren dankbar für ein so niederschwelliges Angebot. Auch Paare, denen der Segen wichtig war, die aber keine große Feier brauchten oder sich diese aus finanziellen Aspekten nicht leisten können, meldeten sich an. Einige Paare freuten sich über ein Segensangebot, auch wenn sie nicht evangelisch sind. Andere Paare wollten ihr Eheversprechen erneuern, weil das gemeinsam gelebte Leben bis hier hin so einigem standgehalten hat und sie dankbar für die gute Zeit sind.
Wird es weitere Veranstaltungen dieser Art geben?
Groß: Grundsätzlich ist der Kirchenbezirk sehr offen dafür, ein neues Angebot für Kasualien in Form von niederschwelligen Veranstaltungen anzubieten. Wie genau wir das im Kirchenbezirk weiter gestalten werden, entscheidet sich in den kommenden Jahren. Schließlich ist das Projekt noch in den Kinderschuhen. Wir würden uns sehr freuen, wenn sich die ein oder andere Veranstaltung regelmäßig wiederholen lässt. Welche Veranstaltungen sich in unserem Kirchenbezirk durchsetzen, wird sich also noch zeigen. Der Bedarf ist offensichtlich da.
Bei Ihnen in Ludwigsburg fand so eine Form von Trauung zum ersten Mal statt, oder?
Groß: Die Pop-up-Hochzeit selbst fand zum ersten Mal in Ludwigsburg statt. Wir freuen uns besonders, dass wir das Standesamt Ludwigsburg für eine Kooperation gewinnen konnten. Auch dort waren am 25. Mai 2025 spontane Trauungen möglich, danach konnte man sich direkt bei uns kirchlich trauen lassen.
(*= Bestätigung, dass die Wohnsitzgemeinde mit der Trauung an einem anderen Ort einverstanden ist, Anm. d. Red.)
Andere Pop-up-Trauungen in der Landeskirche (beispielhaft):
In Heilbronn gibt es am 27. und 28. Juni 2025 Pop-up-Trauungen in der Kilianskirche. Das Angebot richtet sich an Paare, die bereits standesamtlich verheiratet sind, ebenso wie an solche, die schon kirchlich getraut sind und ihre Ehe erneut segnen lassen möchten. Wer nicht verheiratet ist, kann sich segnen lassen – ob hetero oder queer, lang- oder kurzentschlossen, frisch verliebt oder altvertraut. Eine Anmeldung ist nicht nötig, aber hier möglich.
Mehr Informationen: https://www.heilbronn-evangelisch.de/erwachsene/heiraten-in-heilbronn
In Tübingen ließen Paare im Oktober 2024 ihre Liebe in der Stiftskirche segnen: Das Projekt leer_raum bot den Rahmen für Trauungen und Segnungen. „Neben vielen beglückenden Erfahrungen im Vorfeld und am Tag selbst war für uns am überraschendsten die bunte Vielfalt der Paare und ihrer Segenswünsche: Es kamen Paare, die getraut werden wollten, Paare, die den Segen im Rückblick auf ein bis 55 Jahre Ehe erbaten, unverheiratete Paare, die für ihre noch junge Verbindung Segen suchten. Überwiegend waren sie aus Tübingen, aber es kam auch ein auswärtiges Paar zu uns“, berichtet Pfarrerin Susanne Wolf.
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Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.