Von einer freien Vereinigung zur Gemeinschaft

75 Jahre Lutherischer Weltbund

Bild: Lutherischer Weltbund

Im August 1923 trafen sich Vertreter lutherischer Kirchen aus Nordamerika, Europa sowie einiger sogenannter junger Kirchen in Eisenach zum Ersten Lutherischen Weltkonvent. Dieses Forum der Begegnung und Beratung über nationale Grenzen hinweg führte 1947 schließlich zur Gründung des Lutherischen Weltbundes in fester Organisationsform. Vom 30. Juni bis 6. Juli 1947 kamen in Lund nicht mehr nur lutherische Einzelpersonen zusammen, sondern 47 lutherische Kirchen sandten 200 offizielle Delegierte: Delegierte, die zwar durch das gleiche Be­kenntnis verbunden waren, jedoch aus völlig unterschiedlichen kulturellen und gesellschaft­lichen Kontexten kamen. Viele wurden aus Ländern entsendet, die kurz zuvor noch gegen­einander Krieg geführt hatten. Auch die Evangelische Landeskirche in Württemberg schickte Vertreter nach Lund. Die Kirchen außerhalb Europas und Nordamerika waren zahlenmäßig noch kaum vertreten, ebenso wenig Frauen.

Zu den eindrücklichsten Erfahrungen der Anwesenden gehörten sicherlich die gemeinsamen Gottesdienstfeiern mit Abendmahlsgemeinschaft. Der wichtigste Beschluss dieser Ersten Voll­versammlung war die Annahme einer Verfassung. Laut dieser verstand sich der LWB als „eine freie Vereinigung von luthe­ri­schen Kirchen“. Als Lehrgrundlage wurden die Heilige Schrift als die alleinige Quelle und unfehlbare Norm sowie die Bekenntnisse der lutherischen Kirche als unverfälschte Auslegung des Wortes Gottes genannt. Zum ersten Präsidenten wurde der schwe­dische Professor Anders Nygren gewählt, der Amerikaner Sylvester C. Michelfelder wurde Generalsekretär.

Von Anfang an wurde deutlich, dass es in Lund nicht nur um die innerlutherische Zusammen­arbeit und theologische Reflexion gehen sollte, sondern auch der ökumenische Dienst an der universalen Kirche, die Mission und die diakonische Nothilfe waren zentrale Säulen der Grün­dungsidee. Entsprechend wurden die Ar­­­beitsfelder ‚Flüchtlingshilfe‘, ‚kirchlicher Wiederauf­bau‘ und ‚Hilfe für die Dia­spo­ra?/Minori­tätskirchen‘, die 1952 mit der Zwei­ten Vollversammlung des LWB in Hannover wir­kungs­voll in der Abteilung Weltdienst gebün­delt wurden, wichtige Bausteine für das weitere Zusammenwachsen der Mitgliedskirchen. Zudem bemühte sich der LWB in den folgenden Jahrzehnten, die Einigkeit unter den Mitglieds­kirchen in theologischen Fragen (z. B. Rechtfertigungslehre, Schriftauslegung) zu för­dern und weitere ekklesiologische Klärungen herbeizuführen.

Das Selbstverständnis des LWB entwickelte sich sig­ni­fi­kant weiter und auch das Verhältnis seiner Mitgliedskirchen untereinander in­ten­si­vierte sich. Heute ist es für den LWB zentral, Ge­meinschaft (communio) in Wort und Sakrament zu sein. Entsprechend trägt er den offiziellen Untertitel: Der Lutherische Weltbund – Eine Ge­meinschaft von Kirchen. Zu dieser Ge­mein­schaft gehören zurzeit 148 Kirchen, die über 77 Millionen Christinnen und Christen in 99 Län­der repräsentieren. Auch in seiner aktuellen Ver­fassung bleiben die ursprünglichen Aufgaben weiter­hin relevant. Der LWB „a. fördert die ein­mütige Bezeugung des Evangeliums von Jesus Christus und stärkt die Mit­gliedskirchen bei der Erfüllung des Missionsauftrages und in ihrem Be­mühen um die Einheit der weltweiten Chris­tenheit; b. fördert weltweit unter den Mit­glieds­kirchen diakonisches Handeln, Linderung menschlicher Not, Frieden und Menschenrechte, so­ziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit, Be­wahrung der Schöpfung Gottes und gegenseitiges Teilen; c. fördert durch gemeinsame Stu­dienarbeit die Gemeinschaft und das Selbstverständnis der Mit­gliedskirchen und hilft ihnen, Aufgaben miteinander wahrzunehmen.“

Das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB), das ebenfalls 1947 ins Leben gerufen wurde, vertritt die elf deutschen Mitgliedskirchen des LWB und stellt deren Beteiligung an der Arbeit des LWB sicher. Zudem unterstützt es die Programme und Projekte des LWB sowie die theologische Arbeit und die ökumenischen Dialoge aus Sicht des deutschen Luthertums.

Oliver Schuegraf

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