175. Jahrestag der Ankunft von Rosina Binder in Westafrika

Eine Reise ins Unbekannte für die Pionierin

Vor 175 Jahren fuhr die 19jährige Rosina Binder von Korntal über London mit dem Schiff nach Westafrika an die Goldküste, dem heutigen Ghana, um den ihr völlig unbekannten Missionar Johann Georg Widmann (1814-1876) zu heiraten. Als sie am 15. Januar 1847 bei ihrer Ankunft in Accra in einem Boot an Land gebracht wurde, ahnte sie noch nicht, dass sie 30 Jahre lang auf diesem Kontinent bleiben würde. Sie ahnte noch nicht, dass sie ein Mädcheninstitut, einen Kindergarten und eine Sonntagsschule gründen, in ihrem Haus Waisen und Verstoßene aufnehmen und darüber hinaus elf Kinder gebären würde.

Rosina Binder war eine sogenannte Missionsbraut. Die Bauerstochter hatte kurzerhand zugesagt, als die Basler Mission für einen bereits ausgereisten Missionar eine Frau suchte. Sie stammte aus pietistischen Kreisen, und so war der Wunsch, ihr Leben in den Dienst des Herrn zu stellen und für das Reich Gottes tätig zu werden, schon früh genährt worden. Eine eigenständige Berufstätigkeit war für Frauen damals nicht vorgesehen. Die Heirat mit einem Missionar war die einmalige Gelegenheit sich im Glauben zu verwirklichen, die Enge der Heimat zu verlassen und nicht zuletzt auch ein Abenteuer zu erleben.

Reise ins Unbekannte 

Am 17. September 1846 wurde Rosina Binder in Korntal für ihren Dienst in Westafrika eingesegnet, danach begann ihre Reise ins Unbekannte. Durch die langen Postwege hatte sie von ihrem Bräutigam noch kein persönliches Wort erhalten. Hinzu kam, dass Afrika als „Todesland“ galt. Tropenkrankheiten, das Klima und die schlechte Infrastruktur hatten viele Missionare in kürzester Zeit dahingerafft. Nachdem zuvor mehrere bereits anvisierte Heiratskandidatinnen abgesprungen waren, hatte ihr Bräutigam 1846 verzweifelt an das Basler Komitee geschrieben: „Das arme Afrika ist zu sehr gefürchtet, so daß sich nicht leicht eine Person entschließen kann hierher zu kommen."  

Nun aber war Rosina Binder auf dem Weg. Nach siebenwöchiger Schiffsreise, gebeutelt von Stürmen und Seekrankheit, erreichte sie die Küstenstadt Accra. Über ihre erste Begegnung mit dem Bräutigam schreibt sie in ihrem Tagebuch, dass sie beide miteinander auf die Knie sanken und Gott dankten, dass er sie so glücklich zusammengeführt habe. „Wir sahen uns nicht an, als sähen wir uns zum ersten Male, denn der Herr, der unseren Bund geschlossen (…) verband unsere Herzen noch ehe wir uns kannten in inniger Liebe.“ Eine Woche später waren sie verheiratet.

Pionierin 

Rosina Widmann, geborene Binder gehört zu den ersten Missionarsfrauen der Basler Mission, auf der Missionsstation ihres Mannes in Akropong erwartete sie vor allem Aufbauarbeit. Um Zugang zum weiblichen Teil der einheimischen Akan-Bevölkerung zu bekommen, lernte sie die Twi-Sprache und engagierte sich mit großer Zähigkeit für christliche Mädchenbildung, Kinderbetreuung, Krankenversorgung, Seelsorge und ganz besonders für ausgestoßene missgebildete Kinder. Von ihren eigenen elf Kindern überlebten sechs und wurden im schulpflichtigen Alter ins Basler Missionskinderhaus und zu Verwandten geschickt und dort aufgezogen. Obwohl sie deshalb ein lebenslanger Schmerz begleitete, blieb sie immer in ihrem Beruf an der Seite ihres Mannes im Missionsfeld. Erst als Johann Georg Widmann 1876 starb, kehrte sie, 50jährig, in ihre Heimat nach Korntal zurück, wo sie noch bis 1908 lebte. 

Andrea Kittel 

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