Glauben wecken, Gemeinschaft pflegen

100. Todestag von Christian Dietrich (1844 - 1919)

Christian Dietrich musste sich immer wieder gegen Vorwürfe wehren: die einen sahen in ihm einen Schwärmer und Separatisten, die anderen einen engstirnigen Landeskirchler. Das Engagement der langjährigen Leiters des schwäbischen Altpietismus galt der Evangelisation, um Glauben zu wecken, der Gemeinschaftspflege, um die Kirche zu beleben, und in beiden Bereichen dem Einsatz von Laien. Am 22. Februar vor 100 Jahren ist er gestorben.

Geboren wurde Christian Dietrich am 8. April 1844 in Gschwend bei Gaildorf. Er wurde Lehrer und Rektor einer Schule in Stuttgart. 1897 wurde er Vorsitzender des Württembergischen Verbandes der altpietistischen Gemeinschaften. Es war eine geistlich sehr bewegte Zeit: Von England kam die Heiligungsbewegung, deren extreme Vertreter ein sündloses Leben für möglich hielten, und aus Amerika die Pfingstbewegung. Dietrich griff die biblisch begründeten Aspekte solcher Bewegungen auf, lehnte aber alles „Übertriebene“ ab und forderte eine christliche Nüchternheit. Von England kam gleichzeitig eine Evangelisationsbewegung, die Menschen erreichen wollte, die der Kirche entfremdet waren. Diese kamen dann häufig in „Freikirchen“, vor allem in methodistischen Gemeinden, zusammen. Dietrich förderte die Evangelisationen, wollte die Menschen jedoch in der Landeskirche, in der er zum Glauben gekommen war, halten. Daher der Vorwurf, er sei ein kirchenfreundlicher „Himmelreichbremßer“. Dass Christian Dietrich in all diesen Bewegungen auch positive Elemente sah, die er gerne für die Kirche fruchtbar machen wollte, stieß bei vielen in der Kirche auf Zurückhaltung und Ablehnung.

Dietrich baute die Altpietistische Gemeinschaft kräftig aus. Unter seiner Leitung wuchs sie auf 500 Gemeinschaften an; es wurden Gemeinschaftshäuser gebaut und hauptamtliche Gemeinschaftspfleger angestellt, die vor allem die Laientätigkeit fördern und sich möglichst entbehrlich machen sollten. Bei Schwäbisch Gmünd wurde der „Schönblick“ als Erholungs- und Tagungszentrum gebaut.

Altpietismus und Basler Mission

Dietrichs Liebe galt auch der äußeren Mission, vor allem der Basler Mission als „derjenigen Mission, deren Väter württembergische Gemeinschaftsmänner gewesen sind, und deren Missionare zu einem guten Teil aus württembergischen Gemeinschaften hervorgegangen sind“ - so Heinrich Dipper, der Direktor der Basler Mission, bei der Trauerfeier für den am 22. Februar 1919 verstorbenen Freund. Den Basler Indienmissionar Friedrich Braun berief Dietrich als Hausvater für den Schönblick. Zahlreiche Basler Missionare, die wegen des 1. Weltkrieges nach Deutschland zurückkommen mussten, wurden bei den Altpietisten als Mitarbeiter angestellt bis sie nach dem Krieg wieder ausreisen konnten.

Auch über die Grenzen Württembergs hinaus war Dietrich wirksam. Ab 1890 war er Geschäftsführer des „Deutschen Komitees für evangelische Gemeinschaftspflege“, dem späteren Deutschen Philadelphiaverein und heutigen Gnadauer Gemeinschaftsverband.

Jürgen Quack

 

Meldungen, die Sie interessieren könnten

Gedenktag: Zum 50. Landesposaunentag

Am 28. Juni findet der 50. Landesposaunentag statt. In Ulm werden Tausende Teilnehmende erwartet. Hier erzählen wir die Geschichte des Landesposaunentags. Plus Video: Walter Kirchner (94) erzählt vom ersten Landesposaunentag nach dem Zweiten Weltkrieg.

Weiterlesen

Zum 150. Todestag von Eduard Mörike

Am 4. Juni 1875 starb der schwäbische Dichter Eduard Mörike. Nach seiner Frühpensionierung als Pfarrer folgte er seiner eigentlichen Berufung. Mit seinem vielseitigen Werk, das stilistisch zwischen Romantik und Realismus einzuordnen ist, wurde er in ganz Europa bekannt.

Weiterlesen

Zum 500. Todestag von Thomas Müntzer

Am 27. Mai 1525 starb der Theologe und Reformator Thomas Müntzer. Noch vor Luther schuf er eine deutsche Gottesdienstordnung. Die spätere Leitfigur der thüringischen Bauern prägte Luthers Beurteilung des Bauernkriegs; Müntzers Bekenntnis zur Gewalt verurteilte er.

Weiterlesen

Zum 500. Jahrestag der Schlacht bei Böblingen

Am 12. Mai 1525 verlor ein Bauern-Heer die entscheidende Schlacht bei Böblingen gegen den Schwäbischen Bund. Ihre Forderungen gegenüber dem Adel blieben unerreichbar. Luther dagegen setzte auf die Kooperation mit den Fürsten und erreichte so die Reformation der Kirche.

Weiterlesen

„Friedensprojekt Europa gelingt nur durch Überwindung des Nationalismus“

„Der 8. Mai 1945 erinnert uns daran, wie verhängnisvoll ein Nationalismus für Europa ist, der sich mit Rassismus und Imperialismus paart“. Das sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl am 8. Mai in seinem Grußwort bei einem Gedenkkonzert in der Stuttgarter Stiftskirche aus Anlass des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs. Gohl betont, das…

Weiterlesen

LKAS_D-96_Nr-21_P-23669

Zum 50. Todestag von Richard Gölz

Am 3. Mai 1975 starb der württembergische Pfarrer und Kirchenmusiker Richard Gölz nach einem filmreifen Leben in den USA. Bekannt ist er vor allem als Herausgeber des „Chorgesangbuchs“ 1934. Sein Leben richtete er nach Gesang und Gottesdienst aus, ohne sich dabei um Konventionen zu kümmern.

Weiterlesen

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y