01.12.2025

Neu gewählte Landessynode: Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse bei den Gesprächskreisen

Offene Kirche stärkste Kraft, Kirche für morgen erzielt ihr bislang bestes Ergebnis. Lebendige Gemeinde verliert einen Sitz, Evangelium und Kirche trotz Verlusten noch zweistellig vertreten

Rund 390.000 Mitglieder der Evangelischen Landeskirche in Württemberg haben am 30. November 2025, am Ersten Advent, ihre Vertretungen in den Kirchengemeinderäten vor Ort sowie in die Landessynode gewählt. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 22,43 Prozent. Die neue Legislaturperiode der 17. Landessynode dauert sechs Jahre. Sie wird sich im Februar konstituieren. 

Die vorläufige Sitzverteilung der 17. Landessynode
Die vorläufige Sitzverteilung der 17. Landessynode

Hans-Ulrich Probst, 2. Vorsitzender und Mitglied der Gesprächskreisleitung der Offenen Kirche hob das „historische Wahlergebnis“ hervor. Erstmalig ist die Offene Kirche größter Gesprächskreis bei der Kirchenwahl geworden mit 31 Sitzen. Den Wählerinnen und Wählern sei ein sehr vielseitiges Personalangebot gemacht worden hinsichtlich Alter, Geschlecht und Herkunft. Der Gesprächskreis stehe für eine Kirche, die aus dem Evangelium heraus „gesellschaftspolitisch wach, mit einer klaren Stimme für Demokratie, für konsequenten Klimaschutz und für die Anerkennung von Vielfalt“ sei. Dies hätten die Wählerinnen und Wähler goutiert. Ruth Bauer, Mitglied des erweiterten Vorstands der Offenen Kirche, schloss an, die Themen für die nächsten Jahre seien die rasche Ermöglichung der Trauung für alle, mehr Freiraum für Gemeinden und die Entlastung derer, die fusionierten, sowie die Umsetzung der Klimaneutralität bis 2040. Weiter hieß es, man stehe für Demokratie und setze der Demokratiefeindschaft klare Grenzen. Ein Ergebnis der gestrigen Wahl sei gewesen, dass ein Rechtsruck in der Kirche ausgeblieben sei.

Anja Holland, Mitglied der Leitung des Gesprächskreises Lebendige Gemeinde, sagte, dass das hohe Engagement bei der Kirchenwahl gezeigt habe, dass „Kirche nicht egal“ sei. Die Lebendige Gemeinde gehe mit 30 Sitzen in der 17. Landessynode gestärkt in die neue Synodalzeit. Dr. Friedemann Kuttler, Vorsitzender der ChristusBewegung Lebendige Gemeinde, sagte, das Ergebnis sei Verpflichtung, sich mit aller Kraft, Kreativität und Reformgeist in der württembergischen Landeskirche einzubringen. Es gelte Kirche mit klarem geistlichem Profil zu stärken, gemeinsam mit allen Gesprächskreisen für eine Vision von Kirche zu arbeiten, die mutig handele. „Wir stehen dafür ein, dass Gemeinden gestärkt werden und mehr Freiheiten bekommen und unsere Kirche so strukturell und geistlich neu missionarisch ausgerichtet wird. Dafür braucht es eine klare Vision.“ 

Andreas Arnold, Vorsitzender des Gesprächskreises Kirche für morgen, betonte, er sei sehr froh und dankbar über den signifikanten Zuwachs. Der Gesprächskreis hat mit insgesamt 18 Sitzen sein bislang bestes Ergebnis erzielt. Das Ergebnis bestätige „den Kurs für eine Kirche, die mutig nach vorne denkt, nah bei den Menschen ist und gemeinsam Neues schafft.“ Marion Blessing, ebenfalls Mitglied der Gesprächskreisleitung, schloss an, es sei deutlich geworden, dass die Themen von Kirche für morgen zukunftsweisend seien und Menschen ansprächen. Es gelte, Kirche neu zu gestalten. Die Wähler hätten das durch 18 Synodalmandate deutlich gemacht. Sie betonte, es sei wichtig, Raum zu schaffen für neue Formen von Kirche sowie eine starke Jugendarbeit und ein starkes Ehrenamt.

Friedrich July, Mitglied des Leitungskreises von Evangelium und Kirche, bilanzierte, trotz verlorener Sitze und Stimmen sei das Ziel, zweistellig in der Landessynode vertreten zu sein, erreicht. Der Gesprächskreis werde sich weiterhin mit theologisch fundierter, verbindender Stimme einbringen. Die Wahl sei fair verlaufen, auch wenn mit unterschiedlich finanziellem Aufwand im Wahlkampf agiert worden sei. Angesichts der insgesamt eher geringen Mobilisierung stelle sich die Frage, wie weit die kirchliche Öffentlichkeit überhaupt erreicht wurde. Es stelle sich die grundsätzliche Frage nach der Zukunft des Kirchenwahlsystems: „Viele Rückmeldungen aus Gemeinden zeigen, dass der organisatorische Aufwand der Kirchenwahl große Belastungen mit sich bringt. In zahlreichen Kirchengemeinderäten kommt es faktisch zu Bestätigungswahlen, weil sich kaum ausreichend Kandidierende finden. Es wäre an der Zeit, konstruktiv über Weiterentwicklungen nachzudenken.“

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl dankte in seinem Statement allen, die für ein Amt kandidiert hatten, sowie „den vielen Ehrenamtlichen in den Ortswahlausschüssen, die die Wahl mit großem Einsatz ermöglicht haben“. Weiter freute sich Gohl darüber, „dass die Wahlbeteiligung nahezu auf dem Niveau von 2019 ist – anders als es viele Skeptiker prognostiziert, haben“. Dies zeige das Interesse der Menschen. 

Sabine Foth, die Präsidentin der 16. Landessynode, erklärte den weiteren Prozess. Im Januar werde sich die neu gewählte 17. Landessynode zu einer vorbereitenden Klausurtagung treffen und werde sich dann am 28. Februar 2026 in ihrer ersten Sitzung konstituieren.

Oberkirchenrat Christian Schuler, Leiter des Dezernats für Gemeinde, Umwelt und Immobilienwirtschaft, erklärte, nur etwa ein Drittel der Synodalen hätten schon in der 16. Landessynode einen Sitz gehabt. Zwei Drittel seien zum ersten Mal in die Synode gewählt worden. Wenige der Neugewählten hätten schon einmal vor der letzten Legislaturperiode ein Mandat erhalten. Der Frauenanteil der 17. Landessynode werde bei 43 Prozent liegen. Bei der Wahl 2019 waren es noch 40 Prozent. Der Wahlkreis mit der höchsten Wahlbeteiligung sei mit 27,24 Prozent Schwäbisch-Hall gewesen. Stimmenkönig wurde Philipp Jägle (Wahlkreis Biberach, Ravensburg) mit 48,11 Prozent. 

Die 90 gewählten Sitze verteilen sich folgendermaßen auf die vier Gesprächskreise: Der Gesprächskreis Offene Kirche kann 31 Sitze für sich verbuchen wie bei der Kirchenwahl 2019. Damit ist sie die größte Gruppe in der neuen Landessynode. Der Gesprächskreis Lebendige Gemeinde verlor gegenüber 2019 einen Sitz und kommt nun auf 30 Sitze. Damit verliert die Lebendige Gemeinde den Status als größte Gruppe, den sie durch Veränderungen während der Legislaturperiode gewonnen hatte, und ist nun zweitgrößter Gesprächskreis. Der Gesprächskreis Kirche für morgen konnte gegenüber 2019 sechs Sitze hinzugewinnen und kommt nun auf 18 Sitze. Der Gesprächskreis Evangelium und Kirche hingegen verliert fünf Sitze und verfügt in der 17. Landessynode über 11 Sitze.

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