Stuttgart. Am 17. November hat der Evangelische Bund Württemberg zwei herausragende studentische Arbeiten zum Thema Religion und Politik mit dem Klaus-W.-Müller-Preis 2025 prämiert. Der erste, mit 700 Euro dotierte, Preis ging an Mirjam Gabler für ihre Arbeit Zur Grenzbeschreibung politischer Predigt im Licht rechtspopulistischer Predigten. Den zweiten, mit 300 Euro dotierten, Preis erhielt Paul Bauer für seine Arbeit über Machtpolitik und Selbstverständnis von Innozenz III. Die Laudationes hielt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl.
Mirjam Gabler hatte im Wettbewerb ihre wissenschaftliche Hausarbeit zur 1. Evangelisch-Theologischen Dienstprüfung unter dem Titel Zur Grenzbeschreibung politischer Predigt im Licht rechtspopulistischer Predigten eingereicht. Gohl sagte, sie überzeuge „sowohl in ihrer theologischen Tiefe als auch in ihrer gesellschaftlichen Relevanz. Sie stelle sich die Frage, „wie politische Predigt ihre prophetische Kraft entfalten kann, ohne in ideologische Engführungen oder populistische Muster zu geraten“. Ziel sei es, „Kriterien zu entwickeln, die die Grenzen politischer Predigt aufzeigen, auch wenn diese Grenzen ‚je nach politisch und religiös eher konservativ oder progressiv geprägtem Umfeld unterschiedlich beschrieben und gesetzt‘ würden.“
Neben der Erarbeitung theoretischer Grundlagen untersucht Gabler In ihrer Arbeit Predigten von Peter Hahne, Jakob Tscharntke und John Hagee. Gohl betonte, die Analyse zeige „in erschreckender Weise, dass und wie rechtspopulistische Rede in Predigten Verwendung findet. Klare Kriterien zur Grenzziehung sind also nötig.“ Diese habe Mirjam Gabler fundiert herausgearbeitet. Zugleich betone sie aber auch die Notwendigkeit politischer Predigt, so Gohl: „Politische Predigt darf und soll gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen, muss aber Grenzen wahren – um es abschließend im Wortlaut der Verfasserin zu sagen: politische Predigt muss formuliert sein mit ‚der Demut, dass man gemeinsam mit den Gegnern vergebungsbedürftig das Wort vom Kreuz, Gerechtigkeit und neues Leben empfängt, und dass Gott als Akteur Veränderung bringt, die unverfügbar ist und nicht unmittelbar bzw. allein in einer bestimmten politischen Position aufgeht.‘“
In ein ganz anderes Verhältnis von Religion und Politik, so Gohl, „führt uns die Arbeit von Paul Bauer zum Thema Machtpolitik und Selbstverständnis von Innozenz III. Welche Bedeutung hatte Venerabilem für den deutschen Thronstreit?“. Hier gehe es um den direkten Einfluss der Kirche auf die Politik, bis hin zur Kontrolle und Überordnung. Paul Bauer untersuche „den Einfluss eines machtbewussten Papstes auf die Politik im Heiligen Römischen Reich“ und liefere „ein differenziertes Beispiel für eine historische Verhältnisbestimmung von Kirche und Politik“.
Dan Peter
Sprecher der Landeskirche
HINWEIS: Ein Bild von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl finden Sie im Pressebereich unserer Website. Mehr Informationen über den Evangelischen Bund finden Sie hier. Die Laudationes im Volltext finden Sie im Anhang.