29.07.2025

„Im Antisemitismus gibt es keine Unschuldsvermutung“

Kirchengemeinde Langenau veranstaltete Fachtagung zum Thema Antisemitismus mit Betroffenen und dem Beauftragten des Landes Baden-Württemberg

In Langenau sehen sich der evangelische Gemeindepfarrer Ralf Sedlak, seine Familie und die Gemeinde ständigen Anfeindungen durch eine Gruppe propalästinischer Aktivisten ausgesetzt. Am 28. Juli veranstaltete die Kirchengemeinde eine Fachtagung zum Thema Antisemitismus - unter anderem mit Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Mannheim und dem baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Dr. Michael Blume.

Dr. Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes Baden-Württemberg. (Archivbild)

Nach den seit über eineinhalb Jahren stattfindenden Belästigungen vor der Kirche in Langenau erwartet Pfarrer Ralf Sedlak von der nun kürzlich erlassenen Allgemeinverfügung positive Auswirkungen. Durch die Allgemeinverfügung sind aggressive propalästinensische Demonstrationen nur noch in weitem Abstand von der Kirche möglich. Wenn Menschen, die nach dem sonntäglichen Gottesdienst aus der Kirche kommen, von Aktivisten nicht mehr „bedrängt, belagert und belästigt“ würden, sei ein Dialog zu unterschiedlichen Positionen überhaupt erst möglich, so Sedlak.

„Alltag massiv einschränkt“

Kantor Amnon Seelig von der Jüdischen Gemeinde Mannheim machte aus eigenen Erfahrungen deutlich, dass eine weit stärkere Aufklärungsarbeit über das Judentum und die jüdischen Mitbürger nötig sei. Er werde beispielsweise gefragt, „ob Juden überhaupt Steuern zahlen“. Dabei seien die Juden in Deutschland „normale Staatsbürger“ wie alle anderen auch, sagte Seelig, der nach Angaben der Veranstalter als Kantor der jüdischen Gemeinde ins „Fadenkreuz israelfeindlicher Aktivisten“ geraten war.

Wie der jüdische Student Mark Rubinstein ergänzte, sei auch an den Universitäten „unfassbar wenig“ über Juden bekannt. Über Juden werde viel geredet, kaum aber mit ihnen. Weitere jüdische Studenten und Studentinnen beklagten bei dem Fachgespräch, dass ihr Universitätsalltag inzwischen „massiv eingeschränkt“ sei.

„Antisemitischen Flächenbrand eindämmen“

Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume sagte bei der Tagung, er befürchte eine stärkere Vernetzung antisemitischer Strömungen. Linksextreme und muslimische Netzwerke hätten mit einem hohen Professionalisierungsgrad zusammengefunden und verbreiteten antisemitische Verschwörungsmythen. Die Ausweitung antisemitischer Angriffe auch auf Personen, die selbst keine Juden sind, sieht Blume als eine weitere Radikalisierung. Dabei würden einzelne Personen, wie etwa der evangelische Pfarrer Sedlak, willkürlich als Angriffsfläche gewählt, um in der Internetblase einen antisemitischen Verschwörungsmythos zu bedienen. Im Antisemitismus gebe es keine Unschuldsvermutung. Eine bedenkliche Entwicklung sei, dass neben Synagogen inzwischen auch Kirchen in das Visier der Antisemiten gekommen seien, als nächstes könnten Vereine oder Medienhäuser betroffen sein, so Blume. Um diesen antisemitischen Flächenbrand einzudämmen, müsste sich Blume zufolge die Demokratie wehrhafter zeigen und im rechtsstaatlichen Rahmen mehr auf Repression und Prävention setzen.

Quelle: epd

Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontaktdontospamme@gowaway.elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden. Sie möchten in Ihrem Schaukasten auf unsere Webseite verlinken? Hier erfahren Sie, wie Sie dafür einen QR-Code erstellen können. 

Schon gewusst?

Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.

Weitere Meldungen, die Sie interessieren könnten

Dr. Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter der baden-württembergischen Landesregierung, spricht beim Oratorienkonzert am Sonntagabend anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau Worte des Gedenkens.

Fachtagung Antisemitismus in Langenau

In Langenau sind Pfarrer Ralf Sedlak, seine Familie und die Gemeinde massiven propalästinischen Anfeindungen ausgesetzt. Nun fand dort ein Fachtag zum Thema Antisemitismus mit Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Mannheim sowie Dr. Michael Blume statt.

Weiterlesen

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl zur zugespitzten Situation in Langenau

Am 6. Juli 2025 kam es vor der evangelischen Martinskirche in Langenau zu Handgreiflichkeiten zwischen Pro-Palästina-Demonstrierenden und Gottesdienstbesuchern. Landesbischof Gohl äußert sich dazu.

Weiterlesen

Landesbischof Gohl fordert Schutz von Pfarrpersonen und Gemeindegliedern in Langenau

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl äußerte sich in der Jüdischen Allgemeinen zu den Anfeindungen »propalästinensischer« Aktivisten in Langenau. Seit Pfarrer Ralf Sedlak im Gottesdienst den Überfall der Hamas auf Israel im Oktober 2023 erwähnte, ist er bis heute verbalen Angriffen und Drohungen ausgesetzt.

Weiterlesen

Erklärung zu antisemitischen Straftaten in Langenau

Die Kirchengemeinde Langenau ist seit über einem Jahr mit antisemitischer Hetze konfrontiert. Rund 100 kirchliche Haupt- und Ehrenamtliche solidarisieren sich in einer Erklärung inklusive Unterschriftenaktion mit der Kirchengemeinde Langenau.

Weiterlesen

Landesbischof Gohl predigt in Langenau

In seiner Predigt in Langenau am 3. November hat Landesbischof Gohl gewarnt, dass sich zunehmend Antisemitismus hinter Israelkritik verstecke. Er reagierte damit auch auf Anfeindungen, unter denen die Gemeinde, der Pfarrer und seine Familie seit Oktober 2023 leiden.

Weiterlesen

„Dieser Hass endet nicht bei den Juden.“

Landesbischof Gohl verurteilt Antisemitismus, der unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit und Israelkritik auftritt: Offenen Israelhass bei Demonstrationen und in der Kirchengemeinde Langenau, die sich mit den jüdischen Opfern des Hamas-Überfalls solidarisiert, beobachte er mit Sorge.

Weiterlesen

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y