In Langenau sehen sich der evangelische Gemeindepfarrer Ralf Sedlak, seine Familie und die Gemeinde ständigen Anfeindungen durch eine Gruppe propalästinischer Aktivisten ausgesetzt. Am 28. Juli veranstaltete die Kirchengemeinde eine Fachtagung zum Thema Antisemitismus - unter anderem mit Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Mannheim und dem baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Dr. Michael Blume.
Nach den seit über eineinhalb Jahren stattfindenden Belästigungen vor der Kirche in Langenau erwartet Pfarrer Ralf Sedlak von der nun kürzlich erlassenen Allgemeinverfügung positive Auswirkungen. Durch die Allgemeinverfügung sind aggressive propalästinensische Demonstrationen nur noch in weitem Abstand von der Kirche möglich. Wenn Menschen, die nach dem sonntäglichen Gottesdienst aus der Kirche kommen, von Aktivisten nicht mehr „bedrängt, belagert und belästigt“ würden, sei ein Dialog zu unterschiedlichen Positionen überhaupt erst möglich, so Sedlak.
„Alltag massiv einschränkt“
Kantor Amnon Seelig von der Jüdischen Gemeinde Mannheim machte aus eigenen Erfahrungen deutlich, dass eine weit stärkere Aufklärungsarbeit über das Judentum und die jüdischen Mitbürger nötig sei. Er werde beispielsweise gefragt, „ob Juden überhaupt Steuern zahlen“. Dabei seien die Juden in Deutschland „normale Staatsbürger“ wie alle anderen auch, sagte Seelig, der nach Angaben der Veranstalter als Kantor der jüdischen Gemeinde ins „Fadenkreuz israelfeindlicher Aktivisten“ geraten war.
Wie der jüdische Student Mark Rubinstein ergänzte, sei auch an den Universitäten „unfassbar wenig“ über Juden bekannt. Über Juden werde viel geredet, kaum aber mit ihnen. Weitere jüdische Studenten und Studentinnen beklagten bei dem Fachgespräch, dass ihr Universitätsalltag inzwischen „massiv eingeschränkt“ sei.
„Antisemitischen Flächenbrand eindämmen“
Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume sagte bei der Tagung, er befürchte eine stärkere Vernetzung antisemitischer Strömungen. Linksextreme und muslimische Netzwerke hätten mit einem hohen Professionalisierungsgrad zusammengefunden und verbreiteten antisemitische Verschwörungsmythen. Die Ausweitung antisemitischer Angriffe auch auf Personen, die selbst keine Juden sind, sieht Blume als eine weitere Radikalisierung. Dabei würden einzelne Personen, wie etwa der evangelische Pfarrer Sedlak, willkürlich als Angriffsfläche gewählt, um in der Internetblase einen antisemitischen Verschwörungsmythos zu bedienen. Im Antisemitismus gebe es keine Unschuldsvermutung. Eine bedenkliche Entwicklung sei, dass neben Synagogen inzwischen auch Kirchen in das Visier der Antisemiten gekommen seien, als nächstes könnten Vereine oder Medienhäuser betroffen sein, so Blume. Um diesen antisemitischen Flächenbrand einzudämmen, müsste sich Blume zufolge die Demokratie wehrhafter zeigen und im rechtsstaatlichen Rahmen mehr auf Repression und Prävention setzen.
Quelle: epd
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