| Landeskirche

Neues Gesangbuch: Halbzeit beim Mammutprojekt

Etwa die Hälfte der bisherigen Lieder wird ersetzt

Pfarrer Frieder Dehlingerprivat

Halbzeit bei einem Mammutprojekt: In vier Jahren soll ein neues Gesangbuch für Deutschlands Protestanten vorliegen. Aus Württemberg arbeitet unter anderem Pfarrer Frieder Dehlinger vom Amt für Kirchenmusik der Landeskirche am neuen Gesangbuch mit.

Wer ein neues Kirchengesangbuch zusammenstellt, muss Nein sagen können - und zwar tausende Male. Denn die Auswahl geeigneter Lieder geht in die Zehntausende, ins Buch dürfen aber maximal gut 600. Die unselige Aufgabe des Neinsagens übernimmt für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) derzeit eine Gesangbuchkommission mit 72 Mitgliedern. Eines davon ist Pfarrer Frieder Dehlinger vom Amt für Kirchenmusik der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Rund 10.000 Lieder kamen laut Dehlinger in die engere Wahl. Übrigbleiben sollen für den Stammteil des Gesangbuchs gerade mal gut 500. Dazu entwickeln einige Landeskirchen insgesamt vier Regionalteile, darunter ein gemeinsamer für die Landeskirchen in Baden, Württemberg und Österreich. Hier finden weitere 100 bis 150 Lieder Platz - über die aber final erst entschieden werden kann, wenn geklärt ist, was in den Stammteil kommt.

Es ist Halbzeit bei der Entwicklung des neuen Buchs, aus dem künftig bundesweit in evangelischen Kirchen gesungen werden soll. Vor vier Jahren nahm in der EKD die Gesangbuchkommission die Arbeit auf, in vier Jahren soll das neue Buch fertig sein. 

Eine gelungene Auswahl zu treffen, erweist sich als hochkomplexes Unterfangen. Zu allen kirchlichen Feiern wie Weihnachten und Ostern, Taufen und Hochzeiten soll es ein ansprechendes Angebot geben. Den älteren Gottesdienstbesuchern will man liebgewordene Choräle nicht nehmen, junge Leuten sollen moderne und ansprechende Songs vorfinden. Und dann sind da noch vertrackte Rechtefragen, die die Kosten in die Höhe treiben. Denn jedes neuere Lied gehört einem Verlag, und der lässt sich die Nutzung selbstverständlich vergüten.

In wenigen Monaten soll eine Arbeitsversion des neuen Gesangbuchs stehen, damit es in einzelnen Gemeinden erprobt werden kann, erläutert Dehlinger. Von Herbst 2025 bis Ostern 2026 dürfen Kirchengemeinden, die mitmachen wollen, schonmal in einen Teil des geplanten Werks „hineinsingen“. Die Gesangbuch-Entwickler wollen dabei nicht nur herausfinden, ob ihre Liedauswahl die Bedürfnisse trifft, sondern auch, ob das Design gefällt und die Orientierung im Buch funktioniert.

Bis zur Hälfte der Lieder des aktuellen Gesangbuchs könnten im nächsten nicht mehr abgedruckt sein, schätzt Dehlinger. In digitalen Zeiten lassen sich geliebte Titel dennoch retten: Was es nicht ins gebundene Buch schafft, kommt in eine ergänzende Internet-Datenbank, die ebenfalls von der Gesangbuchkommission zusammengestellt wird.

Hier sollen bis zu 2.000 Lieder Platz finden - darunter alle aus dem Stammteil und den Regionalteilen. Gemeinden haben dann die Möglichkeit, aus dieser Datenbank Liedblätter für den Gottesdienst zu drucken oder die gewünschten Strophen an eine Leinwand in der Kirche zu projizieren. Allerdings müssen sie für die Nutzung gesondert bezahlen.

Begleitend soll es mehrere Apps geben, die das Gesangbuch auf dem Smartphone in den Alltag tragen. Hier kann man sich Lieder vorspielen und in eine andere Tonart transponieren lassen. Gewünschte Strophen erscheinen unter den Noten, damit das Singen unvertrauter Melodien leichter wird. Eine weitere App soll Vorschläge für den Einsatz im Religionsunterricht bieten oder vierstimmige Sätze für Chöre anzeigen.

Wenn sich die Kommission und die von der EKD eingesetzte Steuerungsgruppe über das neue Gesangbuch einig geworden sind, legen sie das Ergebnis dem Rat der EKD vor. Das Gremium gibt die Zusammenstellung dann frei. Über die Einführung in den einzelnen Landeskirchen entscheiden wiederum deren „Kirchenparlamente“, die Synoden. Das aber, so hofft Dehlinger, wird nur noch eine Formsache sein. Denn schon im derzeitigen Entwicklungsprozess arbeite man eng mit den Landeskirchen zusammen, um ihre Wünsche und Bedürfnisse angemessen zu berücksichtigen.

Preislich soll das neue Gesangbuch nahe beim alten liegen. Das kostet in Württemberg gegenwärtig in der mittleren Größe 26,80 Euro. 

epd


Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt@elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden. Sie möchten in Ihrem Schaukasten auf unsere Webseite verlinken? Hier erfahren Sie, wie Sie dafür einen QR-Code erstellen können. 


Schon gewusst?

elk-wue.de

Kirchensteuer wirkt!

Mehr News

  • Datum: 07.09.2024

    TV-Tipp: Vom Polizisten zum christlichen Podcast-Produzenten

    Thomas Meyerhöfer ist als Autor, Theologe und Künstler erfolgreich – nachdem er sieben Jahre lang schwer depressiv war. Wie hat er das geschafft? Welche Höhen und Tiefen haben seine Podcast-Gäste erlebt? Darüber spricht er bei „Alpha & Omega“ mit Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 06.09.2024

    Gebet zum Schulanfang von Landesbischof Gohl

    Zum Beginn des neuen Schuljahres gibt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl allen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern ein Gebet mit auf den Weg. Es greift die Freude, aber auch die Sorgen auf, die das neue Schuljahr mit sich bringt. Keiner muss sich den Herausforderungen allein stellen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 06.09.2024

    Bibelzitate zum Ökumenischen Tag der Schöpfung

    Jeden ersten Freitag im September wird der Ökumenische Tag der Schöpfung gefeiert. Bereits zum 15. Mal lädt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland ein, in konfessionsverbindender Weise zu feiern. Hier finden Sie Bibelworte zum Thema Schöpfung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 06.09.2024

    Kirchenwahl 2025 - erste Informationen

    Am 30. November 2025 findet in allen Kirchengemeinden der Landeskirche die Kirchenwahl statt, bei der die Mitglieder zum Ende der aktuellen Legislaturperiode sowohl die Kirchengemeinderäte als auch die Landessynode neu wählen. Hier finden Sie erste Infos zur Wahl.

    Mehr erfahren
  • Datum: 06.09.2024

    „Ein Netzwerk der Verständigung und Versöhnung“

    Die Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat Pfarrerin Dr. Susanne Schenk als stellvertretendes Mitglied in ihren Rat gewählt. Zur GEKE zählen 96 Kirchen aus über 30 Ländern Europas und Südamerikas mit rund 50 Millionen Christen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 05.09.2024

    Württembergische Social Media-Creator gesucht

    Die Landeskirche sucht zwölf engagierte und motivierte Social Media-Schaffende für ein Sinnflucener-Pro-Netzwerk. Ziel ist die Förderung der Glaubenskommunikation in sozialen Netzwerken. Interessierte können sich bis zum 4. Oktober bewerben.

    Mehr erfahren
  • Datum: 05.09.2024

    Klimaschutz: Rückhalt im Glauben finden

    Warum fällt uns der Klimaschutz schwer? Wie können wir uns als Christinnen und Christen dazu motivieren? Ulrike Schaich, landeskirchliche Pfarrerin für Schöpfungsspiritualität, spricht im Interview über abstrakte Katastrophen und den aufrechten Gang vor Gott.

    Mehr erfahren
  • Datum: 05.09.2024

    Reisesegen: Mit Gottes Segen unterwegs

    Wer sich auf den Weg macht, möchte sich geborgen und behütet wissen. Hier eine kleine Auswahl an Reisesegen – zum Teilen, Zusprechen oder für die erste Seite Ihres Reisetagebuchs. Sie verreisen in nächster Zeit nicht? Jeder noch so kleine Weg lässt sich segnen…

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.09.2024

    2. Fachtag zu toxischen Traditionen in der Kirche

    Welche kirchlichen Traditionen und Denkweisen haben Missbrauch befördert oder den Blick darauf verstellt? Damit beschäftigten sich am 18. Juli die 100 Teilnehmenden des 2. Fachtags „Toxische Traditionen in Theologie und Kirche“ im Hospitalhof in Stuttgart.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.09.2024

    Prävention sexualisierter Gewalt in der Landeskirche – aktueller Stand

    In der Landeskirche ist die Prävention sexualisierter Gewalt seit vielen Jahren ein wichtiges Thema. Miriam Günderoth, Referentin für Prävention sexualisierter Gewalt, berichtet vom aktuellen Stand, von Feedback, Vorurteilen und Erkenntnissen für die Zukunft.

    Mehr erfahren
  • Datum: 31.08.2024

    Jüdische Kultur: Wichtig für uns Christen

    Am 1. September 2024 findet in 30 Ländern der Europäische Tag der Jüdischen Kultur statt. Veranstaltungen laden zur Begegnung ein. Hier im Interview: Pfarrer i.R. Dr. Joachim Hahn, der seit Jahren Wissen über das Judentum vermittelt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 30.08.2024

    Gebet vor der Wahl in Thüringen und Sachsen

    Viele Menschen sind angesichts der politischen Situation in Deutschland beunruhigt und blicken mit Sorge in die Zukunft, aktuell angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. Ein Gebet für diese Zeit von Pfarrerin Pamela Barke.

    Mehr erfahren
Mehr laden