05.06.2023 Im Dialog zwischen Landwirtschaft, Kirche und Gesellschaft
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Landeskirche
Im Dialog zwischen Landwirtschaft, Kirche und Gesellschaft
75 Jahre Evangelisches Bauernwerk in Württemberg
1948 wurde das Evangelische Bauernwerk in Württemberg gegründet. Das Jubiläum wurde am 3. und 4. Juni beim Hohebucher Tag mit einem Festgottesdienst mit Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl gefeiert. Er würdigte die Arbeit der ländlichen Heimvolkshochschule Hohebuch und die Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen und Familien in der Landwirtschaft, die an ihre Grenzen kämen. Weiter ging der Landesbischof auch auf die Veränderungen durch den Klimawandel in der Landwirtschaft ein. Ein Bericht von Landesbauernpfarrerin Sabine Bullinger.
Zum Gottesdienst mit Landesbauernpfarrerin Sabine Bullinger und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl war das Festzelt gut gefüllt. In seiner Predigt zu 1. Mose 8,22 ging der Landesbischof auf den Rhythmus des Lebens ein.
Zum Jubiläumswochenende am 3. und 4. Juni 2023 kamen hunderte von Gästen. Dazu zählten Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Politik, aus Kommunen, von Fachverbänden, Vertreter anderer Bauernschulen, des katholischen Landvolks, der Landfrauen und der Landjugend sowie unzählige Mitglieder des Evangelischen Bauernwerks und Hohebuch Verbundene. Überall war zu spüren: Hohebuch ist eine Gemeinschaft. Hier sind alle willkommen. Hier kann man sich wohlfühlen. Im Tagungshaus und auf dem ganzen Gelände gab es Einblicke in die Arbeit Hohebuchs. Für Kinder boten Hüpfburg, Ponyreiten und eine Traktor-Siku-Rennbahn Abwechslung, Spiel und Spaß.
Brücke zwischen Stadt und Land
Zur Geschichte: 1948 führte das Interesse, gegenwärtige, bäuerliche Berufsfragen im Horizont des evangelischen Glaubens zu diskutieren, zur Gründung des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg. Seither haben Menschen aus der Landwirtschaft und dem ländlichen Umfeld diesen Verein geprägt und weitergeführt. Das Evangelische Bauernwerk versteht sich als Kirche im Ländlichen Raum. Es stärkt den Dialog zwischen Landwirtschaft, Kirche und Gesellschaft, baut Brücken zwischen Stadt und Land und begleitet und gestaltet Veränderungsprozesse.
Das spiegelt sich in seinen Arbeitsbereichen wider: Landwirtschaftliche Fortbildung, Beratung, Betriebshilfsdienst und Bildungsangebote aus dem kreativen und musischen Bereich zählen dazu. Hohebuch hat sich zu einem Ort der Bildung und Begegnung entwickelt. Das spürte man beim Jubiläumswochenende.
Landesbischof Gohl: Rhythmus des Lebens in der Landwirtschaft besonders spürbar
Zum Gottesdienst mit Landesbauernpfarrerin Sabine Bullinger und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl war das Festzelt gut gefüllt. In seiner Predigt zu 1. Mose 8,22 ging der Landesbischof auf den Rhythmus des Lebens ein: Saat-Ernte, Frost-Hitze, Sommer-Winter, Tag-Nacht würden die Menschen aus der Landwirtschaft in besonderer Weise spüren. Das Leben bestehe aus Arbeitsphasen und Ruhephasen: „Schon früh war das im Bauernwerk ein Thema. Dass Bäuerinnen und Bauern wenig, oft zu wenig Raum für Ruhe und Erholung haben. Hier schafft Hohebuch mit seinen Veranstaltungen heilsame Möglichkeiten zur Rekreation – zum Aufatmen, Kraft schöpfen, durch kreatives Tun, durch Singen und Musik. Und das Bauernwerk bietet Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen und Familien in der Landwirtschaft, die an ihre Grenzen kommen. Sie unterstützen Menschen, in ihrem persönlichen Leben wieder ihren Rhythmus zu finden“, so der Landesbischof in seiner Predigt. Der Mensch brauche fachliches Wissen und Zeiten des Ausspannens und sich Erholens. Für beides biete Hohebuch Anregung und Raum. Hohebuch sei ein Ort für Leib und Seele.
„Immer mehr Wachstum, immer höher hinaus. Wir haben den Zusammenhang von Säen und Ernten aus dem Blick verloren.“
Weiter ging der Landesbischof auch auf die Veränderungen durch den Klimawandel in der Landwirtschaft ein: „Sie, die Sie in der Landwirtschaft tätig sind, bekommen das haut- und erdnah mit. Sie können da manches berichten. Was der Klimawandel für die Landwirtschaft hier, aber auch weltweit bedeutet. Nicht nur deshalb brauchen wir Ihre Fachkenntnis in den Diskussionen über Erderhitzung und Klimaschutz! Im Klimawandel wirkt die Gier von uns Menschen nach immer mehr. Immer mehr Wachstum, immer höher hinaus. Wir haben den Zusammenhang von Säen und Ernten aus dem Blick verloren. Wir haben die Bodenhaftung verloren und das Bewusstsein, dass wir das, was wir zum Leben brauchen, im Ersten und Letzten nicht selbst machen, sondern empfangen. Wir leben in der Maßlosigkeit, die die Grenzen ignoriert, die uns – zu unserem eigenen Schutz – gesetzt sind. Eine Maßlosigkeit, die uns im Blick auf die Zukunft mit Angst und teils aggressiver Resignation erfüllt.“ Als Christinnen und Christen lebten wir aber aus der Hoffnung, dass Gott es gut mit uns und seiner Schöpfung meine. Diese Hoffnung weite die Perspektive und wirke in unsere Gesellschaft hinein, so der Landesbischof.
privat/Hartmut Bullinger
Mit Zuversicht in die Zukunft gehen
Hohebuch stärkt den Ländlichen Raum, denn „starke städtische Räume brauchen starke ländliche Räume“ wie Dr. Matthias Neth, Landrat des Hohenlohekreises, in seinem Grußwort betonte. Pfarrer Peter Schock vom Kirchlichen Dienst auf dem Land der Evangelischen Landeskirche in Baden sprach in seinem Grußwort unter dem Stichwort „Verbinden und verbünden“ an, wie wichtig es sei, zu kooperieren: zwischen Württemberg und Baden, in der Ökumene und im Bereich der Berufsverbände.
Festredner Ernst Ulrich von Weizsäcker sprach zum Thema „Unser Planet Erde ist krank – wie finden wir Heilung?“ Er rief dazu auf, die christliche Denkweise des Wir und des Miteinanders neu zu überdenken und den „Dummheiten des Neoliberalismus“ entgegenzusetzen.
Prälat Ralf Albrecht erinnerte in seinem Wort auf den Weg an Gottes Ruf des 75-jährigen Abraham: „Geh aus deinem Vaterland in ein Land, das ich dir zeigen werde.“ Eine Zukunft, die alles andere als klar vor Augen stehe. Ein Weg, der das Loslassen von Vertrautem fordere und den Altgewordenen dennoch mit neuer Energie und Zuversicht erfülle. Das wünscht sich der Prälat auch für seine Kirche und das Evangelische Bauernwerk: Dass diese loslassen und mit Zuversicht in die Zukunft gehen könnten unter Gottes Zuspruch: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“
Es war eine rundum gelungene Jubiläumsfeier bei strahlender Sonne und guten Begegnungen.
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