Conrad Schick wurde am 27. Januar 1822 in Bitz auf der Schwäbischen Alb geboren. Nach seiner Ausbildung zum Mechaniker in Korntal fühlte er sich zum missionarischen Dienst berufen. Zunächst jedoch übte er seinen Beruf aus und arbeitete unter anderem als Geselle in Ebingen. 1844 trat er als Zögling in die Pilgermission St. Chrischona bei Basel ein und wurde 1846 mit einem weiteren Bruder als erster Missionar nach Jerusalem gesandt. Dort gründeten sie das „Brüderhaus“, die erste deutsche protestantische Missionseinrichtung im Heiligen Land.
Der später gekürte „Königliche württembergische Baurat“ Conrad Schick stand fünf Jahre lang in den Diensten der Basler Pilgermission. Er verließ das Jerusalemer „Brüderhaus“ 1851 und trat in die Dienste der „Londoner Judenmissionsgesellschaft“ als Leiter des „Industriehauses“ ein. Hier begann Schicks Karriere, auf deren Höhepunkt er in Jerusalem eine bedeutende Rolle im Bauwesen einnehmen sollte. Als Bauinspektor initiierte Schick den Bau zahlreicher Gebäude in Jerusalem, leitete archäologische Ausgrabungen und trug so zur Erforschung des Landes bei. Vor den Tanzimat-Reformen, die die Stadtverwaltung neu strukturierten, stand Schick noch keiner Planungsbehörde gegenüber. Schick realisierte vor Ort, was im Austausch mit der Bevölkerung möglich war. Er stieß dabei auf große Offenheit, je klarer wurde, dass die Bauprojekte die Lebensqualität aller Einwohner hoben.
Pläne kamen allen Menschen in Jerusalem zugute
Er veranlasste die Erstellung verschiedener Modelle der Jerusalemer Altstadt, die auf den in diesem Zuge vorgenommenen genauen Vermessungen der Altstadtgassen beruhten und gleichzeitig als Grundlage für den Bau der Kanalisation in Jerusalem dienten. Schick verfasste zwei größere Bücher, mehrere Leitfäden zu Stätten in Jerusalem (z.B. für die Grabeskirche), er veröffentlichte viele Skizzen und Karten und schrieb hunderte Artikel und Beiträge über das Heilige Land. Er plante die unterschiedlichsten Bauten in Jerusalem: für die Diakonissen das Hospital und die Mädchenschule Talitha Kumi sowie für den Jerusalemsverein z.B. die Missionsstation in Bethlehem und Beit Jala, darüber hinaus ganze Stadtviertel außerhalb der Mauern, wie etwa das jüdische orthodoxe Wohnviertel Mea Sche’arim („die hundert Tore“). Seine Vermessungen und Pläne für Bauten der jüdischen und arabischen Bevölkerung, der Russen und Franzosen kamen allen Bevölkerungsschichten der Stadt zugute. Schick stand während seiner 50jährigen Tätigkeit in Jerusalem dutzenden Institutionen und Vereinen als Vorsteher oder Komiteemitglied vor. Ferner stand er mit Palästinaforschern weltweit in Kontakt und unterstützte sie bei ihren Forschungsarbeiten mit Rat und Tat.
Anerkennung für Schicks Engagement spricht aus den Worten des aus Württemberg stammenden und in Jerusalem lebenden Architekten Theodor Sandels: „Am Christfest 1901 wurde er unter großer Teilnahme nicht allein von Deutschen und Engländern, sondern auch von Juden und Türken zu Grabe getragen.“ Ebenso sichtbar ist die ihm gezollte Anerkennung in einem ganzseitigen Nachruf in der jüdischen Lokalzeitung. Conrad Schick wurde auf dem Zionsbergfriedhof beerdigt, wo sein Grab bis heute noch zu sehen ist.
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