| Landeskirche

Ostern - mitten in der Corona-Zeit?

Ein Impuls zum Gründonnerstag

Ostern feiern mitten in der Pandemie mit allem ihrem Leid - wie soll das gehen? Das kann sehr gut gehen, meint Pfarerrin Pamela Barke in ihrem Impuls zum Gründonnerstag. Jedenfalls wenn wir verstehen: Ostern ist kein Fest der leichten Antworten, sondern auch der vielen Fragezeichen.

Oster ist nicht das Fest der leichten Antworten sondern auch das der vielen Fragezeichen, meint Pfarrerin Pamela Barke.Pixabay / Geralt

Manchem mag in diesem nun schon zweiten Corona-Jahr kaum nach Feiern zumute sein. Und jetzt naht auch noch das Osterfest. Das mehrtägige Fest, bei dem sich Christen in aller Welt an das Leiden und Sterben Jesu Christi am Kreuz erinnern. Seine Auferstehung vom Tod am dritten Tag nach der Kreuzigung avancierte zum eigentlichen Anfangspunkt des christlichen Glaubens.

Doch: „Was soll ich jetzt mit so einem Märchen?“, fragte kürzlich eine Userin im Kommentarbereich eines Sozialen Netzwerks. Da ist sie wohl nicht die Einzige. Denn ob das alles wirklich stattgefunden haben kann, löst bei so manchem skeptischen Menschen Fragezeichen aus und auch die Frage, was da im Einzelnen begangen und gefeiert wird. Das Leiden eines Menschen und sein Tod und seine Auferstehung als Thema einer Religion: Urknall einer Weltbewegung. Ein Gottessohn, der nicht nur zeitlebens Wunder vollbringt, Blinde und gelähmte Menschen heilt, einen Sturm stillt sondern am Ende seines Lebens das größte Wunder selbst durchlebt und von den Toten aufersteht.

In der Tat, Ostern ist auch ein Fest der Fragezeichen – nicht erst, seit sich kultische Frühlingsfeste mit dem christlichen Fest verbunden haben und die Eiersuche samt der Rede vom Osterhasen dazu gehören wie der Nadelbaum (ebenfalls ein germanischer Kult) zum Weihnachtsfest. Und die Frage, wo wohl das nächste versteckte Ei durchs frische Grün blitzt, schickt die Familien durch Gärten, Wälder und Parks; verbunden mit dem freudigen Erstaunen, dass doch dem Winter der Frühling mit seinem neuen Leben folgt.

Schon da zeichnet sich ab: alle Menschen haben Fragen, sogar sehr ähnliche. Und sie suchen nach Antworten - und darum brauchen alle Menschen Träume, Visionen, Rituale und Geschichten. Ich glaube, in der Corona-Zeit sind sie wichtiger denn je. Aber wo sind sie zu finden? In heiligen Büchern, in Geschichten überhaupt, in Alltagsritualen, in den Plots von PC-Spielen (und da denke ich nun nicht in erste Linie an gewalttätige), in Liedern und Filmen.

Und auch das soll zu Corona-Zeiten erwähnt werden: Manch einer greift derzeit schon zu simplen Verschwörungserzählungen, um sich die komplexen Ereignisse rund um Corona greifbar zu machen: ein kleiner mächtiger Kreis habe all das schlicht erdacht und ebenso schlicht durchgesetzt. Auffällig: die Verschwörungserzählungen sind in dunkelste Phantasien gekleidet, nur das Allerschlechteste von der Welt und ihren Bewohner annehmend.

Die Osterbotschaft ist da deutlich komplexer. Und vor allem: hoffnungsfroher. Und wahrer, wenn der Glaube der Christen nicht trügt. Aber das ist natürlich eine individuelle Herangehensweise. Immer gilt: Hinter den biblischen Texten – hineinverwoben in die Passions- und Ostergeschichte – stehen die Aussagen: Es gibt viel Falsches und Schlimmes in der Welt – aber auch unendlich viel Hoffnung. Da ist das ewige Leben, da ist im Hier und Jetzt der unbedingte Wille Gottes, das Leben auf der Erde wieder zu einem guten zu machen, und es sind Menschen als Boten dieses guten Lebens unterwegs, die dem Ruf Jesu Christi folgen.

Menschen brauchen Rituale, um nicht im Meer der Zeit unterzugehen. Die Karwoche mit ihren besonderen Liturgien zeichnet die Geschehnisse in Jerusalem realitätsnah nach, jeden Tag vom Palmsonntag bis Ostersonntag. Sie ist eine Einladung, den Alltag zu verlassen und nach neuer Hoffnung zu suchen.

Wer Verzweiflung, Leiden, Schmerz, Trauer, Verfolgung, Verlassenwerden, den Tod mit all seinen Schatten kennt, der findet sich wieder in der Osterbotschaft:

Palmsonntag und der Einzug Jesu in Jerusalem – ein Weg zwischen Hoffnung und dem Wissen um das Kommende.

Gründonnerstag (von „grün“ greinen = weinen) – das letzte Abendmahl als Wegzehrung für die Zeiten; der von den Jüngern verlassene Jesus im Garten Gethsemane.

Karfreitag ( „kar“ von kara = Kummer, Leid) mit Verrat, Festnahme, Folter und Kreuzigung, die dunklen Todesnächte über bis zum Karsamstag und in die Osternacht hinein. Ja,  Gott kennt die dunklen Seiten des Lebens am eigenen Leib.

Am Ostermorgen dann in der Morgenröte (aurora) des Tages, die dem Fest „Ostern“ ihren Namen gab, die Entdeckung: Jesus hat den Tod, das Dunkle und das Leid überwunden, für alle Menschen. „Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden“, lautet dann der Osterruf.

Pfarrerin Pamela Barke

Mehr News

  • Datum: 02.12.2023

    Herbsttagung der Landessynode beendet

    Die Synodalen behandelten unter anderem diese wichtigen Themen: Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung der EKD (KMU VI), Kirche der Zukunft, Umgang mit sexualisierter Gewalt und Vorstellung der Auf!-Studie, Grußworte von Prof. Barbara Traub und Dr. Michael Blume

    Mehr erfahren
  • Datum: 02.12.2023

    „Immer ökumenisch aufgeschlossen“

    Am 2. Dezember feiert Bischof Dr. Gebhard Fürst (Diözese Rottenburg-Stuttgart) seinen 75. Geburtstag und zugleich seinen Abschied aus dem Bischofsamt. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Synodalpräsidentin Sabine Foth gratulieren.

    Mehr erfahren
  • Datum: 01.12.2023

    Bericht zur Situation von verfolgten Christen

    Weltweit seien mehr als 360 Mio. Christen aufgrund ihres Glaubens Verfolgung ausgesetzt, berichtete Dr. Christine Keim bei der Herbstsynode. Schwerpunkte waren die Situation in Armenien, im Irak und zum Thema "Indigene und Religionsfreiheit"

    Mehr erfahren
  • Datum: 30.11.2023

    Herbsttagung der Landessynode hat begonnen

    Die Landessynode hat sich zum Auftakt ihrer Herbsttagung mit der Strategischen Planung des Oberkirchenrats, der Lage verfolgter Christen und in einem Grußwort sowie der Aktuellen Stunde mit dem Thema Antisemitismus beschäftigt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 29.11.2023

    Advent online 2023: Wort, Bild, Podcast

    Auch 2023 bieten die evangelischen und die katholischen Kirchen in Baden-Württemberg wieder spirituelle Adventsimpulse im Internet an. Diese werden ab dem 1. Dezember immer dienstags, donnerstags und zum Sonntag versendet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 29.11.2023

    Neues Bildungsportal der Kirchen

    Die Karl-Schlecht-Stiftung und die Kirchliche Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in Baden-Württemberg haben den „Innovationspreis Ethische Weiterbildung“ verliehen. Dabei wurde auch das neue Bildungsportal www.bildung-kirchen.de freigeschaltet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 28.11.2023

    Familien-Adventskalender

    Hinter den 24 Türchen des Online-Adventskalenders des Ev. Medienhauses verbergen sich Videos mit Rezepten, Wissenswertem rund um Advent und Weihnachten, biblischen Geschichten, Liedern, Basteltipps - und einem Gewinnspiel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 28.11.2023

    Kunstausstellung zum Religionsunterricht

    In Ditzingen ist bis zum 29. November die Ausstellung „Reli – macht Sinn. Bilder und Geschichten aus einem besonderen Schulfach“ mit rund 80 Werken, Statements und Geschichten aus einem ökumenischen Schülerwettbewerb zu sehen. Rund 200 Menschen kamen zur Vernissage.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.11.2023

    Themen der Herbstsynode

    Vom 30. November bis 2. Dezember kommt die Landessynode in Stuttgart zu ihrer Herbsttagung zusammen. Themen werden u. a. die Lage verfolgter Christen in Armenien und Irak, die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung VI, die Auf!-Studie zu sexualisierter Gewalt und der Nachtragshaushalt sein.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.11.2023

    Am Ende wird alles gut

    Am Ewigkeitssonntag gedenken evangelische Christen der Verstorbenen. Aber der Tag schaut nicht nur zurück, sondern auch nach vorne, auf die Erlösung und das ewige Leben. Davon erzählt Pfarrer Felix Weise in seinem geistlichen Impuls, der auch auf SWR1 gesendet wird.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.11.2023

    Ewigkeitssonntag - was ist das eigentlich?

    Am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem Ewigkeitssonntag, wird der Verstorbenen gedacht. Doch woher kommt diese Tradition eigentlich? Was ist der Unterschied zwischen Ewigkeitssonntag, Volkstrauertag, zu Allerheiligen und Allerseelen? Eine Spurensuche in der Geschichte.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.11.2023

    100 Jahre Verkündigung im Radio

    Vier Wochen nach Beginn des Sendebetriebs in Deutschland 1923 sprach im Rahmen einer Morgenfeier der Berliner Pfarrer Georg Siebert. Die Sendung ging auf eine Initiative des Direktors der „Berliner Radio-Stunde“ zurück, der Mitglied in Sieberts Gemeinde war.

    Mehr erfahren
Mehr laden