| Medien & Kultur

„Für Land und Kirche bedeutend“

Der Evangelische Schulbund in Südwestdeutschland wird 90 Jahre alt

Der Evangelische Schulbund in Südwestdeutschland, ein Zusammenschluss von pädagogischen Einrichtungen, Schulen und Internaten, wird 90 Jahre alt. „Wir leisten echte Basisarbeit, die eine Chance für unsere Kirche sein kann“, sagt die Vorsitzende Sonja Spohn im Interview mit elk-wue.de.

Sonja Spohn ist Vorsitzende des Evangelischen Schulbundes in Südwestdeutschland.Evangelischer Schulbund in Südwestdeutschland

Vor 90 Jahren hat sich der Evangelische Schulbund in Südwestdeutschland gegründet. Warum?
Das war in der Spätphase der Weimarer Republik, in einer Zeit des pädagogischen Aufbruchs und der schulpolitischen Neuerungen. Die Gründer waren davon überzeugt, dass Bildung Vielfalt braucht und dass sich die Zukunft des Landes und der evangelischen Kirche als Volkskirche in den Schulen entscheidet. Sie wollten mit ihren Schulen und Einrichtungen jungen Leuten einen Lern- und Lebensraum anbieten und Erfahrungen mit dem Glauben ermöglichen. Sie hielten evangelische Schulen in freier Trägerschaft in diesem Sinne sogar für unentbehrlich.

Unentbehrlich?
Ja, so wurde es im Einladungsschreiben zur Gründung formuliert.


Der Evangelische Schulbund in Südwestdeutschland feiert seinen 90. Geburtstag am Freitag, 9. Oktober, in Stuttgart. 16:00 Uhr: Festgottesdienst mit der Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold in der Hospitalkirche. 18:00 Uhr: Festveranstaltung im Hospitalhof. Dem Evangelischen Schulbund gehören derzeit 22 Schulen mit unterschiedlichen Profilen und Angeboten an.


Vier Jahre später, 1934, war dann für den Evangelischen Schulbund vorläufig Schluss.
Den Schulbund ereilte damals dasselbe Schicksal wie andere Verbände und Institutionen, die nicht die Nazi-Ideologie vertraten. Bei den Machthabern der nationalsozialistischen Diktatur war Gleichschaltung angesagt – unter heutigen Gesichtspunkten und Maßstäben ein unvorstellbarer und ungeheuerlicher Vorgang.

Fünf Jahre nach Kriegsende erfolgte die erneute Gründung. Hat sich an den Zielen und Aufgaben etwas geändert?
Die blieben im Wesentlichen unverändert. Der Schulbund konnte sich auf den Artikel 7 Absatz 4 unseres Grundgesetzes berufen, der die Einrichtung von Schulen in freier Trägerschaft als Grundrecht garantiert. Kein staatliches Monopol, sondern Vielfalt der Bildungseinrichtungen ist gewünscht. Das halte ich für bemerkenswert. Und ich finde gut, dass das unverändert gilt.

„Wie können wir die Chancen der Digitalisierung nutzen und den personalen Bezug zu unseren Schülerinnen und Schülern gleichermaßen aufrechterhalten?" Diese Frage bewegt derzeit auch den Schulbund. Dietrich Bonhoeffer Internationale Schule

Worin sehen Sie – 90 Jahre nach der ersten Gründung des Evangelischen Schulbundes – das größte Verdienst Ihres Verbandes?
Sich bewährt und behauptet zu haben. Wir befördern den Austausch über wesentliche Themen der Bildungspolitik. Aktuell bewegt uns selbstverständlich das Thema Digitalisierung sehr, vor allem unter der Fragestellung: Wie können wir die Chancen der Digitalisierung nutzen und den personalen Bezug zu unseren Schülerinnen und Schülern gleichermaßen aufrechterhalten. Darüber hinaus haben unser Kontakt-Netzwerk ausgebaut. Und das alles ehrenamtlich. Das ist nicht selbstverständlich.                       

Wir erleben Tag für Tag, wie gefragt unsere evangelischen Bildungsstätten sind und wie sehr die Menschen Bildung und Erziehung auf der Grundlage einer christlichen Werteorientierung wünschen. Das ist ein gegenläufiger Trend zur wachsenden Säkularisierung und eine große Verantwortung für uns.

Sonja Spohn

Worin sehen Sie die größte inhaltliche Herausforderung des Schulbundes innerhalb der nächsten fünf Jahre?
Wir stellen fest, dass das Christentum in unserer Gesellschaft nicht mehr die Bedeutung hat, die es einmal hatte und dass die Kirchenaustritte zunehmen. Gleichzeitig erleben wir Tag für Tag, wie gefragt unsere evangelischen Bildungsstätten sind und wie sehr die Menschen Bildung und Erziehung auf der Grundlage einer christlichen Werteorientierung wünschen. Das ist ein gegenläufiger Trend zur wachsenden Säkularisierung und eine große Verantwortung für uns. Wir leisten hier echte Basisarbeit, die eine Chance für unsere Kirche sein kann. Ich bin da ganz nahe bei den Gründern des Schulbundes: Die Bildungsarbeit in unseren evangelischen Schulen ist für unser Land und für die Zukunft unsere Kirche bedeutend.   


Stephan Braun


Mehr News

  • Datum: 26.04.2024

    „Wo wir der Hoffnung Stimme geben, wächst die Zuversicht“

    „Hoffnung in einer hoffnungslosen Welt?!“ war das Motto des Herzschlaggottesdienstes in Nellmersbach, in dem Landesbischof Gohl am 21. April gepredigt hat. Hier finden Sie die Predigt zu einem Vers aus Psalm 18: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.04.2024

    Innovationstag: Jetzt anmelden!

    Frische Ideen fürs Gemeindeleben: Unter dem Motto „#gemeindebegeistert – Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ veranstaltet die Landeskirche am 4. Mai einen großen Innovationstag. In Projektpräsentationen und Workshops gibt’s Austausch und Tipps. Jetzt anmelden

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.04.2024

    KI in der Gemeindearbeit einsetzen

    Was ist Künstliche Intelligenz und was ist damit anzufangen? Eignet sich KI auch für die Gemeindearbeit und wo konkret kann sie dort zielgerichtet angewendet werden? Mit diesen Fragen befasst sich am 16. Mai ein Online-Seminar des Evangelischen Medienhauses.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.04.2024

    „Konfirmanden ist Glaube wichtiger als Geschenke“

    Frontalunterricht gibt es kaum noch im Konfi-Unterricht, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ilg von der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg im Interview. Die Konfi-Arbeit sei nach wie vor das Angebot mit der größten Reichweite in der Evangelischen Kirche.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    „Kirche mit Kindern“ ist einfach lebendig

    Vom Kindergottesdienst zu einer Kirche für die ganze Familie: Lebendiger und spannender Gottesdienst mit neuen Herausforderungen. Wir haben Sabine Foth gefragt, wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat und was ihr an der Arbeit besonders gefällt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    Video: Multitalent mit Down-Syndrom

    Tamara Röske hat viele Talente: Schauspielern, Modeln und Leichtathletik – trotz Handicap. Die 28-Jährige hat das Down-Syndrom. Wie bringt sie alles unter einen Hut? Darüber spricht sie zusammen mit ihrer Mutter Antje mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.04.2024

    „Der Segen Gottes gilt uns allen“

    Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche Mariaberg bei Gammertingen hat am 13. April die ökumenische Woche für das Leben begonnen. Sie stellt unter dem Motto die Lebenswirklichkeiten Jugendlicher und junger Erwachsener mit Behinderungen in den Mittelpunkt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Segen, Mut & Traubenzucker

    In diesen Wochen stehen an vielen Schulen Abschlussprüfungen an - für Schülerinnen und Schüler eine stressige Zeit. Die Ev. Jugendkirche Stuttgart macht mit einem speziellen PrüfungsSegen Mut und stellt auch anderen Gemeinden Materialien zur Verfügung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Digitaler Notfallkoffer für die Seele

    Hilfe in persönlichen Krisenmomenten bietet die KrisenKompass-App der Telefonseelsorge fürs Handy und Tablet. Sie bietet Unterstützung, um schnell wieder auf positive Gedanken zu kommen oder bei Bedarf rasch professionelle Hilfe finden zu können.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Zum 200. Todestag von Beata Regina Hahn

    Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn, die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn, Tochter von Johann Friedrich Flattich und Mutter der Schulgründerin Beate Paulus. Als Herausgeberin von Hahns Schriften prägte sie dessen Bild für viele Jahre.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    „Wir beten, dass die zerstörende Gewalt ein Ende nimmt“

    Die Landeskirchen in Württemberg und Baden haben den Jüdinnen und Juden im Land Grüße zum Pessach-Fest übersandt. Darin nehmen Landesbischof Gohl und Landesbischöfin Springhart Bezug auf den Angriff der Hamas wie auch auf den Raketenangriff des Iran auf Israel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    Hoffnung wird durch Menschen vermittelt

    Bei einer religionspolitischen Tagung der SPD-Bundestagsfraktion am 12. April in Berlin unter dem Titel „Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden“ betonte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, wer die Verwurzelung in Jesus Christus spüre, werde für andere zur Hoffnung.

    Mehr erfahren
Mehr laden