| Politik

Das Vermächtnis eines Streitbaren

Symposium im Landtag über den Theologen und Politiker Blumhardt

Stuttgart. Dem vor 100 Jahren gestorbenen Pfarrer und SPD-Landtagsabgeordneten Christoph Blumhardt war am Freitagabend ein Symposium der SPD-Landtagsfraktion gewidmet. Dabei betonte Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July den Mut, den Blumhardt mit seinem Einsatz für die Schöpfung, das Tierwohl und gegen Nationalismus bewiesen habe.

Der evangelische Pfarrer und SPD-Politiker Christoph Blumhardt, aufgenommen im Alter von etwa 75 Jahren.Eugen Jäckh/gemeinfrei

Der Direktor der Evangelischen Akademie Bad Boll und Blumhardt-Biograf Jörg Hübner nannte den streitbaren Theologen und Sozialisten Blumhardt einen „Visionär“, der von der Versöhnung Gottes mit allen Menschen - nicht nur mit den Christen - überzeugt gewesen sei. In einer „Theologie der Erde“ habe Blumhardt das Reich Gottes schon in dieser Welt erwartet.

Heute stehe die Menschheit vor dem „Scherbenhaufen der Modernisierung“. Hunger und Klimazerstörung müssten verhindert werden, forderte Hübner.

Einsatz für den Klimaschutz

Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July bekräftigte diese Position und wies damit zugleich Vorwürfe zurück, die evangelische Kirche polarisiere beispielsweise durch ihre Teilnahme am Klimaschutz-Aktionstag am 20. September:  Vom Evangelium her müssten sich Christen auch in gesellschaftliche Fragen einmischen. Der kirchliche Einsatz für den Klimaschutz sei nicht erst in den vergangenen Monaten entstanden, die Kirchen seien zu diesem Thema schon seit 40 Jahren unterwegs, sagte July.

Undenkbare Dinge gewagt

Andreas Stoch, Vorsitzender der baden-württembergischen SPD und der SPD-Landtagsfraktion, unterstrich, dass der christliche Glaube kein Selbstzweck sein dürfe, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen müsse. Blumhardt habe in seiner Zeit Dinge gewagt,. die für manche undenkbar gewesen sind - beispielsweise, indem er als evangelischer Pfarrer den Sozialismus offen unterstützt hat.

Blumhardts Erbe

Der Vorsitzende der Blumhardt-Sozietät, Christian Buchholz, sieht das Erbe von Blumhardt in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg noch nicht ganz aufgearbeitet. So gebe es bis heute Stimmen, die eine Beschäftigung mit dem Theologen ablehnten, weil er Sozialist geworden sei und seinen Pfarrertitel abgegeben habe. Christen hätten indessen wesentlich zum Fundament der SPD-Geschichte beigetragen, sagte Buchholz.

Moderner Umgang mit Kranken

Die stellvertretende Vorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Eva-Maria Armbruster, wies auf das soziale Unternehmertum Blumhardts als Direktor des Kurhauses in Bad Boll hin. Damit sei er wie heutige diakonische Unternehmer Arbeitgeber gewesen. Modern sei auch sein Umgang mit psychisch Kranken gewesen, bei denen er innere Heilungskräfte zur Überwindung der Krankheit erwartet habe.


Christoph Friedrich Blumhardt, der am 2. August vor 100 Jahren gestorben ist, war christlicher Sozialist und leitete lange Jahre das Kurhaus in Bad Boll. Für die SPD saß er sechs Jahre lang im württembergischen Landtag. Sein Eintritt in die SPD 1899 hatte die damalige Kirchenleitung dazu gebracht, ihm den Verzicht auf den Pfarrerstitel nahezulegen. In seinen Predigten, Andachten und Schriften positionierte er sich stark gegen Nationalismus, Krieg, Ausbeutung der Arbeiter und Raubbau an der Natur.


Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)


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