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Evangelische Schulen als starke Partner öffentlicher Bildungsverantwortung

6. Bundeskongress Evangelische Schulen in Stuttgart zu Ende gegangen

Stuttgart. Evangelische Schulen sind starke Partner öffentlicher Bildungsverantwortung. Dieses Fazit zog die Dezernentin für Bildungsfragen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Oberkirchenrätin Birgit Sendler-Koschel, zum Abschluss des 6. Bundeskongresses Evangelische Schule in Stuttgart. Am Montag und Dienstag (29. und 30. September) diskutierten rund 300 Expertinnen und Experten aus Bildung, Kirche und Politik im Stuttgarter ‚Haus der Wirtschaft‘ über Fragen der Schulgestaltung, Inklusion sowie innovative Bildungskonzepte.

„Mit ihren Schulen engagiert sich die Kirche für eine soziale und innovative Zivilgesellschaft“, betonte Birgit Sendler-Koschel. In den Foren und Workshops habe sich gezeigt, dass evangelische Schulen im Bereich „Verantwortungslernen“ eine große Kompetenz hätten. Die EKD-Bildungsverantwortliche wies zudem auf die wichtige Rolle evangelischer Schulen für bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche hin: „Unsere Schulen tragen zur Bildungsgerechtigkeit bei.“

Der württembergische evangelische Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July, der gleichzeitig Vizepräsident des Lutherischen Weltbunds ist, hob den Beitrag von Bildung für Frieden und Gerechtigkeit auf der ganzen Welt hervor. In seinem Grußwort sagte July: „Bildung ist eines der wichtigsten Instrumente gegen Krieg und Rassismus.“ Die Kirche solle ganz bewusst ihre Netzwerke auch im Bereich Bildung einsetzen, um an ihrer Vision von Freiheit, Gerechtigkeit und Verantwortung zu arbeiten. July wies in diesem Zusammenhang auf die Bildungsarbeit im Lutherischen Weltbund hin, deren Vernetzung es auszubauen gelte. „Denn Bildungserziehung trägt zu Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Verantwortung bei – mag es den Ideologen des Hasses und der Unfreiheit passen oder nicht.“

„Evangelische Schulen stehen für einen gebildeten Glauben ein“, betonte die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum, Prof. Dr. Dr. h. c. Margot Käßmann. In ihrer Predigt beim Abschlussgottesdienst wies Käßmann darauf hin, dass der reformatorische Glauben auch ein befreiender Glaube sei, der selbständiges Denken und eigenständiges Lesen der Bibel voraussetze. Es gehe nicht darum, Glaubensbotschaften zu schlucken, sondern einen Glauben zu leben, der nachfragen darf und will, so Käßmann weiter. Dies sei ein wichtiger Schutz vor Fundamentalismus. „Evangelische Schulen und der Religionsunterricht an staatlichen Schulen tragen zu dieser Freiheit und zur Lust an gebildetem Glauben bei.“

Am Dienstagvormittag diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Workshops über aktuelle Fragen der Schulgestaltung. Verschiedene evangelische Schulen stellten innovative Bildungskonzepte vor. Das Evangelische Firstwald-Gymnasium in Mössingen (Landkreis Tübingen) beispielsweise stellte sein Konzept zum „Abitur im eigenen Takt“ als individuellen Weg zum Abitur jenseits von G8 und G9 zur Diskussion. Schüler und Lehrer von Schloss Gaienhofen – Evangelische Schule am Bodensee (Landkreis Konstanz) zeigten anhand von Praxisbeispielen, wie mit Hilfe von iPads das Lernen individuell gestaltet werden kann.

Zum Auftakt des Kongresses am Montag hatte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und nordrhein-westfälische Schulministerin, Sylvia Löhrmann, die Bildungsinnovationen aus dem Bereich des freien und besonders auch des evangelischen Schulwesens hervorgehoben. „Als Schulen in freier Trägerschaft leisten evangelische Schulen wertvolle pädagogische Arbeit und sind Partner bei der Weiterentwicklung des staatlichen Bildungswesens.“ Als wichtiges Beispiel für Austausch und Zusammenarbeit nannte Löhrmann die Umsetzung der Inklusion an Schulen.

In Deutschland gibt es insgesamt rund 1.100 Schulen in evangelischer Trägerschaft (Basiserhebung 2011). 58 Prozent von ihnen leisten schulische Arbeit im allgemeinen, 42 Prozent im beruflichen Bereich. Rund 2,4 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen in Deutschland befinden sich in evangelischer Trägerschaft – die evangelischen Schulen aus dem freikirchlichen Bereich nicht mitgezählt.

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche