07.02.2025

SWR4 Sonntagsgedanke "Einsam unter vielen"

Jeder fünfte Erwachsene fühlt sich einsam

In unserer modernen Gesellschaft führt zunehmende Isolation dazu, dass sich jeder fünfte Erwachsene einsam fühlt. Doch was bedeutet Einsamkeit und wie können wir sie überwinden? Pfarrer Dan Peter spricht darüber in seinem SWR4 Sonntagsgedanken "Einsam unter vielen."

SWR4 Sonntagsgedanke von Pfarrer Dan Peter - Einsam unter vielen

SWR4 Sonntagsgedanke "Einsam unter vielen" von Pfarrer Dan Peter zum Nachlesen

„Mitten unter uns gibt es ein Problem, das noch viel zu wenig angegangen wird. Jeder fünfte Erwachsene fühlt sich einsam. Offensichtlich nimmt diese Zahl sogar zu – und das nicht nur, weil immer mehr Menschen alleine leben. Der Anteil der Einpersonenhaushalte liegt in unserem Land inzwischen bei mehr als 41 %. Aber auch inmitten der eigenen Familie bleibt die Sehnsucht nach Kontakt und Zugehörigkeit oft unerfüllt. Man kann sich auch einsam fühlen, obwohl man viele Bekannte hat oder eigentlich überhaupt nicht alleine ist.

Eine solche Geschichte wird im Johannesevangelium der Bibel erzählt. Da kommt eine Frau in der heißen Mittagszeit an den großen Brunnen ihres Heimatortes, um Wasser zu schöpfen. Normalerweise macht man das am frühen Morgen oder dann wieder gegen Abend. Dann wird der Brunnen zum lebendigen Treffpunkt: Es wird geredet, man tauscht sich aus und erfährt das Neueste.

Die Frau müsste also nicht alleine sein am Brunnen. Geht sie den anderen bewusst aus dem Weg? Vielleicht, denn über Mittag ist normalerweise niemand hier. Aber heute sitzt Jesus am Brunnen und er bittet sie um Wasser. Sie ist verwundert. Jesus ist Jude, sie Samariterin. Normalerweise meiden Juden diese Gegend und sie wollen auch nichts mit den Samaritern zu tun haben. Schnell sind sie im Gespräch miteinander. Und plötzlich geht es um mehr als Wasser, auch um mehr als den alten Streit zwischen Samaritern und Juden um eine bestimmte Glaubensrichtung. Es geht um sie, um ihr Leben, um ihre unerfüllten Beziehungen.  Warum sie vielleicht die anderen meidet und das Gefühl hat, nicht verstanden zu werden. Nicht gesehen zu werden, mit den eigenen Wünschen oder Sorgen, das macht einsam.

Jesus geht auf ihre Fragen ein. Er spürt ihren Wunsch, ihr Sehnen, dass ihr Leben nochmals eine Wende erfahren kann. Es geht jetzt nicht mehr um die Vergangenheit. Es geht mit jedem Satz im Gespräch um das Jetzt und um ihre Zukunft. Sie weiß um den kommenden Messias, der den Schwachen und Einsamen helfen wird. Sie hofft auf diesen Retter Gottes. Und Jesus sagt zu ihr: „Ich bin’s, der mit dir redet.“

Das Gespräch mit Jesus hat diese Frau offensichtlich angerührt und ihre Haltung verändert. In ihr ist etwas heil geworden – hat sie mit neuer Hoffnung erfüllt. Jesus hat zu ihr am Brunnen gesagt:

„Wer von diesem Wasser hier trinkt, wird wieder Durst bekommen. Aber wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben. Denn das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle werden: Ihr Wasser fließt und fließt – bis ins ewige Leben.“

Plötzlich weiß die Frau, was zu tun ist. Sie lässt ihren Krug am Brunnen stehen. Sie läuft in die Stadt hinein. Sie kann wieder auf andere zugehen und sie hat weit mehr als Wasser nur für sich dabei. Sie spricht zu den Leuten: „Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe, ob er nicht der Christus sei!“ Die Geschichte ist schnell zu Ende erzählt. Diese Frau wurde tatsächlich zur Quelle und zum Wegweiser für andere. Jesus wurde in der Stadt Sychar mit offenen Armen aufgenommen und er blieb einige Tage dort. Viele fanden damals zum Glauben an ihn. Ein neues Miteinander ist entstanden.

Und heute? Gar nicht so viel anders. Wenn Menschen sich gesehen und verstanden wissen von Gott. Manchmal spürt man plötzlich, dass Gott etwas lenkt, die Gedanken und das eigene Herz neu erfüllt. Gott schenkt solche Momente, in denen die Einsamkeit durchbrochen und ein neues Miteinander, der Blick nach vorne geschenkt wird. Das haben wir gerade jetzt bitter nötig: Nicht noch mehr auseinanderstreben, sich aus dem Weg gehen oder verurteilen und sich immer einsamer erleben.

Jesus hat der Frau am Brunnen und den Menschen in Sychar ein neues Miteinander geschenkt. Dafür bete ich auch für unsere Gesellschaft. Und dass Gott solche Brunnengespräche und Neuanfänge schenkt.

Ja, auf Jesus trifft man bis heute überraschend, nicht nur einsam am Brunnen oder mit vielen im Gottesdienst, manchmal auch, wenn man auf einen einzigen, einsamen Menschen zugeht.

Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen – und einen gesegneten Sonntag.“

Pfarrer Dan Peter 

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