Was entdeckten Schülerinnen und Schüler einer kaufmännischen Schule bei einer Pilgerwanderung im Mai, in der Nähe von Göppingen? Ihr Religionslehrerin berichtet. Pilgerangebote im Bereich der Landeskirche laden das ganze Jahr über dazu ein, im Gehen mit sich und seinem Glauben in Kontakt zu kommen.
Mitte Mai machten sich 15 Schülerinnen und Schüler der kaufmännischen Schule Göppingen auf eine besondere Reise: eine Pilgerwanderung. Was sie im Religionsunterricht mit Pfarrerin Anja Keller unter dem Thema „Pilgern in den Weltreligionen“ theoretisch erarbeitet hatten, erlebten sie jetzt praktisch.
Begleitet wurde die Gruppe von einer ausgebildeten Pilgerbegleiterin, die den Tag geistlich und inhaltlich mitgestaltete. Vor Beginn gab es einen Pilgersegen. Der erste Anstieg hatte es gleich in sich – doch wer oben angekommen war, wurde eingeladen, schweigend durch den Wald zu gehen, die Natur aufmerksam zu beobachten und zugleich in sich hineinzuhorchen. Ziel war es, sich selbst, Gott und die Schöpfung achtsam wahrzunehmen.
Eine Schülerin fasste ihre Eindrücke so zusammen: „Es war so schön, in der Gemeinschaft zu gehen und sich getragen zu wissen von anderen Menschen.“ Überhaupt war die Gemeinschaft ein wesentliches Element des Tages. Gerade im oft stressigen Schul- und Berufsalltag komme der freie, persönliche Austausch zu kurz, so die Rückmeldung vieler Teilnehmender.
Ein besonderer Moment war das „Geh-spräch“: In einem Impuls waren die Schülerinnen und Schüler dazu eingeladen, ein Stück des Weges nebeneinander zu gehen – eine redete, der/die andere hörte nur zu. Eine Übung, die sie als sehr intensiv und bereichernd empfanden.
Entlang des Weges begegneten den Jugendlichen auch historische Impulse. So erfuhren sie in Jebenhausen von einem sechsjährigen jüdischen Mädchen, das zur Zeit des Nationalsozialismus täglich allein mit dem Zug nach Stuttgart in eine spezielle Schule für jüdische Kinder fahren musste – ein stiller Moment des Innehaltens und Gedenkens.
Die letzte Etappe führte die Pilgergruppe über Felder und Wiesen mit weitem Blick auf die drei Zeugenberge: Stuifen, Hohenstaufen und Hohenrechberg – eine herrliche Kulisse für die abschließende Andacht.
Das Fazit der Teilnehmenden: „Wir sind total erschöpft, aber das Gehen in Gemeinschaft hat uns eine Entschleunigung ermöglicht. Und: wir sind 20.000 Schritte gelaufen!“
(Text, gekürzt: Anja Keller)
Perspektive der Pfarrerin im Schuldienst, Anja Keller, die die pilgernde Gruppe in Religion unterrichtet:
„Es ist es ein besonderer Arbeitsort mit einer besonderen ‘Zielgruppe’: In multi-religiös zusammengesetzten Schulklassen können wir uns über ‘Gott und die Welt’ austauschen. Es ist eine Besonderheit, mit jungen Menschen, die eben nicht genuin der evangelischen Konfession angehören, über ihren Glauben und ihr Leben in einen Austausch treten zu können. Und trotz aller Erkenntnisse der Säkularisierungstheorie besteht – meiner Wahrnehmung und Erfahrung nach – reges Interesse an fundierten Diskursen in Bezug auf religiöse Überzeugungen.“
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