Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl reist zu Gesprächen nach Rom
Austausch mit Kurienkardinal Kurt Koch, Treffen mit Sant’Egidio und den Waldensern sowie Predigt und Taufe in der Christuskirche
Bei einem Besuch in Rom hat Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl unter anderem Kurienkardinal Kurt Koch getroffen. Gohl war mit Kirchenrätin Dr. Christine Keim und Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel unterwegs. Er besuchte mit seiner Gruppe auch die Waldenser sowie die Gemeinschaft Sant’Egidio, predigte in der evangelischen Christuskirche über sein Verständnis von Gemeindeleitung und taufte dort drei Drillingsschwestern.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl (links) hat in der Christuskirche in Rom drei Drillingsschwestern getauft. Hinten: Dr. Michael Jonas, Pfarrer an der Christuskirche.Bild: privat
Bei einem mehrtägigen Aufenthalt in Rom in der vergangenen Woche hat Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl unter anderem Kurienkardinal Kurt Koch getroffen. Koch ist Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Im Rückblick auf das Gespräch zu Themen der Ökumene betonte Gohl den offenen und konstruktiven Austausch. „Nach wie vor geht es im ökumenischen Gespräch um ein größeres theologisches Verständnis in Kernfragen. Im Gespräch ist mir deutlich geworden, welche wichtige Rolle dabei vor allem der Lutherische Weltbund spielt. Es ist gut, dass auf dieser Ebene die theologischen Fragen mit langem Atem und großem Sachverstand geführt werden können“, so Gohl über die Begegnung mit Kardinal Koch.
Württemberg in Rom: v.l.n.r Dr. Michael Jonas (Pfarrer an der Christuskirche in Rom), Kirchenrätin Dr. Christine Keim, Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, Kurienkardinal Kurt Koch, Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich HeckelBild: privat
Am Gespräch mit Kardinal Koch nahm auch Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel Teil, Leiter des Dezernats für Theologie, Gemeinde und weltweite Kirche der württembergischen Landeskirche. Heckel wies im Gespräch mit Koch auf sieben Kennzeichen christlicher Einheit hin, die er schon früher in einer Analyse des Epheserbriefs herausgearbeitet hat und zu denen unter anderem der gemeinsame Glaube an Jesus Christus und die Gemeinschaft aller Getauften gehören.
Predigt über den guten Hirten als Vorbild der Gemeindeleitung
Am Sonntag, 23. April, hielt Gohl in der evangelisch-lutherischen Christuskirche die Predigt im Sonntagsgottesdienst und taufte im Anschluss bei einem Taufgottesdienst drei Kinder. In seiner Predigt zu 1. Petr. 5,1-4 dachte Gohl über das Bild von Jesus Christus als gutem Hirten nach, der für den 1. Petrus-Brief zugleich der „Erzhirte“ sei und damit „auch Maßstab für alle anderen Hirten.“ Der 1. Petrusbrief unterstreiche diesen Zusammenhang zwischen Christus und den Hirten, die seine Herde, die Kirche, leiten und Verantwortung für sie tragen.“
Das Bild vom Hirten durchziehe das Alte und das Neue Testament. Ein Hirte habe Verantwortung für die Tiere in seiner Herde und setze notfalls seine Gesundheit für die Herde ein. Der Hirte sei ein archetypisches Bild der Geborgenheit. Weiter sagte Gohl, an diesem Bild vom guten Hirten sollten sich alle ausrichten, die Gemeinden leiten.
Unter Bezug auf den Predigttext betonte Gohl, Leitung in der Kirche, die sich am Bild des guten Hirten ausrichte, stehe „für die Bereitschaft, Verantwortung für andere zu übernehmen, für Leitung ohne Zwang, ohne eigene finanzielle Vorteile und für Handeln als Vorbild“.
Gohl sagte: „In unserer evangelischen Tradition ist für jedes Leitungsamt die Zuordnung zu Christus der zentrale Punkt. Für Luther leitet sich Verantwortung und Leitung in der Kirche nicht aus einer besonderen Heiligkeit oder Weihe ab, sondern ist zunächst einmal unterschiedslos jedem Getauften eigen. Das Priestertum aller Getauften ruft alle Christinnen und Christen in die Verantwortung der Leitung. Und diese Leitung ist niemals eine absolute, sondern immer eine Leitung auf Zeit, eine Leitung, die begrenzt ist. Und es ist eine Leitung, die vom Dienen herdenkt und nicht vom Herrschen.“
Abschließend wies Gohl darauf hin, dass es „für dieses Leiten und Lieben in der Kirche in jeder Gemeinde viel Ausdauer und oft auch Zuversicht“ brauche. Vieles Segensreiche vollziehe sich „im Kleinen, oft ganz unscheinbar“.
Besuch bei Sant'Egidio
Eine weitere Station der Reise war ein Besuch bei der Gemeinschaft Sant’Egidio in Trastevere. Sant’Egidio setzt sich in über 70 Ländern für Menschen am Rand der Gesellschaft ein, insbesondere auch für Menschen auf der Flucht. Landesbischof Gohl über diese Begegnung: „Dort haben wir das Abendgebet mitgefeiert. Aus einer kleinen Basisgemeinde ist eine weltweite Bewegung geworden. Das zeigt einmal mehr, dass Gottesdienstfeiern, geistliches Leben und der Einsatz für die Armen in einer Gesellschaft sich gegenseitig bedingen und aufs Engste zusammengehören. Dieses Zusammenspiel hält die Kirche lebendig.“
Gespräche mit der Waldenser-Kirche
Die württembergische Delegation traf sich zudem mit Vertretern der evangelisch-waldensischen Kirche in Italien und deren Fakultät in Rom: Prof. Fulvio Ferrario (Systematische Theologie) und Prof. Daniele Garrone (Altes Testament). Garrone ist auch Präsident der Föderation der Evangelischen Kirche in Italien. Über die Begegnung sagt Ernst-Wilhelm Gohl: „Die langjährige gute Beziehung zur Waldenser Kirche konnten wir einmal mehr pflegen und auffrischen. In großer evangelischer Freiheit wirkt die zahlenmäßig kleine evangelische Kirche in die italienische Gesellschaft hinein. Ihre diakonische Arbeit genießt in Italien einen vorzüglichen Ruf.“
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