| Landeskirche

„Er war ein großer Lehrer der Kirche“

Zum Tod von Dr. Reiner Strunk

Dr. Reiner Strunk, evangelischer Theologe und Autor zahlreicher Bücher, war Gemeindepfarrer, Studienleiter am Evangelischen Pfarrseminar in Stuttgart-Birkach und leitete bis zu seinem Ruhestand 2003 die landeskirchliche Fortbildungsstätte Kloster Denkendorf. Am 9. Dezember ist er im Alter von 82 Jahren in Stuttgart verstorben.

Dr. Reiner StrunkBild: Ulrike Rapp-Hirrlinger

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigt Dr. Reiner Strunk so: „Reiner Strunk war eine feinsinnige und menschenfreundliche Persönlichkeit, die die geistig-intellektuelle Tradition unserer Landeskirche in eindrücklicher Weise verkörpert hat. Er war ein großer Lehrer der Kirche.“

Der gebürtige Düsseldorfer hat neben der Theologie zunächst auch Germanistik studiert. Das Interesse an theologischen Fragen verband er mit der Liebe zur Literatur. Für Strunk passte das gut zusammen: Schließlich sei ein literarisches Dokument, nämlich die biblischen Erzählungen, Grundlage der Theologie. „Literatur kann Vermittler sein für theologische Inhalte, für Zweifel und Fragen. Sie nimmt Menschen leichter mit auf die Schlangenlinien des Glaubens“, sagte er anlässlich seines 80. Geburtstags.

Die Liste seiner Werke ist lang und umfasst die unterschiedlichsten Gattungen und Genres. Neben zahlreichen theologischen Fachbüchern ist Poesie ebenso darunter wie Erzählungen, Romane, Biografien von Eduard Mörike, Heinrich Heine, Matthias Claudius, Friedrich Hölderlin und Theodor Fontane. Vier Krimis mit dem zuweilen mit seiner Gemeinde hadernden Gemeindepfarrer Beermann als Ermittler ließ er im kirchlichen Milieu spielen. 2020 erschien „Wer spricht von Trost. Entdeckungen in Literatur und Bibel“.

Reiner Strunk war Assistent des evangelischen Theologen Jürgen Moltmann in Bonn und Tübingen. Nach dem Studium führte ihn sein Berufsweg zunächst in die Gemeindearbeit. Ab1970 war Strunk Pfarrer an der Gedächtniskirche und in der Waldkirchengemeinde in Stuttgart, von 1977 bis 1986 dann Studienleiter am Evangelischen Pfarrseminar in Stuttgart-Birkach. Die Lust und Gelegenheit, Gemeinde mitzugestalten und Neues auszuprobieren, zeichnete Strunk aus.

Auch gesellschaftspolitisches Mitwirken lag ihm am Herzen. Immer waren ihm dabei die gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung und das Vertrauen ineinander wichtig. „Gemeindearbeit muss sich an dem orientieren, was Vertrauen fördert und bildet“, sagte er. 1997 übernahm Reiner Strunk die Leitung der landeskirchlichen Fortbildungsstätte im Kloster Denkendorf – ein Ort, der ihn faszinierte und dem er auch im Ruhestand treu blieb. Mit „Tatort Denkendorf“, einem Band mit fünf Jahrhunderte überspannenden historischen Erzählungen zur Reformation, machte Strunk 2015 das Kloster zum Schauplatz eines seiner Bücher.

Im Kloster Denkendorf, wo über viele Jahre der christlich-jüdische Dialog praktiziert wurde, bekam zudem ein wichtiges Anliegen Strunks, das interreligiöse Gespräch, einen neuen Fokus. Gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Vertreter der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Meinhard Tenné, und dem heutigen Antisemitismusbeauftragten des Landes, Dr. Michael Blume, gehörte Strunk zu den Gründungsmitgliedern von „Haus Abraham“. Der in Denkendorf gegründete Verein widmet sich dem Dialog zwischen Judentum, Christentum, Islam und anderen Religionen. „Mit Reiner Strunk verlieren wir eine beeindruckende Persönlichkeit“, sagt der Esslinger Dekan Bernd Weißenborn. „Nicht nur die Breite und Tiefe seines Wissens waren beachtlich. Er hat auch einfühlsame und starke seelsorgerliche Texte verfasst.“


Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt@elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden.


Schon gewusst?

elk-wue.de

Mehr News

  • Datum: 27.07.2024

    TV-Tipp: Visionär und Hoffnungsstifter

    Tobias Merckle ist Sprößling der gleichnamigen Pharma-Dynastie. Seine berufliche Laufbahn schien vorgezeichnet, er wählte jedoch einen anderen Weg: das soziale Engagement. Was motivierte ihn dazu? Darüber spricht er mit Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.07.2024

    Reisesegen: Mit Gottes Segen unterwegs

    Wer sich auf den Weg macht, möchte sich geborgen und behütet wissen. Hier eine kleine Auswahl an Reisesegen – zum Teilen, Zusprechen oder für die erste Seite Ihres Reisetagebuchs. Sie verreisen in nächster Zeit nicht? Jeder noch so kleine Weg lässt sich segnen…

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.07.2024

    Besuch bei rumänischer Partnerkirche

    Seit 30 Jahren ist die Landeskirche mit dem Rumänisch-Orthodoxen Erzbistum von Vad, Feleac und Cluj verbunden. Landesbischof Gohl hat die Partnerkirche anlässlich des Jubiläums mit einer Delegation besucht und unter anderem Metropolit Andrei getroffen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.07.2024

    Vereinfachte Gemeindegründungen für Landeskirchliche Gemeinschaften

    Eine Gesetzesnovelle ermöglicht es Landeskirchlichen Gemeinschaften, künftig leichter eigene Gemeinden zu gründen. Die Landessynode hat dem Kirchlichen Gesetz zu den Landeskirchlichen Gemeinschaften mit großer Mehrheit zugestimmt und tritt somit am 1. September 2024 in Kraft.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.07.2024

    Oberkirchenrätin Noller in Verfassungsgerichtshof gewählt

    Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller ist vom baden-württembergischen Landtag als Stellvertreterin in den Kreis der Richterinnen und Richter des baden-württembergischen Verfassungsgerichtshofs gewählt worden. Sie sieht ihr neues Amt als „Ehre und große Aufgabe“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.07.2024

    „Das Neue mit Zuversicht gestalten“

    „Aus gutem Grund – auf gutem Grund“ – so das Motto des Jahresfestes des Gustav-Adolf-Werks. In Gottesdienst, Vorträgen und Workshops tauschten sich die Teilnehmenden über die Zukunft der Kirche und die internationale Verbundenheit evangelischer Christinnen und Christen aus.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.07.2024

    Gebet zum Schuljahresende

    Das Schuljahresende ist für viele eine Zeit der Vorfreude, für manche eine Zeit gemischter Gefühle im Rückblick und für einige eine Zeit des Aufbruchs. Landesbischof Gohl ermutigt mit diesem Gebet Schülerinnen und Schüler, Gott anzuvertrauen, was auf sie zukommt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.07.2024

    Landesbischof Gohl: Interview zum Klimaschutz

    „Angst ist immer ein schlechter Ratgeber – denn das macht dich eng“, sagt Landesbischof Gohl zum Thema Klimaschutz. „Wenn wir uns so verhalten würden, wie es der Schöpfung entspricht, würde es unserer Welt viel besser gehen“. Hier finden Sie das Interview als Text und Video.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.07.2024

    Fortbildung für Digitalisierungs-Coaches geht in die nächste Runde

    Im Herbst 2024 startet die nächste Weiterbildung zu Digitalisierungs-Coaches. Die Fortbildung hat schon viele Haupt- und Ehrenamtliche befähigt, die Digitalisierung vor Ort zu begleiten. Eine digitale Info-Veranstaltung gibt's am 18. September.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.07.2024

    Neues Erscheinungsbild für die Landeskirche

    Mehr Farbe, neues Logo, mehr Flexibilität, mehr Spielräume: Zum 1. Advent 2024 löst die Evangelische Landeskirche in Württemberg ihr rund 30 Jahre altes Corporate Design (CD) durch eine überarbeitete Version ab.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.07.2024

    Früherer Landesbischof July feiert 70. Geburtstag

    Dr. h. c. Frank Otfried July feiert am 17. Juli seinen 70. Geburtstag. Er war von 2005 bis 2022 Landesbischof der württembergischen Landeskirche. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigt die Julys Verdienste „als Brückenbauer in Kirche, Diakonie und Gesellschaft“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.07.2024

    TV-Tipp: Lissy Schneiders Erfahrungen als Pflegekind

    Die leiblichen Eltern suchtkrank, mit zwei Jahren im Kinderheim, mit drei bei einer Pflegemutter – mit bis zu sieben weiteren Kindern. Wie erlebte Lissy Schneider Kindheit und Jugend? Darüber spricht Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit dem einstigen Pflegekind.

    Mehr erfahren
Mehr laden