Württemberger Pfarrer: Pioniere für den Tierschutz
Zum Welttierschutztag am 4. Oktober
Der Tierschutz ist vielen Menschen ein Herzensanliegen - gerade auch vor dem Hintergrund der biblischen Schöpfungsgeschichte. Dass hier noch viel zu tun ist, daran soll der Welttierschutztag am 4. Oktober erinnern. Vermutlich wissen die wenigsten, dass der lange Weg zu mehr Tierwohl und sogar die ersten Tierschutzverbände und Tierschutzgesetze auf das Engagement württembergischer Pfarrer zurückgehen.
Schon 1711 forderte Pfarrer Adam Gottlieb Weigen aus Leonberg (1677 in Waiblingen geboren) in einem Buch über Tierschutz eine Verbesserung des täglichen Umgangs mit den Geschöpfen Gottes. Er forderte einen barmherzigen Umgang mit den Tieren ein, die er bewusst Mitgeschöpfe nannte, denen Gott eine Seele gegeben habe. Unbarmherzigkeit gegenüber den Tieren führe dazu, dass Menschen „auch lernen, mitleidlos und hart zu ihren Nebenmenschen zu sein.“
Pfarrer Christian Adam Dann (1758 in Tübingen geboren) verfasste dann 1822 als Reaktion auf das Schießen eines Storchenpaares, das sein Nest mit drei Jungen auf dem Kirchendach in Mössingen hatte, eine Tierschutzschrift: eine Ethik der Mitgeschöpflichkeit, gegen die sinnlose Quälerei von Haus-, Nutz- und Wildtieren. Die vielbeachtete Schrift trug den Titel „Bitte der armen Thiere, der unvernünftigen Geschöpfe, an ihre vernünftigen Mitgeschöpfe und Herrn, die Menschen“. Zudem prangerte er öffentlich jede Art von Tierquälerei an.
Diese und weitere Schriften Danns hatten wiederum auf seinen Freund, den Liederdichter und Pfarrer Albert Knapp (geboren 1798 in Tübingen), eine so starke Wirkung, dass dieser 1837 in Stuttgart den ersten Tierschutzverein Deutschlands ins Leben rief.
Nach Danns Tod setzte sein Freund und Amtsbruder Albert Knapp dessen Programm in die Tat um. 1838 gründete er mit Hilfe Gleichgesinnter den ersten deutschen Tierschutzverein. Deutschlandweit warb er erfolgreich für weitere Vereinsgründungen und verbuchte 1839 mit der Verabschiedung eines Gesetzes, das in Tierquälerei einen Straftatbestand sah, den ersten großen Erfolg.
Die Bewahrung der Schöpfung und ein nachhaltiger pfleglicher Umgang mit den uns anvertrauten Mitgeschöpfen ist also auch historisch betrachtet ein zutiefst kirchliches Anliegen.
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