| Landeskirche

Prälaturtage zur Zukunft der Kirche

Ehrenamtliche diskutierten über Kirchenaustritte, geistliche Gemeindeleitung und regionale Kirchenentwicklung

An vier Prälaturtagen haben sich die Vorsitzenden der Bezirkssynoden und der Kirchengemeinderats-Gremien mit der Zukunft der Kirche befasst. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hielt ein Impulsreferat und ermutigte dazu, neue Ideen auszuprobieren und Bewährtes fortzusetzen.

Die vier Prälatinnen und Prälaten der Evangelischen Landeskirche in Württemberg haben die Vorsitzenden der Kirchengemeinderäte zu einem Prälaturtag eingeladen. Dort war Zeit, um sich über Veränderungen in der Kirche auszutauschen.Bild: Pixabay/ulwichw

Am 15. und 22. Oktober kamen viele Vorsitzende der Bezirkssynoden und Kirchengemeinderats-Gremien zu Prälaturtagen in Heilbronn, Stuttgart, Ulm und Reutlingen zusammen. Dort konnten sich die Ehrenamtlichen mit Dekaninnen und Dekanen, Schuldekaninnen und Schuldekanen, Mitgliedern der Kirchenleitung und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl über den richtigen Umgang mit aktuellen Veränderungen in der Kirche austauschen. Eingeladen haben sie die vier Prälatinnen und Prälaten der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Denn die Kirche steht vor der Herausforderung schrumpfender Mitgliederzahlen. Auch die Corona-Pandemie hat die Arbeit in den Kirchengemeinden beeinträchtigt. Gleichzeitig gibt es positive Entwicklungen, etwa neue Formen der Gemeindearbeit oder die Digitalisierung in den Gemeinden.

Sommertagung der 16. Landessynode.
Gabriele Wulz ist seit 2001 Regionalbischöfin der Prälatur Ulm. Foto: Gottfried Stoppel

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl: „Gelassenheit und Haltungsänderungen statt Angststarre und Depression“

Landesbischof Gohl eröffnete die Prälaturtage mit einem Vortrag zum Thema „Zukunft der Kirche – Kirche der Zukunft“. Darin sprach er über einen zuversichtlichen Umgang mit den Veränderungen in der Kirche. Für die Transformationen seien gesellschaftliche Trends verantwortlich, die die Kirche träfen, aber ebenso andere Institutionen. Da sie nicht rückgängig zu machen seien, sei die Haltung, die in den Gemeinden eingenommen werde, entscheidend. Es benötige „Gelassenheit und Haltungsänderungen statt Angststarre und Depression“ – bei den Verwaltungsreformen ebenso wie beim Umbau der kirchlichen Strukturen. Die Kraft für Veränderungen in Gemeinde und Pfarrdienst verleihe Christus.

Sommertagung der 16. Landessynode.
Gabriele Arnold ist seit 2016 Prälatin in Stuttgart.Foto: Gottfried Stoppel

In Workshops konnten die Ehrenamtlichen über verschiedene Themen diskutieren

Anschließend diskutierten die Ehrenamtlichen in fünf Gruppen über unterschiedliche Themen. Pfarrer Helmut Liebs, in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zuständig für Fundraising, sprach über Ursachen für den Anstieg der Kirchenaustritte. Drei Motive würden in einem Austrittsmonitoring häufig genannt: Es sei zwischen Kosten und fehlendem Nutzen abgewogen worden, die Befragten seien nicht mehr gläubig oder der Kirche gegenüber gleichgültig eingestellt oder sie seien nicht mit dem Handeln der Kirche einverstanden. Trotzdem sei es für zwei Drittel der Ausgetretenen wichtig, dass es die evangelische Kirche gebe, erklärte Liebs. Wichtig sei, die Kirchensteuer zu erklären, aber auch Gott, Glaube und Kirche nahezubringen. Bei neuen Ansätzen müsse die Vielfalt der Lebenswelten der Menschen stärker als bisher berücksichtigt werden.

Veränderung der kirchlichen Strukturen

Außerdem befassten sich die Ehrenamtlichen mit kirchlichen Strukturen und mit dem „PfarrPlan 2030“. Dieser antwortet auf die Kirchenaustritte, aber auch auf die demografische Entwicklung auf dem Gebiet der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Die Zahl der Gemeindeglieder nimmt ab, Kirchengemeinden werden kleiner und haben weniger Geld. Außerdem gehen viele Pfarrerinnen und Pfarrer aus den geburtenstarken Jahrgängen derzeit in den Ruhestand. Daran sollen sich Kirchengemeinden durch Kooperationen, die Einrichtung von Verbundkirchengemeinden und Fusionen anpassen.

Sommertagung der 16. Landessynode.
Ralf Albrecht ist seit dem 1. September 2020 Regionalbischof der Prälatur Heilbronn.Foto: Gottfried Stoppel

Kirchenrat Georg Ottmar klärte über die Chancen regio-lokaler Kirchenentwicklung auf. Wie können Gemeinden angesichts abnehmender Mitglieder, Mitarbeitender und Finanzen stärker mit anderen Gemeinden zusammenarbeiten? Auch um die kirchlichen Gebäude ging es. Sebastian Läpple, Fachberater für Immobilien beim Projekt „Vernetzte Beratung“ des Evangelischen Oberkirchenrats, informierte die Ehrenamtlichen über Immobilienkonzepte.

Kirchenrätin Elke Maihöfer, Leiterin des Stift Urach, ging in ihrem Workshop auf „geistliches Leiten“ ein: Welche Chancen bietet es für die Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden?

Bei den Teilnehmenden stießen die Vorträge und Workshops auf offene Ohren. „Ich habe die Informationen aufgesogen wie ein trockener Schwamm“, sagte eine Teilnehmerin. Auch viele andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Prälaturtage als ermutigend empfunden.

„Es war gut zu sehen, wie viele der Menschen, die ehrenamtlich engagiert sind und vor Ort für ihre Kirche und Gemeinde Verantwortung übernehmen, sich auf den Weg gemacht und Zeit genommen haben, um sich über die Zukunft der Kirche Gedanken zu machen“, sagte Markus Schoch, Prälat in der Prälatur Reutlingen. Um die Kirche in Zukunft zu gestalten, benötige es „die Ermutigung und den Austausch auf allen Ebenen unserer Kirche“.

Sommertagung der 16. Landessynode.
Markus Schoch ist seit dem 1. Mai 2022 Prälat in Reutlingen. Foto: Gottfried Stoppel

Prälatin Gabriele Wulz: „Immer wieder nach unserem Auftrag fragen“

„Dass wir nicht selbstbezüglich unterwegs sind, sondern immer wieder nach unserem Auftrag fragen, erscheint mir entscheidend“, sagte Gabriele Wulz, Prälatin in der Prälatur Ulm. Es habe Zeit für ausführliche Informationen und Gespräche zu den bewegenden aktuellen Themen mit den Vorsitzenden der Kirchengemeinderatsgremien gegeben, sagte Ralf Albrecht, Prälat in der Prälatur Heilbronn. Beeindruckend sei für alle gewesen, wie Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl geistliche Grundlinien für die „Kirche der Zukunft“ motivierend nahegebracht habe.


Schon gewusst?

Grafik: elk-wue.de

Mehr News

  • Datum: 19.04.2024

    „Konfirmanden ist Glaube wichtiger als Geschenke“

    Frontalunterricht gibt es kaum noch im Konfi-Unterricht, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ilg von der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg im Interview. Die Konfi-Arbeit sei nach wie vor das Angebot mit der größten Reichweite in der Evangelischen Kirche.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    „Kirche mit Kindern“ ist einfach lebendig

    Vom Kindergottesdienst zu einer Kirche für die ganze Familie: Lebendiger und spannender Gottesdienst mit neuen Herausforderungen. Wir haben Sabine Foth gefragt, wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat und was ihr an der Arbeit besonders gefällt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    Video: Multitalent mit Down-Syndrom

    Tamara Röske hat viele Talente: Schauspielern, Modeln und Leichtathletik – trotz Handicap. Die 28-Jährige hat das Down-Syndrom. Wie bringt sie alles unter einen Hut? Darüber spricht sie zusammen mit ihrer Mutter Antje mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Innovationstag: Jetzt anmelden!

    Frische Ideen fürs Gemeindeleben: Unter dem Motto „#gemeindebegeistert – Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ veranstaltet die Landeskirche am 4. Mai einen großen Innovationstag. In Projektpräsentationen und Workshops gibt’s Austausch und Tipps. Jetzt anmelden

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Segen, Mut & Traubenzucker

    In diesen Wochen stehen an vielen Schulen Abschlussprüfungen an - für Schülerinnen und Schüler eine stressige Zeit. Die Ev. Jugendkirche Stuttgart macht mit einem speziellen PrüfungsSegen Mut und stellt auch anderen Gemeinden Materialien zur Verfügung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Digitaler Notfallkoffer für die Seele

    Hilfe in persönlichen Krisenmomenten bietet die KrisenKompass-App der Telefonseelsorge fürs Handy und Tablet. Sie bietet Unterstützung, um schnell wieder auf positive Gedanken zu kommen oder bei Bedarf rasch professionelle Hilfe finden zu können.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Zum 200. Todestag von Beata Regina Hahn

    Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn, die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn, Tochter von Johann Friedrich Flattich und Mutter der Schulgründerin Beate Paulus. Als Herausgeberin von Hahns Schriften prägte sie dessen Bild für viele Jahre.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    „Wir beten, dass die zerstörende Gewalt ein Ende nimmt“

    Die Landeskirchen in Württemberg und Baden haben den Jüdinnen und Juden im Land Grüße zum Pessach-Fest übersandt. Darin nehmen Landesbischof Gohl und Landesbischöfin Springhart Bezug auf den Angriff der Hamas wie auch auf den Raketenangriff des Iran auf Israel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    Hoffnung wird durch Menschen vermittelt

    Bei einer religionspolitischen Tagung der SPD-Bundestagsfraktion am 12. April in Berlin unter dem Titel „Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden“ betonte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, wer die Verwurzelung in Jesus Christus spüre, werde für andere zur Hoffnung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.04.2024

    Landesbischof Gohl: "Wir stehen an der Seite Israels"

    "Der Angriff des Iran bedroht die Existenz Israels. Wir müssen daran erinnern, dass alles mit dem Pogrom der Hamas an Israel begann." Gohl weist weiterhin auf die israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas hin.

    Mehr erfahren
  • Datum: 12.04.2024

    Klassik und Pop Hand in Hand

    Die Evangelische Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen hat schon früh einen Studiengang für populare Kirchenmusik eingerichtet und war damit in der EKD Vorreiter. Prof. Thomas J. Mandl und Prof. Patrick Bebelaar erklären, was das Besondere an der HKM ist.

    Mehr erfahren
  • Datum: 11.04.2024

    Woche für das Leben 2024

    Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist zentrale Aufgabe von Politik, Kirche und Gesellschaft. Darauf verweisen die großen christlichen Kirchen in Baden-Württemberg anlässlich der am Samstag beginnenden ökumenischen „Woche für das Leben 2024“.

    Mehr erfahren
Mehr laden