| Landeskirche

Keine Lückenbüßer

Zum Landesprädikantentag treffen sich 250 ehrenamtliche Prediger

Was ist ein Prädikant? Wofür braucht man ihn? Und was sind seine Aufgaben? Zum Landesprädikantentag am Sonntag, 23. Oktober, in Stuttgart rücken die ehrenamtlichen Liturgen und Prediger in die Öffentlichkeit. Landesprädikantenpfarrerin Tabea Frey erklärt im Interview mit Ute Dilg, warum deren Dienst für die Evangelische Landeskirche in Württemberg so wichtig ist.

Tabea Frey ist die erste Frau, die das Landesprädikantenpfarramt inne hat.EMH/Jens Schmitt

Prädikantinnen und Prädikanten sind Ehrenamtliche, die Gottesdienste halten dürfen. Warum braucht die württembergische Landeskirche diese Menschen überhaupt? Es gibt doch die Pfarrerschaft?

In der Urlaubszeit oder wenn Pfarrstellen unbesetzt sind, braucht die Kirche Menschen, die Gottesdienste halten. Das kann nicht alles über Vertretungsdienste der Pfarrerinnen und Pfarrer geleistet werden. Dafür gibt es einfach nicht genügend von ihnen. Allerdings sind Prädikantinnen und Prädikanten trotzdem keine „Lückenbüßer“. In ihnen drückt sich der reformatorische Gedanke vom Priestertum aller Gläubigen aus. Sie sind also in zweierlei Hinsicht wirklich wichtig für unsere Landeskirche.

Was darf denn ein Prädikant, wenn er Gottesdienst hält – und was nicht?

Prädikanten halten Gottesdienste, sollen aber in der Regel keine eigenen Predigten schreiben. Sie müssen sich an Predigtvorlagen halten, die von Theologen ausgearbeitet wurden. Aber sie sollen sich die Predigten aneignen. Das bedeutet, sie dürfen sie so umschreiben, dass sie für ihr Umfeld passen. Die Vorlagen stellt der Oberkirchenrat zur Verfügung. Außerdem gibt es eine Predigtreihe der „Lebendigen Gemeinde“, aus der sich die Prädikantinnen und Prädikanten bedienen können. Wer allerdings einen Zusatzkurs für „freie Wortverkündung“ besucht hat, der darf auch selber Predigten schreiben. Dafür muss man allerdings vom zuständigen Dekanatamt vorgeschlagen werden. Gleiches gilt für das Halten von Tauf- und Abendmahlsgottesdiensten. Auch hierfür gibt es einen speziellen Sakramentskurs.

Gibt es neben den Sonntagsgottesdiensten weitere Aufgaben, die von Prädikantinnen und Prädikanten übernommen werden?

Gottesdienste in Altenheimen werden immer häufiger angefragt. Das ist durchaus anspruchsvoll, weil man zum Teil mit Menschen zu tun hat, die an Demenz erkrankt sind. Sie brauchen eine andere Ansprache als andere Gottesdienstbesucher am Sonntagvormittag. Wir vom Landesprädikantenpfarramt bieten auch hierfür Kurse an, um zu zeigen, wie man eine Predigtvorlage speziell fürs Altenheim umarbeiten kann.

Wie wird man Prädikant?

Es gibt eine Reihe von formalen Voraussetzungen, etwa dass man Kirchenmitglied sein und sich aktiv am kirchlichen Leben in seiner eigenen Gemeinde beteiligen muss. Und man muss die Unterstützung des Kirchengemeinderats haben, der die entsprechende Person dem Dekanatamt vorschlägt. Die Kandidaten müssen dann drei Grundkurse von jeweils vier Tagen besuchen. Zwischen den Kursen halten sie fünf Gottesdienste, die von Mentoren begleitet werden. Erst danach erfolgt die offizielle Beauftragung. 

Die Ausbildung ist also sehr intensiv. Gibt es denn genügend Bewerber für diesen Dienst?

Wir haben mehr Anfragen als Plätze in den Kursen. Wir bilden 40 bis 50 Prädikantinnen und Prädikanten im Jahr aus. Daran sieht man, wie wichtig der Dienst ist. Insgesamt haben wir derzeit etwa 870 Prädikanten in der Landeskirche. Sie halten pro Jahr 10.700 Gottesdienste. Die Tendenz ist steigend. Vor allem auf dem Land, wo Gemeinden zusammengelegt wurden, hält die Landeskirche so ihr Gottesdienstangebot aufrecht.

Am kommenden Sonntag findet der Landesprädikantentag in Stuttgart statt. Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer?

Wir fangen um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Stiftskirche an. Danach geht es in den Hospitalhof, wo die Prädikantinnen und Prädikanten ihren Landesarbeitskreis wählen. Das ist eine Interessenvertretung der Prädikanten. Nachmittags gibt es einen Vortrag von Prof. Dr. Christian Möller, der viele Jahre lang Praktische Theologie in Heidelberg gelehrt hat. Er wird zum Thema „Die Bedeutung Luthers für die Predigt heute“ sprechen. Außerdem haben wir ein Begleitprogramm zusammengestellt. Die Teilnehmer – wir haben 250 Anmeldungen – können zum Beispiel das Bibelmuseum besuchen oder an einer Führung in der Stiftskirche teilnehmen.


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