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Unterstützung im Karfreitagsstreit in Österreich

Landesbischof July unterstützt evangelische Minderheit und fordert Karfreitag als Feiertag für alle

Straßburg/Stuttgart. Der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July unterstützt die Forderung der Evangelischen Kirche A. B. (Augsburgischen Bekenntnisses) in Österreich, den Karfreitag als gesetzlichen Feiertag für alle einzuführen. July, der auch Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbunds ist, kritisierte das Verhalten der österreichischen Bundesregierung anlässlich der Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Straßburg scharf. 

„In diesen Tagen der Diskussion über die Einheit und den gemeinsamen Sinn der Europäischen Union, über die Mitwirkung der Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Wertedebatte Europas, befremdet mich sehr, dass die österreichische Bundesregierung den Karfreitag als persönlich geschützten Feiertag abschaffen wird.“

Die österreichische Bundesregierung hatte Ende Februar beschlossen, den nur für die evangelischen, altkatholischen und methodistischen Christen geltenden Feiertag zu streichen. Davon sind rund 300.000 der etwa acht Millionen Österreicher betroffen. Hintergrund ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das die bisherige Karfreitags-Regelung für diskriminierend befand. Nach mehreren Volten entschied die Regierung, dass anstelle des Karfreitags als Feiertag nur für die Mitglieder der genannten Minderheitenkirchen nun jeder Beschäftigte einen Rechtsanspruch auf einen Feiertag habe, den er zu beliebiger Zeit aus seinem Urlaubkontingent nehmen könne. Damit ist der Karfreitag als gesetzlicher Feiertag in Österreich abgeschafft. Öffentliche Behauptungen, diese Regelung sei mit Zustimmung der Evangelischen Kirche getroffen worden, wies die Synode der Evangelischen Kirche zurück. 

„Dies ist eine Nichtachtung der evangelischen Minderheit in Österreich. Lutherische und evangelische Christen anderer Konfessionen – ob in Mehrheits- oder Minderheitskirchen – sind darüber entsetzt, und so spreche ich meine Verbundenheit mit der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich aus und biete alle Unterstützung an, die möglich ist“, so Landesbischof July.

Eine Resolution der Synode der Evangelischen Kirchen A. B. in Österreich vom 9. März verweist auf die Bedeutung des Karfreitags für alle Christen und darauf, dass mit seiner Einführung als gesetzlicher Feiertag für Evangelische in den 1950er Jahren gleichzeitig ein weiterer römisch-katholischer Marienfeiertag eingeführt wurde. Die von der österreichischen Regierung beschlossene Regelung eines „persönlichen Feiertags“ aus dem Urlaubskontingent als Ersatz für den Karfreitag lehnt die Evangelische Kirche strikt ab. Sie sei auch nicht regelkonform angehört worden.

„Ich unterstütze die Resolution der Synode A.B. zum Karfreitag vom 9. März und die Forderung, den Karfreitag als gesetzlichen Feiertag für alle einzuführen.“ Außerdem forderte July ökumenische Unterstützung: „Ich fordere die römisch-katholische Kirche auf, die ja den Karfreitag eindrucksvoll liturgisch begeht, sich den Forderungen der Evangelischen Kirche Österreichs A. B. anzuschließen und für den Karfreitag als Feiertag für alle einzutreten.“

 

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche