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Duftende Blumen und letzte Dinge

Auf der Bundesgartenschau stoßen 67 Schau-Grabstätten auf großes Interesse

Bundesgartenschau - das klingt nach bunten und wohlriechenden Blumen, bezaubernder Gartenkunst und purer Lebensfreude. Doch es geht auch um die letzten Dinge...

Eine aus weißen Sandsäcken aufgeschichtete „Kapelle" weist den Besuchern den Weg zum „BUGA-Friedhof".Ralf Schick/epd

Eine Kapelle aus weißen Sandsäcken weist den Weg zum Friedhof. Hunderte von Neugierigen streifen täglich entlang kunstvoll angelegter Gräber. Die Wege junger und älterer Menschen kreuzen sich hier. Mal sind es Kunststudierende aus Stuttgart und Tübingen, mal Angehörige von Verstorbenen. "Das Gräberfeld auf der Bundesgartenschau (BUGA) ist ein Publikumsmagnet", sagt die evangelische Pfarrerin und Projektleiterin für „Kirche auf der BUGA Heilbronn 2019", Esther Sauer.

Pfarrerin Esther Sauer, die BUGA-Beauftragte der evangelischen Kirche.privat

67 Ausstellungsgräber

„Capella" heißt das Auftragswerk von Daniel Bräg aus Holz und gefüllten Sandsäcken, das gleich rechts am BUGA-Eingang "Bildungscampus" zum Gang auf den Friedhof einlädt. Es ist ein idyllisches Fleckchen nahe des Neckars, das die BUGA-Verantwortlichen für das Gräberfeld ausgesucht haben. 

Zwischen hohen alten Bäumen haben sie 67 Ausstellungsgräber anlegen lassen. Steinmetze und Friedhofsgärtner aus dem ganzen Bundesgebiet präsentieren hier ihr kreatives und handwerkliches Können. Abhängig von der Jahreszeit wechseln sie während der Schau drei Mal die Bepflanzung und werden dafür von einer Fachjury bewertet und ausgezeichnet.

Ort zum Trauern - oder nur Belastung?

„Grabpflege ist ein Riesenthema", sagt Esther Sauer. Viele Menschen wollten aber nicht, dass ihre Kinder sie mal auf dem Friedhof „pflegen" müssen, sagt die Theologin. Aus Trauergesprächen weiß sie, dass die Hinterbliebenen oftmals gar nicht wüssten, was die Verstorbenen eigentlich nach dem Tod wollten. Manche wichen dann auf eine Friedwald- oder anonyme Bestattung aus. "Doch dann haben wir keinen Ort mehr zum Trauern", sagt die Pfarrerin.

„Lebendiger Friedhof"

Deshalb beteiligen sich die Kirchen auch bei den Gräberführungen - schließlich sind Gräberfelder und dazugehörige Führungen durch das kunstvoll angelegte Gelände fast schon Tradition bei Bundesgartenschauen. „Wir waren 2013 in Hamburg und 2011 in Koblenz und haben uns dort informiert", erzählt Sauer. Auch damals kamen die Besucher bei den dortigen Bundesgartenschauen in Scharen auf den "lebendigen Friedhof".

„Grabpflege ist ein Riesenthema."

Pfarrerin Esther Sauer, Buga-Beauftragte der evangelischen Kirche

Wöchentliche Führungen

Inmitten des Heilbronner Gräberfeldes steht derweil eine Gruppe von knapp 20 Besuchern, die sich an einer Gräberführung beteiligen. Jeden Mittwoch ab 15 Uhr bieten evangelische und katholische Theologen sowie Pastoralreferenten eine solche Führung an. „Das Spannende für mich ist, dass ich mit den Leuten hier auf dem Weg bin", sagt die evangelische Theologin Bärbel Herrmann-Kazmaier, die eine solche Führung leitet.

Suche nach dem Sinn des Lebens

Die Menschen, die das Gräberfeld besuchen, hätten Freude an der hochkarätigen Kunst und dem gelungenen Zusammenspiel von Steinmetz- und Gärtnerarbeiten. „Wer über Friedhöfe geht, ist auf der Suche nach Hinweisen darauf, worin der Sinn unseres Lebens besteht, worauf es ankommt, und sucht nach Sinnsprüchen oder Symbolen, die den Hinterbliebenen Zuversicht vermitteln", sagt Herrmann-Kazmaier.

Da fühle sie sich mit den Besuchern und Besucherinnen in einem Boot: „Gleichermaßen sind wir alle vor die schwere Aufgabe gestellt, dass unser Leben begrenzt ist. Beim Gräberspaziergang entsteht ein Austausch darüber, wo Kraftquellen zu finden sind und was uns Halt und Geborgenheit gibt, weil Steinmetze und Gärtner das zum Ausdruck bringen wollen."

Auf das Existenzielle einstellen

Tod, Trauer und ein Leben danach gehören zusammen. „Mein Ziel ist es, die Menschen auf das Existenzielle einzustellen", sagt Herrmann-Kazmaier. Sie will bei den Gästen deshalb „etwas anstoßen und hinterfragen, was wir hier sehen", sagt die Theologin. Und deutet erklärend auf das nächste Schaugrab: „Auf diesem Grab sehen Sie eine Mischung aus lila und hellblauen Blumen, eine Mischung aus Trauer und dem Leben zugewandt sein", sagt Herrmann-Kazmaier. 

Gut eine halbe Stunde dauert eine Führung durch den lebendigen Friedhof. Die Besucher sind längst miteinander im Gespräch, tauschen Erfahrungen und Erinnerungen aus oder geben sich einfach Tipps weiter. "Jedes Grab hier spricht für sich, jede Gestaltung gibt mir neue Ideen oder Impulse", resümiert am Ende eine Besucherin.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)


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