Polizei holt 14-Jährige im Morgengrauen aus ihrer Wohngruppe
Kirchheim/Teck. Die Diakonie Württemberg zeigt sich entsetzt: Frühmorgens um 5.45 Uhr ist in dieser Woche ein 14-jähriges Mädchen von der Polizei zur Abschiebung abgeholt worden - aus einer Wohngruppe der Diakonie-Stiftung Tragwerk in Kirchheim/Teck. Damit werde das Kindeswohl gefährdet, kritisiert die Diakonie. Das Regierungspräsidium Karlsruhe verteidigt die Vorgehensweise.
Im Morgengrauen musste eine bislang bei der Diakonie in Kirchheim/Teck lebende 14-jährige Serbin ausreisen; die Polizei holte sie aus ihrer Wohngruppe (Symbolbild).Mr. Worker/Pixabay
Wer kann, dreht sich um diese Uhrzeit noch einmal schlaftrunken im Bett um. Doch für ein 14-jähriges Mädchen aus Serbien war am Montag um 5.45 Uhr nicht nur die Nacht vorbei: Polizeibeamte holten sie aus ihrer Wohngruppe in der Diakonie-Stiftung Tragwerk in Kirchheim/Teck heraus und brachten sie zum Flughafen zur Abschiebung.
Für Matthias Rauling, Leiter der Abteilung Kinder, Jugend und Familie im Diakonischen Werk Württemberg, ist vor allem die Art und Weise des behördlichen Vorgehens ein Unding: „Ein solches Eindringen am frühen Morgen widerspricht dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und ist durch nichts zu rechtfertigen", empörte er sich am Freitag, 2. August.
Außerdem: „Abschiebemaßnahmen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe verbieten sich von vornherein." Schließlich seien „besonders Wohngruppen für junge Menschen wichtige Schutzräume für verletzte Seelen".
„Gut integriert“
Nach Diakonie-Angaben lebte die 14-Jährige seit mehr als einem Jahr in der Wohngruppe. Sie habe sich gut integriert und in kurzer Zeit sogar Realschul-Niveau erreicht. Nun aber, befürchtet Jürgen Knodel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Tragwerk, drohe eine „Retraumatisierung“ des Mädchens. Auch die anderen Jugendlichen ihrer bisherigen Wohngruppe seien schockiert.
Landratsamt: „Sehr unglücklich“
Ein weiterer Kritikpunkt Knodels: Das für die 14-Jährige zuständige Jugendamt sei von der Abschiebung im Vorfeld nicht informiert gewesen. Bei der Kreisverwaltung Esslingen ist man in der Tat „sehr unglücklich“ über den Fall, wie es hinter vorgehaltener Hand auf Nachfrage von elk-wue.de hieß. Allerdings: Zuständig für die Abschiebung war nicht das Landratsamt, sondern das Regierungspräsidium Karlsruhe.
Jürgen Knodel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Tragwerk in Kirchheim/Teck.Diakonisches Werk
Dort machte Sprecherin Irene Feilhauer gegenüber elk-wue.de klar, dass sowohl das Mädchen als auch ihre Mutter „vollziehbar ausreisepflichtig“ gewesen seien; beide seien deshalb auch gemeinsam abgeschoben worden.
Die von der Diakonie betonte gute Integration des Mädchens und ihre Schulleistungen haben nach ihren Worten keine Rolle gespielt: Die junge Serbin sei „nicht im Besitz eines Aufenthaltstitels“ gewesen.
Regierungspräsidium verweist auf Flugplan
Auch den Einwand der Diakonie wegen der Polizeiaktion im Morgengrauen lässt das Regierungspräsidium nicht gelten: Es bestehen nach Worten der Sprecherin „Rahmenbedingungen, auf die die Landesbehörden keinen Einflus haben, wie beispielsweise Flugzeiten".
Kein Urlaubsflug: Eine bislang in einer Wohngruppe der Diakonie-Stiftung Tragwerk in Kirchheim/Teck lebende 14-jährige Serbin wurde gemeinsam mit ihrer Mutter abgeschoben.flickr
Unterdessen appelliert die Diakonie an die Politik in Baden-Württemberg, Wiederholungen des „Falls Kirchheim" zu verhindern und „geeignete Wege zu finden, die das Kindeswohl aller Jugendlichen in Einrichtungen nicht gefährden", wie es Abteilungsleiter Matthias Reuting formulierte.
So geht's weiter
Stiftungschef Knodel berichtete zudem von einem zwischenzeitlichen, flehentlichen Anruf der abgeschobenen 14-Jährigen bei ihren bisherigen Betreuerinnen: Sie wolle unbedingt zurückkehren.
Doch der Weg nach Deutschland scheint dem Mädchen versperrt. „Für eine Rückkehr nach Deutschland müssten die Voraussetzungen für einen rechtmäßigen Aufenthalt mit einem Aufenthaltstitel vorlegen“, verwies die Sprecherin des Regierungspräsidiums auf die rechtlichen Hürden.
Damit hat die Wohngruppe in Kirchheim/Teck wohl auf Dauer eine Klientin weniger. Und den Betreuerinnen bleibt nichts anderes übrig, als das Geschehene mit ihren verbliebenen Schützlingen aufzuarbeiten; das kündigte Jürgen Knodel an.
Tobias Merckle ist Sprößling der gleichnamigen Pharma-Dynastie. Seine berufliche Laufbahn schien vorgezeichnet, er wählte jedoch einen anderen Weg: das soziale Engagement. Was motivierte ihn dazu? Darüber spricht er mit Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.
Wer sich auf den Weg macht, möchte sich geborgen und behütet wissen. Hier eine kleine Auswahl an Reisesegen – zum Teilen, Zusprechen oder für die erste Seite Ihres Reisetagebuchs. Sie verreisen in nächster Zeit nicht? Jeder noch so kleine Weg lässt sich segnen…
Seit 30 Jahren ist die Landeskirche mit dem Rumänisch-Orthodoxen Erzbistum von Vad, Feleac und Cluj verbunden. Landesbischof Gohl hat die Partnerkirche anlässlich des Jubiläums mit einer Delegation besucht und unter anderem Metropolit Andrei getroffen.
Vereinfachte Gemeindegründungen für Landeskirchliche Gemeinschaften
Eine Gesetzesnovelle ermöglicht es Landeskirchlichen Gemeinschaften, künftig leichter eigene Gemeinden zu gründen. Die Landessynode hat dem Kirchlichen Gesetz zu den Landeskirchlichen Gemeinschaften mit großer Mehrheit zugestimmt und tritt somit am 1. September 2024 in Kraft.
Oberkirchenrätin Noller in Verfassungsgerichtshof gewählt
Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller ist vom baden-württembergischen Landtag als Stellvertreterin in den Kreis der Richterinnen und Richter des baden-württembergischen Verfassungsgerichtshofs gewählt worden. Sie sieht ihr neues Amt als „Ehre und große Aufgabe“.
„Aus gutem Grund – auf gutem Grund“ – so das Motto des Jahresfestes des Gustav-Adolf-Werks. In Gottesdienst, Vorträgen und Workshops tauschten sich die Teilnehmenden über die Zukunft der Kirche und die internationale Verbundenheit evangelischer Christinnen und Christen aus.
Das Schuljahresende ist für viele eine Zeit der Vorfreude, für manche eine Zeit gemischter Gefühle im Rückblick und für einige eine Zeit des Aufbruchs. Landesbischof Gohl ermutigt mit diesem Gebet Schülerinnen und Schüler, Gott anzuvertrauen, was auf sie zukommt.
„Angst ist immer ein schlechter Ratgeber – denn das macht dich eng“, sagt Landesbischof Gohl zum Thema Klimaschutz. „Wenn wir uns so verhalten würden, wie es der Schöpfung entspricht, würde es unserer Welt viel besser gehen“. Hier finden Sie das Interview als Text und Video.
Fortbildung für Digitalisierungs-Coaches geht in die nächste Runde
Im Herbst 2024 startet die nächste Weiterbildung zu Digitalisierungs-Coaches. Die Fortbildung hat schon viele Haupt- und Ehrenamtliche befähigt, die Digitalisierung vor Ort zu begleiten. Eine digitale Info-Veranstaltung gibt's am 18. September.
Mehr Farbe, neues Logo, mehr Flexibilität, mehr Spielräume: Zum 1. Advent 2024 löst die Evangelische Landeskirche in Württemberg ihr rund 30 Jahre altes Corporate Design (CD) durch eine überarbeitete Version ab.
Dr. h. c. Frank Otfried July feiert am 17. Juli seinen 70. Geburtstag. Er war von 2005 bis 2022 Landesbischof der württembergischen Landeskirche. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigt die Julys Verdienste „als Brückenbauer in Kirche, Diakonie und Gesellschaft“.
TV-Tipp: Lissy Schneiders Erfahrungen als Pflegekind
Die leiblichen Eltern suchtkrank, mit zwei Jahren im Kinderheim, mit drei bei einer Pflegemutter – mit bis zu sieben weiteren Kindern. Wie erlebte Lissy Schneider Kindheit und Jugend? Darüber spricht Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit dem einstigen Pflegekind.