13.01.2025

„Wir gehören in der weltweiten Christenheit zusammen“

Zur Wahl des Begriffs „biodeutsch“ als Unwort des Jahres 2024

Als Unwort des Jahres 2024 hat die Jury aus 3172 Einsendungen das Wort „biodeutsch“ ausgewählt. Ausdrücklich betont die Jury, sie kritisiere damit „nicht den ironisch-satirischen, sondern den diskriminierenden Wortgebrauch, weil er gegen die Idee von demokratischer Gleichheit und Inklusion verstößt und eine Privilegierung der imaginären Gemeinschaft der ‚Biodeutschen‘ gegenüber Gruppen darstellt, die aus dem rassistischen Konstrukt der vermeintlichen ‚Biodeutschen‘ ausgeschlossen werden.“ Durch die nicht-ironische Verwendung des Wortes werde ein biologischer Zusammenhang von Nationalität und ‚Deutschsein‘ imaginiert, den es nicht gebe. Im Folgenden finden Sie dazu ein geistliches Wort von Pfarrer Harry Waßmann, das 2017 als SWR2 Wort zum Tag gesendet wurde.

"Biodeutsche“. In Diskussionen um Migranten und Einheimische taucht dieses Wort immer wieder auf. „Biodeutsch“ will Herkunft bezeichnen. Man will damit sagen: die Vorfahren sind Deutsche  –  also Menschen ohne Migrationshintergrund. Die gehören dazu. Die Anderen sind Fremde. „Biodeutsche“ hat für mich einen bitteren Beigeschmack. Es hört sich an wie ein Zertifikat – wie eine Lebensmittelbezeichnung.

Bekannt ist das Sprichwort: „Blut ist dicker als Wasser.“ Will sagen: Familienbande sind enger als Freundschaft oder soziale Verbundenheit.
Nur: Die gegenteilige Erfahrung ist genauso verbreitet: Wer hat das nicht schon erlebt und ist enttäuscht, verletzt und verlassen von Blutsverwandten – von den Nahen wie den Fernen. Wie viel Streit und Zwietracht brechen unter Blutsverwandten auf.

Christen leben aus einer anderen Erfahrung. Die Natur – die Herkunft – die Blutsverwandtschaft – die hat nicht das entscheidende Gewicht – sie stiftet nicht meine Identität als Christ. Das Entscheidende, worauf es im Leben und Sterben ankommt – kommt von woanders her. Ein Christ ist ein Kind seiner Eltern – und ein Kind Gottes – ein Ebenbild Gottes. Egal aus welcher Nation, also aus welcher Geburt und Herkunft ein Mensch kommt.

Das ist eine tiefe Überzeugung im Christentum und kommt auch im Ritual der Taufe zum Ausdruck. Getaufte sind wie von Gott adoptiert. „Die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder“, schreibt Paulus einmal (Röm 8,14). Getrieben nicht von den nackten Eigeninteressen des eigenen Volkes, sondern vom Geist Gottes.

Jesus sagt es einmal seiner besorgten Mutter und seinen Brüdern so: „Wer den Willen Gottes tut – der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.“ (Mk 3,35)

Will sagen: Herkunft und Verwandtschaft ist nicht nur „bio“ – sondern spirituell, geistig gegründet. Wir gehören in der weltweiten Christenheit zusammen: Familie und Freunde, Inländer und Ausländer, hier Geborene und Eingewanderte – und zwar da, wo wir diese Werte mit Leben erfüllen – ein Leben in Frieden und Freiheit und Gerechtigkeit.

Ich empfinde das als befreiend: nicht nur ein Biodeutscher – sondern mehr als das zu sein. Als Christ bin ich doppelter Abkunft - auf eine Weise ein Mischling. Zumal durch Jesus von Nazareth noch eine ganz andere Kultur – eine ganz andere Dimension in mein Leben tritt. Die Jüdische. Als Christ, werde ich das nicht los. Gott sei Dank.

Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontaktdontospamme@gowaway.elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden. Sie möchten in Ihrem Schaukasten auf unsere Webseite verlinken? Hier erfahren Sie, wie Sie dafür einen QR-Code erstellen können. 

Schon gewusst?

Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.

Grafik Kirchensteuer wirkt Bildung

Weitere Meldungen, die Sie interessieren könnten

Kirchliche Räume als Orte der Zukunft

Wie können Kirchen, Pfarrhäuser, Gemeindehäuser oder Kapellen zu lebendigen Orten der Begegnung werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich seit Jahresbeginn fünf Modellgemeinden in Baden-Württemberg. Ihr Ziel: kirchliche Räume öffnen und als „Dritte Orte“ gestalten, die Gemeinschaft fördern und den Sozialraum stärken.

Weiterlesen

Ralph Hartmann wird Beauftragter bei Landtag und Landesregierung

Ralph Hartmann wird Beauftragter der Evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg bei Landtag und Landesregierung. Hartmann, der auf sechs Jahre berufen wird, tritt seine neue Aufgabe zum 1. Februar 2026 an.

Weiterlesen

Wahlaufruf: „Ihre Stimme ist wichtig“

Am Ersten Advent können in Württemberg 1,51 Millionen Menschen über ihre Vertretung in Kirchengemeinderat und Landessynode abstimmen. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl ruft alle Wahlberechtigten auf, an der Kirchenwahl am 30. November teilzunehmen.

Weiterlesen

„Kirchen als wichtige Impulsgeber“

Unter der Überschrift „Wie hältsch’s aus? – Krisenfest in Politik und Kirche.“ haben die Evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg am 18. November zur Begegnung von Politik und Kirchen ins Neue Schloss in Stuttgart eingeladen.

Weiterlesen

Hochschulpreis des Evangelischen Bundes

Der Evangelische Bund Württemberg hat zwei herausragende studentische Arbeiten mit dem Klaus-W.-Müller-Preis prämiert, eine Arbeit zur Grenzbeschreibung politischer Predigt im Licht rechtspopulistischer Predigten und eine zweite über Innozenz III. Landesbischof Gohl hielt die Laudation.

Weiterlesen

Veranstaltungsreihe: Diversität in Kirche und Gesellschaft

Wie kann Vielfalt als Chance genutzt werden? Eine Veranstaltungsreihe behandelt viele Fragen rund um Diversität, um ein Auseinanderdriften gesellschaftlicher und kirchlicher Gruppen zu verhindern. Die Veranstaltungen sind online und kostenlos.

Weiterlesen

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt (Mac Option Key) + J
Ohne Bilder: Alt (Mac Option Key) + K
Fokus: Alt (Mac Option Key) + G
Tasten­kombinationen: Alt (Mac Option Key) + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt (Mac Option Key) + V
Alles zurücksetzen: Alt (Mac Option Key) + Y