02.07.2025

„Israel ist kein Apartheidstaat“

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl kritisiert die Erklärung des Ökumenischen Rats der Kirchen zur Lage im Nahen Osten

Ernst-Wilhelm Gohl, Landesbischof der württembergischen Landeskirche, kritisiert die Erklärung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) zur Lage im Nahen Osten, insbesondere die Verwendung des Begriffes Apartheid im Hinblick auf Israel.

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl

„Mit der Behauptung, Israel sei ein Apartheidstaat, macht sich der Zentralausschuss des ÖRK einen politischen Kampfbegriff zu eigen, der sachlich falsch ist und in der aufgeheizten Debatte um den Weg zum Frieden im Nahen Osten nur zur weiteren Polarisierung führt“, so Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl. 

Der Zentralausschuss des ÖRK hat bei seiner Tagung vom 18. bis 24. Juni in Johannesburg (Südafrika) Israel wegen seiner Politik gegenüber den Palästinensern verurteilt und gefordert, diese „Realität der Apartheid beim Namen“ zu nennen. Außerdem fordert die Erklärung, Sanktionen gegen Israel zu verhängen. In mehreren Stellungnahmen verteidigte der Vorsitzende des Zentralausschusses des ÖRK, der frühere EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, diese Erklärung. 

Landesbischof Gohl sagt weiter: „Der Begriff der Apartheid stammt aus Südafrika. Er war dort bis 1994 Ausdruck für ein gewalttätiges System rassistischer Diskriminierung. Aufgrund dieses besonderen historischen Kontextes und seines alle Lebensbezüge betreffenden Rassismus ist er nicht auf Israel übertragbar. Viele Beispiele aus der israelischen Zivilgesellschaft belegen das. So sind viele Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte, die in israelischen Kliniken arbeiten, palästinensischer Abstammung. In der Initiative ‚Standing together‘ engagieren sich viele arabische und palästinensische Israelis gemeinsam mit jüdischen Menschen für die Koexistenz aller religiösen und ethnischen Gruppen im Land. Sie sind gleichberechtigte Staatsbürger, Mitglieder des Parlaments und haben in der Regierungszeit von Premierminister Bennett Regierungsverantwortung mitgetragen. All das war im Apartheidsystem Südafrikas unvorstellbar.“ 

„Ohne Frage ist das Leiden der Menschen in Gaza furchtbar. Und genauso müssen die Besetzung der Westbank und die Gewalt jüdischer Siedler scharf kritisiert werden. Aber neben den Opfern israelischer Gewalt gibt es auch Opfer palästinensischer Gewalt. Beide gegeneinander aufzurechnen, ist nicht angemessen. Empathie ist nicht teilbar! Mir ist vor Allem auch wichtig, dass die Menschen in Gaza endlich ausreichend mit Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischen Hilfsgütern versorgt werden“, so Gohl weiter. 

Weiter erklärt Landesbischof Gohl: „Das Grundproblem dieser ÖRK-Erklärung besteht darin, dass sie keinerlei Empathie mit Jüdinnen und Juden in Israel erkennen lässt. Sie verschweigt die Tatsache, dass es die Hamas war, die mit ihrem brutalen Massaker am 7. Oktober 2023 die Gewaltspirale in Gang gesetzt hat. Mit keiner Silbe wird die bedingungslose Freilassung der Geiseln und Rückgabe der Toten gefordert. Sie verschweigt, dass Israel seit seiner Staatsgründung 1948 um sein Existenzrecht kämpft. Israel ist kein Apartheidstaat und auch ‚kein kolonialer Outpost, sondern ein posttraumatisches Gemeinwesen mit realen Feinden‘, so der Psychologe und Publizist Carlo Strenger. Israel ist eine ‚existentielle Demokratie‘“.  

„In Zeiten, in denen der Antisemitismus weltweit zunimmt, sollten sich gerade christliche Kirchen ihrer historischen Schuld am Antisemitismus bewusst sein und ihn nicht noch befeuern“, betont Landesbischof Gohl. 

Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontaktdontospamme@gowaway.elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden. Sie möchten in Ihrem Schaukasten auf unsere Webseite verlinken? Hier erfahren Sie, wie Sie dafür einen QR-Code erstellen können. 

Weitere Meldungen, die Sie interessieren könnten

„Ein Netzwerk der Verständigung und Versöhnung“

Die Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat Pfarrerin Dr. Susanne Schenk als stellvertretendes Mitglied in ihren Rat gewählt. Zur GEKE zählen 96 Kirchen aus über 30 Ländern Europas und Südamerikas mit rund 50 Millionen Christen.

Weiterlesen

Zum Tod des Theologen Prof. Dr. Paolo Ricca

Am 14. August 2024 verstarb in Rom der bedeutende waldensische Theologe Prof. Dr. Paolo Ricca, der auch der württembergischen Landeskirche wichtige Impulse gegeben hat. Die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz nennt ihn in ihrem Nachruf einen „charismatischen Lehrer der Kirche“.

Weiterlesen

Tag der Schöpfung am 6. September

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) lädt ein zur zentralen Feier am letzten Wochenende der Schulferien. Am Freitag, 6. September, begeht sie den Tag der Schöpfung im Garten der Kirchen auf der Landes-Gartenschau in Wangen im Allgäu.

Weiterlesen

Dorothea Margenfeld zum 85. Geburtstag

Die ehemalige Regionalbischöfin von Ludwigsburg, Dorothea Margenfeld, wird 85 Jahre alt. Sie war die erste Prälatin überhaupt in Württemberg. Landesbischof Gohl sagt: „Ihre Geistesgegenwart schenkt unserer Landeskirche immer wieder erhellende und überraschende Einsichten.“

Weiterlesen

Besuch bei rumänischer Partnerkirche

Seit 30 Jahren ist die Landeskirche mit dem Rumänisch-Orthodoxen Erzbistum von Vad, Feleac und Cluj verbunden. Landesbischof Gohl hat die Partnerkirche anlässlich des Jubiläums mit einer Delegation besucht und unter anderem Metropolit Andrei getroffen.

Weiterlesen

Landesbischof: „Kirche im Umbau“

Landesbischof Gohl sprach vor der Synode über Veränderungen und Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft. Weitere Themen: Der Ukraine-Krieg, die ForuM-Studie, der Nahost-Konflikt, das Anwachsen der politischen Rechten und die Diskussion über die Reform des §218.

 

Weiterlesen

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y