| Medien & Kultur

„Vor lauter Freiheiten fühle ich mich manchmal gar nicht frei“

Ein SWR4-Impuls von Rundfunkpfarrerin Barbara Wurz

„Mein Umfeld und das Leben um mich herum hat sich verändert in den letzten Jahren. Es gibt viel mehr Freiheiten als früher, und das ist ja gut. Aber dafür sind auch alte Gewissheiten verloren gegangen. Und ich gebe zu, dass ich da ins Schwimmen gerate. Bei der Diskussion um geschlechtliche Identität zum Beispiel“, erzählt Rundfunkpfarrerin Barbara Wurz in einem Beitrag auf SWR4 und denkt darüber nach, was bei der Suche Freiheit und Glück Halt geben kann.

Rundfunkpfarrerin Barbara Wurz.privat

Ich schwimme gerade – und normalerweise schwimme ich gerne: im Meer oder im Freibad.  Aber in meinem normalen, ganz alltäglichen Umfeld ins Schwimmen kommen? Das ist weniger schön. Mein Umfeld und das Leben um mich herum hat sich verändert in den letzten Jahren. Es gibt viel mehr Freiheiten als früher, und das ist ja gut. Aber dafür sind auch alte „Gewissheiten“ verloren gegangen. Und ich gebe zu, dass ich da ins Schwimmen gerate.

Bei der Diskussion um geschlechtliche Identität zum Beispiel. Früher war – scheinbar – halbwegs klar: Mann ist Mann und Frau ist Frau. Aber das war ein Irrtum, und die Diskussion läuft. Auch zu einem Liebespaar gehörten früher eine Frau und ein Mann. Dann hat sich unsere Gesellschaft einigermaße an gleichgeschlechtliche Beziehungen gewöhnt. Aber jetzt gibt es noch viel mehr Formen, viel mehr Möglichkeiten und viel weniger Zwänge. Das klingt so gut – aber ich fürchte, dass ich damit manchmal überfordert bin. Ich bin mir eben weniger sicher, woran ich beim meinem Gegenüber bin. Ich gerate ins Schwimmen.

Und, wie gesagt, ich schwimme eigentlich sehr gerne. Ich liebe das Gefühl, frei im Wasser zu schweben. Trotzdem schwimme ich im Meer nie zu weit raus, ich bleibe in Ufernähe. Und im Schwimmbad gibt es zum Glück den Beckenrand. Fester Halt ist immer in Reichweite. Nicht so in meinem alltäglichen Leben. Da wird mir mulmig, wenn ich in einem Meer von Herausforderungen und Möglichkeiten frei herumtreibe. Ich fühle mich da gar nicht frei – eher verloren. So bin ich nun mal gestrickt. Ich wünschte, da wäre ein Beckenrand. Ich wünschte, es gäbe noch ein paar der Selbstverständlichkeiten von früher, an denen ich mich orientieren kann.

Vor lauter Freiheiten fühle ich mich manchmal gar nicht frei.  Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich damit nicht allein bin.  Ein Freund von mir zum Beispiel, der hat ganz ähnliche Gedanken zum Thema „Freiheit“ wie ich.  Als wir uns neulich zum Kaffee getroffen haben, habe ich aber gemerkt: Er schwimmt trotzdem nicht. Jedenfalls nicht uferlos und ohne Beckenrand in Reichweite. Mein guter Freund hat Halt und Orientierung, weil er Vertrauen hat. Er ist ein gläubiger Mensch und hat Vertrauen in Gott. Er hat Vertrauen in die Menschen, und die waren ja schon immer auf der Suche nach Freiheit und Glück. Als Christ will er mit anderen gemeinsam nach dem richtige Maß an Freiheit suchen. Da hat er Vertrauen – und ich bin froh, dass er mir davon etwas mitgegeben hat.

Pfarrerin Barbara Wurz auf SWR4



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Grafik: elk-wue.de

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