| Landeskirche

75 Jahre Hiroshima

Landesbischof July: „Nicht nachlassen im Eintreten für Frieden und Gerechtigkeit“

6. August 1945, Hiroshima: Erster Abwurf einer Atombombe in einem Krieg. Wikilmages/pixabay

Stuttgart. Am 6. August 1945 warfen die USA eine Atombombe über Hiroshima, am 9. August 1945 über Nagasaki ab. Geschätzt starben über 140.000 Menschen bei den beiden Angriffen, Tausende an den Folgen. 75 Jahre danach erinnert das Gedenken an die vielen Opfer, aber auch daran, wie aktuell das Ereignis für unsere Bemühungen zum Frieden heute ist.

Vor der Stiftskirche Tübingen: Gedenken an den Atombombenabwurf über Hiroshima.privat

Am 6. August 2020 wird vor der Tübinger Stiftskirche geschwiegen: Um 12 Uhr beginnt die Schweigeminute, mit der der Opfer von Hiroshima gedacht wird. Eine Gruppe der Friedensbewegung, die in Tübingen wöchentlich eine Friedens-Mahnwache hält, würdigt den 6. August jedes Jahr auf diese Weise besonders. Zusammen mit Japanerinnen und Japanern betet sie still für Überlebende und Verstorbene des Atombombenabwurfs über Hiroshima.

Kraniche: Symbole des Friedensstux/pixabay

Kraniche und Lufballons

„Wir finden es wichtig, dass Japaner dabei sind, sie müssen sichtbar werden, sagt eine Teilnehmerin (Name der Redaktion bekannt), die mit einem Japaner verheiratet ist. Das Ehepaar schloss sich dafür schon in den 1980er Jahren der örtlichen Friedensgruppe an. Seitdem steht am 6. August immer ein Tisch vor der Stiftskirche, es werden Kraniche gefaltet. Diese Kraniche, in Japan ein altes Symbol für Heilung und Frieden, verteilt die Gruppe an Passanten. Kinder dürfen sie mit Luftballons und einem Gruß auf die Reise schicken. 2020 gibt es wegen der Corona-Pandemie weder Kraniche noch Luftballons, aber das Gedenken mit Schweigeminute und Gebet bleibt.

Landesbischof Julyelk-wue.de/Gottfried Stoppel

„Brandmal der westlichen Zivilisation“

„Hiroshima und Nagasaki mahnen uns bis heute, nicht nachzulassen im Eintreten für Frieden und Gerechtigkeit. Das furchtbare Geschehen ist bis heute ein Brandmal in der westlichen Zivilisation“, sagt Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July anlässlich des 75. Jahrestags des Abwurfs der Atombombe über Hiroshima.

Schrecken ohne Worte

Für Naoko Bürkle von der Japanischen Evangelischen Gemeinde Stuttgart e. V. ist der 6. August mit dem Gedenken an ihren verstorbenen Onkel verbunden, der einer der wenigen Überlebenden in Hiroshima war. Er wurde über 80 Jahre alt, und sorgte sich sein Leben lang, dass sich bei seinen Kindern Spätfolgen zeigen könnten. Worte für das, was er erlebt hatte, fand er nicht. „Er wollte nicht darüber sprechen", erinnert sich seine Nichte. Die Japanische Gemeinde Stuttgart gedenkt am 8. August, beim ersten Treffen nach Ausbruch der Pandemie, der Opfer der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki.

Friedensdenkmal in Hiroshimapaulmuenzner0/pixabay

Friedensarbeit in der Landeskirche

Pfarrer Joachim Schilling, Beauftragter für Friedensarbeit in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, weist darauf hin, wie aktuell das Thema immer noch und gerade heute ist. „Wir in der kirchlichen Friedensarbeit setzen uns dafür ein, dass Deutschland endlich dem Atomwaffenverbotsvertrag der UN beitritt“, sagt Joachim Schilling. Zusammen mit anderen Akteuren der Friedensarbeit setzt er sich dafür ein, dass die Landeskirche ebenso Position bezieht, wie sie es 2017 zum Thema Waffenhandel getan hat, und wie sie z. B. inzwischen die Aktion „Aufschrei! Stoppt den Waffenhandel“ unterstützt.

Im Hinblick auf die Sicherheit der Region ist er dankbar für den von der US-Regierung angekündigten Abzug der Eucom-Kommandozentrale von Stuttgart nach Belgien: „In einem Stellvertreterkrieg wäre Stuttgart ein primäres Angriffsziel“, ist er sich sicher.

„Selig sind die Friedensstifter“

Kein Krieg, kein Beendenwollen eines Konflikts dürfe sich solch schrecklicher Waffen bedienen, erklärt Landesbischof July: „Mit der Atombombe war der nicht mehr einholbare Schrecken in die Welt gesetzt. Deshalb hat das Wort Jesu so große Aktualität: ‚Selig sind die Friedensstifter‘ – das ist ein Auftrag für jede und jeden von uns."


Judith Hammer

Mehr News

  • Datum: 16.04.2024

    Innovationstag: Jetzt anmelden!

    Frische Ideen fürs Gemeindeleben: Unter dem Motto „#gemeindebegeistert – Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ veranstaltet die Landeskirche am 4. Mai einen großen Innovationstag. In Projektpräsentationen und Workshops gibt’s Austausch und Tipps. Jetzt anmelden

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Digitaler Notfallkoffer für die Seele

    Hilfe in persönlichen Krisenmomenten bietet die KrisenKompass-App der Telefonseelsorge fürs Handy und Tablet. Sie bietet Unterstützung, um schnell wieder auf positive Gedanken zu kommen oder bei Bedarf rasch professionelle Hilfe finden zu können.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Zum 200. Todestag von Beata Regina Hahn

    Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn, die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn, Tochter von Johann Friedrich Flattich und Mutter der Schulgründerin Beate Paulus. Als Herausgeberin von Hahns Schriften prägte sie dessen Bild für viele Jahre.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    „Wir beten, dass die zerstörende Gewalt ein Ende nimmt“

    Die Landeskirchen in Württemberg und Baden haben den Jüdinnen und Juden im Land Grüße zum Pessach-Fest übersandt. Darin nehmen Landesbischof Gohl und Landesbischöfin Springhart Bezug auf den Angriff der Hamas wie auch auf den Raketenangriff des Iran auf Israel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    Hoffnung wird durch Menschen vermittelt

    Bei einer religionspolitischen Tagung der SPD-Bundestagsfraktion am 12. April in Berlin unter dem Titel „Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden“ betonte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, wer die Verwurzelung in Jesus Christus spüre, werde für andere zur Hoffnung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.04.2024

    Landesbischof Gohl: "Wir stehen an der Seite Israels"

    "Der Angriff des Iran bedroht die Existenz Israels. Wir müssen daran erinnern, dass alles mit dem Pogrom der Hamas an Israel begann." Gohl weist weiterhin auf die israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas hin.

    Mehr erfahren
  • Datum: 12.04.2024

    Klassik und Pop Hand in Hand

    Die Evangelische Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen hat schon früh einen Studiengang für populare Kirchenmusik eingerichtet und war damit in der EKD Vorreiter. Prof. Thomas J. Mandl und Prof. Patrick Bebelaar erklären, was das Besondere an der HKM ist.

    Mehr erfahren
  • Datum: 11.04.2024

    Woche für das Leben 2024

    Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist zentrale Aufgabe von Politik, Kirche und Gesellschaft. Darauf verweisen die großen christlichen Kirchen in Baden-Württemberg anlässlich der am Samstag beginnenden ökumenischen „Woche für das Leben 2024“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 11.04.2024

    Zum Tod von Pfarrer i.R. Konrad Eißler

    Pfarrer Konrad Eißler ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Landesweit war er bekannt für seine klare Haltung und seine humorvollen Predigten. An der Stiftskirche gründete er die Stuttgarter Jugendgottesdienste, ein zu seiner Zeit neues und einmaliges Format.

    Mehr erfahren
  • Datum: 10.04.2024

    KI: Gerechtigkeit, Bildung, Gemeinschaft

    Beim Thementag „KI, Ethik, Kirche“ auf dem Bildungscampus in Heilbronn ordnete Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl die ethischen Herausforderungen der Nutzung Künstlicher Intelligenz theologisch ein. Hier finden Sie den Wortlaut des Grußwortes von Landesbischof Gohl.

    Mehr erfahren
  • Datum: 10.04.2024

    Thementag „KI, Ethik, Kirche“

    Rund 160 Teilnehmende aus den unterschiedlichsten Bereichen der Landeskirche haben sich auf dem Bildungscampus Heilbronn über Künstliche Intelligenz informiert und die Anwendungsmöglichkeiten in kirchlichen Organisationen diskutiert.

    Mehr erfahren
  • Datum: 10.04.2024

    Segen, Mut & Traubenzucker

    In diesen Wochen stehen an vielen Schulen Abschlussprüfungen an - für Schülerinnen und Schüler eine stressige Zeit. Die Ev. Jugendkirche Stuttgart macht mit einem speziellen PrüfungsSegen Mut und stellt auch anderen Gemeinden Materialien zur Verfügung.

    Mehr erfahren
Mehr laden