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Reformationsjubiläum in Baden-Württemberg

Evangelische Landesbischöfe und Landtagspräsidentin ziehen Bilanz

Stuttgart. Ein positives Fazit des Reformationsjubiläumsjahres haben am Donnerstag, die Bischöfe der evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg, Dr. h. c. Frank Otfried July (Stuttgart) und Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh (Karlsruhe) gemeinsam mit Landtagspräsidentin Muhterem Aras gezogen. Das Reformationsjubiläum mit seinen mehreren tausend Veranstaltungen geht mit landesweiten Gottesdiensten am kommenden Samstag in Mannheim und am Reformationstag selber (Dienstag, 31.10.2017) in Stuttgart zu Ende. Beide Landeskirchen haben das Jubiläumsjahr zu 500 Jahren Reformation unter das Motto „...da ist Freiheit“ gestellt.

Landtagspräsidentin Muhterem Aras sagte: „Ich nehme sehr gerne an dieser Pressekonferenz zum Abschluss des Lutherjahres teil. Ich habe mehrere Veranstaltungen zu 500 Jahre Reformation bestritten und als Präsidentin des Landtags einen eigenen Blick darauf: Zentrales Thema ist für mich Freiheit und Verantwortung. Ohne Freiheit und Verantwortung keine Demokratie."

Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July würdigte, dass auch das Land Baden-Württemberg den Reformationstag 2017 zum gesetzlichen Feiertag gemacht hat. Das zeige: „Reformation war und ist weit mehr als eine innerkirchliche Angelegenheit. Die Reformation ist eine der wirkmächtigsten Ereignisse der neueren Geschichte. Die Auswirkungen prägen bis heute etwa unseren südwestdeutschen Raum – die hohe Dichte an Bildungseinrichtungen, die kirchlichen Seminare sind eine Folge der Reformation, aber auch das Nebeneinanderleben von katholischen und evangelischen Christen. Sie ist von Deutschland ausgegangen, hat sich in Europa ausgebreitet und ist zu einer ‚Weltbürgerin’ geworden.“

Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh würdigte das umfangreiche Engagement der haupt- und ehrenamtlich Tätigen in der Kirche, „mit der die Bedeutung des reformatorischen Aufbruchs nicht nur für die Kirche, sondern für das öffentliche Leben und die Kultur in unserem Land deutlich gemacht wurde“. „So vielgestaltig wie die Reformationen im Südwesten vor 500 Jahren waren, so reich und vielfältig waren die Gottesdienste, Gesprächsabende, Theaterstücke, Aktionen oder kulturellen Angebote zum Jubiläum in Gemeinden, in Schulen und Vereinen, in Einrichtungen und Kommunen im Reformationsjubiläumsjahr“, sagte Cornelius-Bundschuh.

Beide Landesbischöfe betonten die ökumenische Ausrichtung von 500 Jahren Reformation: „Es ist wunderbar, dass wir dieses Reformationsjubiläum zum ersten Mal nicht gegen-, sondern miteinander gefeiert haben“, betonte Cornelius-Bundschuh. So hätten die gemeinsamen Gottesdienste mit den Katholiken ein besonders Gewicht gehabt, um zur „Heilung der Erinnerungen“ beizutragen. Zugleich sei das Reformationsjubiläum grenzüberschreitend mit der protestantischen Partnerkirche im Elsass gefeiert worden. July hob hervor, die „ökumenische Klimaverbesserung ist in diesem Jahr so deutlich wie noch nie zu spüren gewesen, das Miteinander hat eine neue Qualität gewonnen.“ Es gebe mehr Gemeinsames als Trennendes, deshalb habe das Reformationsjahr auch gemeinsam als Christusfest gefeiert werden können. „Wir haben erkannt, dass wir in rasanten gesellschaftlichen Veränderungsprozessen als Kirchen Herausforderungen wie etwa Flucht, Migration, Integration oder auch Digitalisierung möglichst gemeinsam bearbeiten sollten. Und natürlich die Frage: Wie sieht glaubensweckende Verkündigung heute aus.“

Die evangelische Kirche habe im Gedenkjahr weder Luther noch die Reformation verklärt, so Cornelius-Bundschuh, sondern auch „die dunklen Seiten der Reformation deutlich benannt: ihren Antijudaismus, Luthers maßlose Reden gegen die Bauern, die Gewalt im Gefolge der konfessionellen Spaltungen, die Verfolgung der Friedenskirchen und anderer protestantischer Minderheiten.“

Das Reformationsjubiläum habe dazu geführt, dass in der Öffentlichkeit intensiv über die Bedeutung von Kirche und Religion nachgedacht worden sei. „Das hat bei vielen Kirchenmitgliedern zu der Ermutigung geführt: Wir haben etwas dazu zu sagen, wovon der Mensch lebt, was ihn trägt und woran er sich orientieren kann“, erklärte Cornelius-Bundschuh. Außerdem, so Landesbischof July, habe das Motto „...da ist Freiheit“ eine Fülle von Gesprächen ausgelöst darüber, was Freiheit und Glauben oder Religion und die säkulare Gesellschaft miteinander zu tun haben. „Die wertegebundene Freiheit eines Christenmenschen öffnet Gesprächsräume, die wir auch in der heutigen Gesellschaft anbieten können - und mit Orientierung, Orientierungswissen und offenem Gespräch einen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft leisten.“

Für den badischen Landesbischof habe die Reformation gelehrt, „zu unterscheiden zwischen Gott und Mensch: Wir sind Menschen, nicht Gott! Das ist eine wichtige Grenze, die uns daran hindert, totalitär oder gewalttätig zu werden“, sagte Cornelius-Bundschuh. Für July gehört zur Kernbotschaft der Reformation, ‚Ja’ zu Gottes Gnade sagen: „Das ist doch etwas Großartiges. Wo haben Sie das sonst noch in der Welt, dass jemand bedingungslos Ja zu Ihnen sagt? Das hat eine Bedeutung für die Würde eines jeden Menschen weltweit, eines jeden Flüchtlings, eines jeden Ausgegrenzten auch in unserer Gesellschaft. Dieses ‚Ja’ Gottes gibt den Menschen einen aufrechten Gang.“

Oliver Hoesch
Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

Dr. Daniel Meier
Pressesprecher Evangelische Landeskirche in Baden
                                

Am Samstag, 28. Oktober, findet um 15:00 Uhr in der Christuskirche Mannheim ein Gottesdienst mit den evangelischen Landesbischöfen Jochen Cornelius-Bundschuh (Karlsruhe) und Frank Otfried July (Stuttgart) statt. Anschließend sprechen der katholische Erzbischof Stephan Burger (Freiburg) und Ministerpräsident Winfried Kretschmann Grußworte. Um 17:00 Uhr laden die Kirchen zum Empfang im Museum Weltkulturen, u. a. mit Landtagspräsidentin Aras, und die Reiss-Engelhorn-Museen zur Einführung in die Ausstellung „Reformation! Der Südwesten und Europa“ ein.

Der zentrale Gottesdienst zum Reformationsjubiläum mit beiden Landesbischöfen beginnt am Reformationstag, 31. Oktober 2017, um 10:00 Uhr in der Stuttgarter Stiftskirche. Dem Gottesdienst folgt um 12:00 Uhr ein Empfang des Ministerpräsidenten im Neuen Schloss.

Abends wird ökumenisch Gottesdienst gefeiert: Um 18:00 Uhr in der Stuttgarter Stiftskirche mit Bischof Dr. Gebhard Fürst und Landesbischof July sowie um 19:00 Uhr in der Karlsruher Stadtkirche mit Erzbischof Stephan Burger und Landesbischof Cornelius-Bundschuh.

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15.08.2019

Landespressekonferenz in Stuttgart
Landesbischof Frank Otfried July (Württemberg), Landtagspräsidentin Muhterem Aras und Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh (Baden) in der Landespressekonferenz (vlnr)

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15.08.2019

Landesbischöfe und Landtagspräsidentin
Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh (Baden)