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Weihnachtsbotschaft 2017 von Landesbischof July

Auszeit im Zeichen der Krippe: Weihnachten macht Neues möglich

Zum bevorstehenden Weihnachtsfest schreibt Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July:

„Auszeit“ heißt auf Englisch „Timeout“, und deshalb formt im Sport der Schiedsrichter mit den Händen ein großes „T“, wenn ein Team eine Spielunterbrechung haben will, um sich neu zu orientieren.

Was im Sport das „T“, ist an Weihnachten die Krippe. Sie aber steht für eine Auszeit der besonderen Art, für ein ebenso heiliges wie heilsames Timeout. Das haben wir und unsere Welt nötiger denn je. Wir, die wir uns im Hamsterrad des Lebens fast bis zur Besinnungslosigkeit drehen und kaum mehr zur Ruhe kommen. Und unsere Welt, die nach wie vor im Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt gefangen ist und es nicht schafft, sich daraus zu befreien. Atem holen, alte Wege verlassen, sich neu aufstellen, vielleicht sogar einen radikalen Schnitt machen, so lautet das Gebot der Stunde. Weihnachten schenkt die Gelegenheit dazu.

Warum gerade Weihnachten? Ein weihnachtlicher Satz der Bibel gibt die Antwort: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau“ (Galater 4,4). Es war also, als Jesus zur Welt kam, Zeit für eine Zeitenwende. Gott selbst hat sie gewollt und herbeigeführt. Nach dieser Zeitenwende aber soll nichts mehr so sein, wie es vorher war: Der Mensch darf im Wortsinn wieder zu sich kommen, Gewalt kann dem Frieden weichen. Das ist die Botschaft von Weihnachten, das ist die heilsame Erfahrung der heiligen Auszeit, für die die Krippe steht.

Weihnachten gleich heilsam-heilige Auszeit, das heißt konkret: Ja, wir Menschen können an diesem Fest auch die Langsamkeit neu entdecken und uns Zeit für uns selber und für die nehmen, die uns wichtig sind! Was 2017, wo der 4. Advent und Heiligabend zusammenfallen, noch mehr als sonst möglich ist. Gut, dass viele Geschäfte darauf verzichten, an diesem Sonntag zu öffnen: Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Familien haben sich das Timeout verdient! Und ja, auch die Welt als Ganzes bekommt an Weihnachten die Möglichkeit, in sich zu gehen und sich neu auszurichten! Eins ist jedenfalls klar: Mit der weihnachtlichen Zeitenwende ist die alte Zeit abgelaufen und mit ihr die Zeit der Gleichgültigkeit, des Wegsehens, der Selbstgefälligkeit, der Verschwendung, der Ungerechtigkeit, der Vertreibung, der Gewalt, der Folter und des Kriegs. Stattdessen schafft Weihnachten Platz für eine neue Zeit, die ganz im Zeichen von Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Frieden und überhaupt von Menschlichkeit steht. Diese neue Zeit aber ist Gottes Zeit und uns von ihm geschenkt. Wir tragen Verantwortung für das, was aus ihr wird.

Und wenn Weihnachten und mit ihr die heilige Auszeit vorüber sind? Dann gehen wir zurück in den Alltag unseres Lebens und lassen die Welt wissen: Im Zeichen der Krippe haben wir heilsam erfahren, dass es auch anders geht. Und dann legen wir Hand an und bauen mit unseren je eigenen Gaben und Kräften an dieser neuen Welt mit, in der nicht mehr Potentaten das Sagen haben, sondern ein kleines Kind, in dem Gott Mensch geworden und uns damit ganz nahe gekommen ist.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht
Ihr Dr. h. c. Frank Otfried July
Landesbischof