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Drei Tage klingt in Stuttgart Freiheit

Landeskirchenmusikfest eröffnet

Stuttgart. Mit einer „Stunde der Kirchenmusik“ ist am heutigen Freitagabend in der Stuttgarter Stiftskirche das Landeskirchenmusikfest unter dem Motto „…da klingt Freiheit“ eröffnet worden. Dabei würdigte Schirmherr Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July den unverzichtbaren integrativen Beitrag, den die Kirchenmusik in der Gesellschaft leistet. Gestaltet wurde das Konzert von der Stuttgarter Kantorei unter Leitung von Stiftskantor Kay Johannsen sowie der Christophorus-Kantorei aus Altensteig unter Leitung von Michael Nonnenmann.

Landesbischof Dr. h .c. Frank Otfried July sagte bei der Eröffnung: „Der Auftrag der Kirchenmusik im Sinn Luthers heißt Befähigung und Beteiligung. Deshalb bietet in vielen Orten die Kirchenmusik zusammen mit den Musikschulen und Musikvereinen die Möglichkeit zur Gemeinschaftsbildung und musikalischen Betätigung.“ Dies entspreche alter evangelischer Tradition und sei auch die Basis für neue Kooperationen und Aktivitäten zum Beispiel im Ganztagesschulbetrieb, so July weiter: „Ein Ergebnis dieser gemeinsamen Anstrengungen ist der Erfolg von ‚Luther klingt klasse‘ am Sonntag in der Porsche-Arena.“ Zu dem Musikprojekt haben sich rund 7.000 Kinder über Württembergs Schulen oder ihre Chöre angemeldet. Der Landesbischof: „Kirchenmusik leistet in der Gesellschaft damit einen unverzichtbaren integrativen Beitrag, macht Kirche in der Gesellschaft sprach- und dialogfähig, baut Brücken.“

Patrick Bopp, besser bekannt als „Memphis“ von der A-capella-Gruppe „Füenf“, die bei „Luther klingt klasse“ mitwirkt,  und auch in der Stuttgarter Vesperkirche als Chorleiter engagiert, freut sich auf das gemeinsame Singen beim Landeskirchenmusikfest: „Man zeigt sehr viel von sich, wenn man singt. Es braucht Mut zu singen und sich anderen zu zeigen und zu öffnen. Wenn man das über das Singen schaffen kann, ist das toll. Man muss keine Angst haben, einen Fehler zu machen. Falsch singen ist nicht schlimm, es geht um das Miteinander. Das ist ein Stück Freiheit.“

Das Landeskirchenmusikfest findet vom 14. bis 16. Juli in Stuttgart statt und ist Teil des 500-jährigen Reformationsjubiläums. Angelehnt an dessen Losung „... da ist Freiheit“ trägt es das Motto „… da klingt Freiheit“. Einmalig in Form und Größe wird dabei eines der evangelischen Herzstücke gefeiert: die Kirchenmusik.

Am Samstag, 15. Juli, können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in mehr als  50 Musik-Workshops selbst ausprobieren. Das Angebot reicht von klassischem Chorsingen über Gospel bis hin zu Rap. Zudem gibt es beispielsweise Kurse zur Einführung in Stimmbildung, Singen ohne Noten, Tontechnik, in die Orgel und die Glocken der Stiftskirche sowie Cajon-Kurse. Nach den Workshops wird gemeinsam in der Porsche-Arena musiziert. Auch der Samstagabend präsentiert sich mit zehn Konzerten aus unterschiedlichen Musikrichtungen vielfältig: Bei einem großen Open-Air-Konzert tritt „Gospel im Osten“ im Park der Villa Berg auf, es gibt eine Orgel- und eine Chornacht, ein Bachkantaten-Gesprächskonzert, ein Mitmachkonzert für Bläser und das Petrus-Oratorium von Manuela Nägele. Außerdem gibt es Konzerte der Hochschulchöre Stuttgart und Tübingen und des collegium iuvenum Knabenchor Stuttgart sowie eine „Best of Oratorium-Nachtschicht“, bei der das Gottesdienstteam der „Nachtschicht“ die Themen und die Musik kommentiert. Als weiteren Höhepunkt gibt es in der Porsche-Arena einen großen Worship-Event mit den Bands „Könige & Priester“ und „Worship Central“ (Großbritannien).

Am Sonntag, 16. Juli, findet der Landeskinderchortag statt, der mit Kindergottesdiensten in drei Stuttgarter Kirchen startet (Johanneskirche, Markuskirche, Lutherkirche/Bad Cannstatt, jeweils 10:30 Uhr). Im Anschluss führen 7.000 Kinder das Musikprojekt „Luther klingt klasse“ auf – davon 5.500 Schulkinder aus den Klassen 1 bis 6 und 50 Kinderchöre mit ca. 1.000 singenden Kindern sowie Jungbläsern aus dem Bereich der Evangelischen Posaunenarbeit des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg (EJW). Seit einigen Wochen studieren sie alle dafür zwölf Lieder ein, die sie in zwei Vorstellungen mit je 3.500 Kindern in der bereits ausverkauften Porsche-Arena in Stuttgart präsentieren. Diese Lieder werden aber nicht als reines Liederkonzert vorgetragen, sondern sind interaktiver Teil der neu geschriebenen Geschichte „Der mysteriöse Tintenfleck“. Diese spielt auf der Wartburg, wo Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzt hat. Unter der Leitung der Stuttgarter Kantorin und Kirchenmusikdirektorin Gabriele Timm-Bohm, die das Libretto geschrieben hat, wird die Geschichte schauspielerisch von der Kinder- und Jugendkantorei Stuttgart-Vaihingen in der Porsche-Arena präsentiert. Vor der Wartburg-Kulisse des Vaihinger Künstlers Hartmut Mezger unterstützt die Stuttgarter A-cappella-Gruppe "Füenf" die Kinder. Sie präsentieren in der Geschichte nicht nur einige ihrer Songs, sondern sind auch als Schauspieler gefragt. Eine Band um den Pianisten Ralf Schuon und der Landesjugendposaunenchor unter der Leitung von Landesposaunenwart Kirchenmusikdirektor Hans-Ulrich Nonnenmann werden die Kinder begleiten. Die musikalische Gesamtleitung liegt in den Händen des Vorsitzenden des Verbands Evangelische Kirchenmusik in Württemberg, Kirchenmusikdirektor David Dehn. Im Unterschied zu den Gottesdiensten sind die Aufführungen in der Porsche-Arena, die bereits durch die singenden Kinder, deren Eltern und Begleiter restlos gefüllt sein werden, nicht für weitere Besucher offen.

Den Abschluss des Landeskirchenmusikfests bildet die Aufführung von  Felix Mendelssohn-Bartholdys „Elias“ am Sonntagabend (18:00 Uhr) durch die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben sowie die Stuttgarter Philharmoniker in der Liederhalle.

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche