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Flüchtlingsarbeit und Digitalisierung in der Kirche

Sommertagung der Landessynode eröffnet

Heilbronn. Mit einem Gottesdienst in der Heilbronner Kilianskirche wurde die Sommertagung der 15. Württembergischen Landessynode am Donnerstag, 7. Juli 2016, eröffnet. Dekan Hellger Koepf, Biberach, hielt die Predigt.

Berichte zur Flüchtlingsarbeit

"Systematische Übergriffe auf christliche Flüchtlinge in Unterkünften in Württemberg lassen sich nicht belegen", sagte Oberkirchenrat Dieter Kaufmann in einem Bericht zur Flüchtlingsarbeit. Das sei das Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage des Diakonischen Werks Württemberg (DWW). Die in der Abfrage benannten Probleme in Unterkünften seien vorrangig auf fehlende Privatsphäre, psychische Belastungen oder nicht ausreichende Stellenschlüssel zurückzuführen, so der DWW-Vorstandsvorsitzende. Eine Bezugnahme auf religiöse Diskriminierung dürfe weder individuell für andere Zwecke instrumentalisiert werden noch allgemein zu ideologischen Debatten und Überhöhungen führen.

Das Kloster Denkendorf kann aufgrund von Brandschutzvorgaben und weiterem Sanierungsbedarf leider nicht weiter als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden, zu diesem Schluss kam der Finanzausschuss, berichtete dessen Vorsitzender Michael Fritz. Zudem habe man sich bereits auf ein neues Nutzungskonzept geeinigt, das ein Alten- und Pflegeheim vorsieht. Vorleistungen seien erbracht. Bei einem Planungsstopp wäre deshalb mit Schadenersatzforderungen zu rechnen.

Dekan Siegfried Jahn, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Jugend, berichtete der Synode über die Förderung nachhaltiger Integration von Flüchtlingen. Dafür werden Mittel aus dem Flüchtlingspaket III verwendet, das 2015 beschlossen wurde und insgesamt zehn Mio. Euro umfasst. Die Hälfte davon geht in Projekte in den Herkunftsländern der Flüchtlinge. 

„Fluchtursachen bekämpfen“ sowie „Hilfe in den Herkunftsländern“ gehöre mittlerweile zu einer Erkenntnis aller staatlichen Stellen und sei Standard in der Entwicklungszusammenarbeit, sagte Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel in seinem Bericht. "Dass die Hälfte aller Gelder, die für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt werden, von Beginn an für Hilfen in den Herkunftsländern zur Verfügung steht, erlaubt es, dort zu helfen, wo die Menschen ausharren, wo sie weiterhin eine Zukunft in der Region suchen und wo es Chancen gibt, ihre Kinder in Frieden aufzuziehen und auf eine Schule schicken zu können", so Heckel.

Die beiden Resolutionen „Familiennachzug für Flüchtlinge“ und „Einstellung der Abschiebung von Flüchtlingen aus Griechenland in die Türkei“ wurden in den Ausschuss für Kirche, Gesellschaft und Öffentlichkeit zur weiteren Beratung verwiesen. 

Bedeutung und Identifikationswert von Kirchen

Um bei Immobilienentscheidungen neben der ökologischen Dimension zukünftig auch die theologische erfassen und die Beschlüsse der Öffentlichkeit transparent präsentieren zu können, hat die Synode die Einsetzung einer Arbeitsgruppe beschlossen. Die Arbeitsgruppe soll eine Handreichung oder einen Katalog erstellen, der die Bedeutung und den Identifikationswert von Kirchengebäuden und -räumen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Dieser Katalog soll zudem in das „Integrale Gemeindeberatungskonzept“ des Oberkirchenrats als Hilfestellung für die Gemeinden im Umgang mit Kirchen aufgenommen werden.

Digitalisierung in der Kirche 

Um die Kommunikation des Evangeliums über die neuen Medien weiter voranzutreiben, hat der Ausschuss für Kirche, Gesellschaft und Öffentlichkeit beantragt, eine Digitalisierungskommission und eine Stabsstelle mit dem Spezialgebiet „Digitalisierung“ einzurichten. Der Antrag, eingebracht durch die Ausschussvorsitzende Franziska Stocker-Schwarz, wurde mit großer Mehrheit angenommen. In diesem Zusammenhang soll, so ein weiterer Antrag, die Struktur der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit überprüft und neu geordnet werden. Vorrangig sollen weit verbreitete digitale Endgeräte wie Smartphones auch für den kirchlichen Gebrauch nutzbar gemacht werden. Beantragt wurde, nach und nach ein digitales Gesangbuch zu entwickeln, das folgende Funktionen beinhalten soll: grafische Darstellung der Lieder mit Texten und Noten (transponierbar), frei wählbare Notenvarianten für z. B. Chor, Band, Klavier, Bläser etc., Karaoke-Versionen und die Möglichkeit, die Lieder anzuhören. Der Antrag wurde in den Finanzausschuss verwiesen. Ein weiteres digitales Projekt soll unter dem Arbeitstitel „Familie evangelisch“ über religiöse Erziehung und Alltagsfragen informieren. Dies soll in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Gemeindeblatt und dem Evangelischen Medienhaus erfolgen.

Der Freitag steht ganz unter dem Schwerpunkttag „Reformation – Eine Welt und Gerechter Friede“. Gegen 18:30 Uhr findet in Heilbronn ein Abend der Begegnung mit dem Kirchenbezirk Heilbronn statt.

Kirchenrat Dan Peter
In Vertretung von Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche